Nach dem Sturz vom Pferd sofort zurück in den Sattel – so heißt es oft. Denn die Angst, erneut zu stürzen, soll sich gar nicht erst einbrennen. Aber was, wenn Du Dich danach trotzdem erstmal unsicher beim Reiten fühlst? Oder wenn Du Dich bei dem Sturz so verletzt hast, dass Du eine Reitpause einlegen musstest? Mit diesen Tipps stärkst Du Dein Selbstvertrauen.

Dieser Text beginnt mit einem Geständnis: Ich bin in meiner ersten Reitstunde vom Pferd – oder besser gesagt: vom Pony – gestürzt. Danach habe ich mich zum Glück schnell wieder in den Sattel getraut. Einige Jahre später bei meiner ersten Springstunde dasselbe: Gleich zweimal bin ich vom Pony gesegelt. Und ein paar Unterrichtsstunden später habe ich bei einem Sturz vom Pferd mit dem Rücken sogar die Stangen vom Hindernis geräumt. Autsch!

Während mich der erste Sturz vom Pferd zum Glück nicht gänzlich vom Reiten abbringen konnte, war es mit meiner Springkarriere recht schnell wieder vorbei. Ich fing an, schon vorm Training nervös zu werden, bei jedem Sprung flatterten die Nerven. Im Nachhinein denke ich: Ich hätte viel mehr dafür tun können, mein Selbstvertrauen in dieser Zeit zu pushen.

Dir geht‘s gerade ähnlich? Dann habe ich hier für Dich fünf Tipps von Expertinnen und Experten gesammelt, mit denen Du nach dem Sturz vom Pferd wieder angstfreier in den Sattel steigen kannst:

1. Fang unten an

Die "FEI" rät: Wer im Umgang mit Pferden Selbstvertrauen (zurück)gewinnen will, muss sich nicht sofort wieder aufs Pferd schwingen. Stattdessen können Bodenarbeit und Longieren dabei helfen, (wieder) in eine Beziehung zum Pferd zu gehen.

Ein paar Themen, die Du mit Deinem Pferd trainieren kannst:

  • geduldig geführt werden
  • stehen bleiben
  • Rückwärtsrichten

Und: Du musst nicht sofort wieder ins Training gehen. Es reicht schon, einfach Zeit mit Pferden zu verbringen. Verrichte Stallarbeiten, beobachte die Pferde auf der Weide, putze oder massiere Dein Pferd ausgiebig. So lernst Du gleichzeitig viel über die Körpersprache der Tiere und wie Pferde mit uns kommunizieren.

2. Zurück zu den Basics

Pferde spüren sehr genau, wenn wir unsicher oder ängstlich sind. Deshalb solltest Du Dich nicht sofort wieder in Aufgaben stürzen, die neu für Dich sind und Dich nervös machen. Begib Dich stattdessen lieber auf sicheres Terrain und arbeite an den Grundlagen. Das schadet ohnehin nie und sorgt dafür, dass Du das Vertrauen in Dein reiterliches Können zurückgewinnst.

Ein weiterer Tipp der "FEI": Parallel kannst Du durch andere Sportarten an Deiner Fitness und Kraft arbeiten. Das hilft Dir im Sattel – und das Gefühl von körperlicher Stärke kann sich schnell in mentale Stärke verwandeln.

Wenn‘s alleine nicht klapptWichtig: Je nach Art des Unfalls und der Stärke der Verletzungen kann ein Sturz vom Pferd auch eine Art Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) auslösen. Dann solltest Du Dir nach Möglichkeit auch ärztliche und/oder therapeutische Unterstützung holen!

3. Konzentrier Dich auf Deinen Atem

Wir müssen nicht aktiv atmen, das machen wir schließlich ganz automatisch – oder? Tatsächlich neigen wir Menschen dazu, in stressigen Situationen nur noch flach zu atmen oder den Atem sogar anzuhalten. Ein Teufelskreis, denn ruhiges, gleichmäßiges Atmen würde unserem Körper helfen, wieder zu entspannen.

Versuche deshalb mal beim Reiten ganz bewusst darauf zu achten, wie und in welchem Rhythmus Du Luft holst. "Pferde sind sehr sensible für Atemgeräusche in ihrer Umgebung und könnten sich anspannen, wenn Du den Atem anhältst", so die "FEI".

Am besten übst Du schon außerhalb des Sattels verschiedene Atemübungen, die Dir helfen, in stressigen Situationen fokussierter zu bleiben. (Zum Beispiel, wenn Du Dich nach einem Sturz wieder aufs Pferd setzen möchtest.) Du musst jetzt kein Meditations- oder Achtsamkeits-Profi werden, aber Du wirst sehen: Je öfter Du Dir im Alltag Deiner Atmung bewusst wirst, desto öfter klappt das auch auf dem Pferd.

Richtiges Atmen hilft bei der Stressbewältigung.
Richtiges Atmen hilft bei der Stressbewältigung. © Foto: pixabay.com/Alexandra (Symbolfoto)

4. Lerne die Sprache Deines Pferdes

Manchmal scheint ein Sturz aus dem Nichts zu kommen: Das Pferd scheut oder springt plötzlich zur Seite – und schon liegst Du auf dem Boden. Doch meistens deuten sich selbst scheinbar plötzliche Bewegungen schon vorher an. Deshalb kann es helfen, die Körpersprache Deines Partners auf vier Hufen genau zu lesen und zu verstehen.

Du liebst Pferde genauso sehr wie wir?
Dann bist Du bei Pferde.de genau richtig. Denn hier erhältst Du exklusive Storys aus dem Reitstall und spannende Ratgeber rund um die Welt der Pferde.

Die Klassiker:

  • angelegte Ohren – als Ausdruck von Angst oder Aggression
  • Kopf tief zwischen die Vorderbeine nehmen – bevor das Pferd losbuckelt
  • mit den Vorderhufen ein paar Mal leicht hüpfen – bevor das Pferd steigt

Erkennst Du die ersten Anzeichen von Verhalten mit großem Sturz-Potential, schaffst Du es vielleicht noch, Dein Pferd zu beruhigen. Zum Beispiel, indem Du summst.

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5. Nach dem Sturz zurück aufs Pferd – aber vielleicht auf ein anderes

Sobald es geht: zurück aufs Pferd – das rät Berufsreiterin Roma Bourke im "Irish Sport Horse Magazine". Sie kennt selbst die Scheu davor, sich nach einem Sturz wieder in den Sattel zu trauen – hatte aber als Berufsreiterin keine Wahl. Deshalb rät sie, sich zunächst auf ein besonders sanftes und zuverlässiges Pferd zu setzen. Am besten zusammen mit einer Stallfreundin oder mit einem Trainer, dem man vertraut. Denn geteiltes Leid ist doppelte Freud – das gilt auch beim Reiten.

Reite so, wie es Dir am meisten Spaß macht. Und überlege genau, was Du in Deiner Praxis verändern musst, damit die Lust am Reiten neu entfacht.  © Pferde.de