Eine umstrittene Gewichtsregel stellt Skeleton-Fahrerin Viktoria Hansova vor große Probleme. Ihr Traum von den Olympischen Winterspielen ist erstmal geplatzt.

Auch für die deutsche Skeleton-Juniorenweltmeisterin Viktoria Hansova wären die Olympischen Winterspiele im kommenden Februar eigentlich der Saisonhöhepunkt gewesen. Doch der Olympia-Traum der 21-Jährigen ist geplatzt. Der Grund: Ihr Gewicht.

Im Interview mit der "Welt" spricht die junge Athletin über die umstrittene Gewichtsregel in ihrer Sportart und schildert eindrücklich, wie sehr sie in den vergangenen Wochen und Monaten damit zu kämpfen hatte.

Denn im Skeleton gibt es keine Gewichtsklassen, sondern lediglich eine fixe Grenze: Sportlerin und Schlitten dürfen zusammen nicht mehr als 102 Kilogramm wiegen. Bei den Männern sind es 120 Kilo.

"Durch die Regel wird Größe plötzlich zum Nachteil."

Skeleton-Fahrerin Viktoria Hansova

Ein Schlitten wiegt zwischen 29 und 37 Kilo, wegen ihrer Körpergröße von 1,78 Meter bleiben Hansova dann nur rund 70 Kilogramm Körpergewicht, um die Grenze nicht zu überschreiten. "Durch die Regel wird Größe plötzlich zum Nachteil. Ich hatte früher nie Gewichtsthemen, aber ich baue sehr schnell Muskulatur auf. Und Muskulatur ist nun mal Gewicht", sagt Hansova.

Die Obergrenze für das Gewicht hat in gewisser Weise mit gleichen Bedingungen für die Athletinnen und Athleten, und damit auch mit Fairness, zu tun. Denn je schwerer Schlitten und Sportlerin bzw. Sportler sind, desto schneller geht es auch den Eiskanal hinunter. Was das Ganze jedoch deutlich erschwert, ist die Tatsache, dass die Körpergröße der Skeleton-Fahrerinnen und -fahrer nicht miteinbezogen wird.

Im Sommer trainierte Hansova eifrig, unter anderem durch Sprint- und Krafttraining stieg ihr Gewicht von rund 71 auf 76 Kilo. "In Lillehammer – da waren Qualifikationsrennen für den Weltcup und die Olympischen Spiele – lag ich dann mit Schlitten bei 106 Kilogramm. Das wäre über dem Limit gewesen", erklärt Hansova.

Viktoria Hansova bei der Ausübung ihres Sports. © imago images/foto2press/Steffen Proessdorf

Hansova überlegte sich, ihre Haare abzuschneiden

Die Folge: In der Woche vor dem Rennen habe sie sich nur noch mit dem Gedanken beschäftigt, wie sie unter die Gewichtsgrenze kommen kann, "und da ist aus Stress schnell Druck geworden".

Hansova schildert teilweise mit schockierenden Worten, wie sie versuchte, genug Körpergewicht einzusparen. Sie aß kaum noch etwas, duschte heiß, um Flüssigkeit zu verlieren, und zog kurz vor dem Start des Wettkamps ihren Sport-BH aus, um einige zusätzliche Gramm zu verlieren. "Ich habe sogar überlegt, mir die Haare abzuschneiden. Das klingt lustig, ist aber im Kern ziemlich erschreckend", sagt Hansova.

Hansova wünscht sich Anpassung von Gewichtsregel

Durch ihre Maßnahmen landete die Skeleton-Fahrerin am Ende bei genau 102 Kilo, die sportliche Norm verpasste sie allerdings. Hansova dazu: "Die Fahrt war nicht gut, weil ich einfach leer war und mental nicht bei mir. Danach haben wir am Schlitten noch Kleinigkeiten angepasst, aber im Grunde war klar: So kann ich nicht dauerhaft arbeiten."

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Für die Zukunft wünscht sich die 21-Jährige eine Anpassung der Gewichtsregel – "vor allem mit Blick auf Gesundheit und Fairness. Wenn das politisch nicht durchsetzbar ist, wäre zumindest eine Kategorisierung nach Körpergröße ein Schritt."

Damit der Olympia-Traum von Athletinnen und Athleten künftig nicht mehr am eigenen Gewicht scheitert.

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