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Auf der "No-List"
Von
Alina Lingg
Zerstörte Ökosysteme, hohe Mieten oder der Verlust kultureller Identität: Der steigende Besucherandrang kann in Urlaubsregionen massive Auswirkungen nach sich ziehen. Die "No-List" des US-Reisemagazins "Fodor's" zeigt, welche Destinationen 2026 von Touristen gemieden werden sollten – weil sie dringend eine Pause brauchen.
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Die "No-List" soll dabei keine reine Verbotsliste sein. Sie lädt dazu ein, das Reisen bewusster zu gestalten und weist auf Orte hin, die unter massivem touristischem Druck stehen. Die Botschaft lautet: Diese Orte brauchen Zeit zum Durchatmen – nicht für immer, sondern jetzt.
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Antarktis: "Gehört auf die Bucketlist von niemandem"
Im nächsten Jahr gemieden werden sollte demnach unter anderem die Antarktis. Sie ist der kälteste und trockenste Kontinent der Erde. Die Temperaturen können hier auf bis zu minus 70 Grad sinken. In diesen extremen Bedingungen leben an den Küsten Pinguine, Robben und unzählige Meeresvögel. Der Kontinent spielt eine entscheidende Rolle für das globale Klima. Das Problem: Die Antarktis empfing zwischen 2023 und 2024 bereits 120.000 Besucherinnen und Besucher – eine Zahl, die sich bis 2033 verdoppeln könnte.
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Kleine Expeditionsschiffe bringen immer mehr Menschen an einen Ort, der extrem empfindlich ist. "Leider hat sich die Antarktis im letzten Vierteljahrhundert eher in Richtung Massentourismus als in Richtung traditioneller Ökotourismus entwickelt", sagt Mike Gunter, Lehrstuhlinhaber am Rollins College in Florida, der sich mit Ökotourismus und Umweltpolitik befasst, gegenüber "Fodor's". Selbst die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die dem Ökotourismus am wohlwollendsten gegenüberstünden, sind sich laut "Fodor's" einig: "Die Antarktis gehört auf die Bucketlist von niemandem."
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Kanaren: "Die Kanaren haben ein Limit"
Auch die beliebten Kanarischen Inseln stöhnen unter der Touristenlast: Allein in der ersten Hälfte des Jahres 2025 begrüßten die Inseln 7,8 Millionen Besucher. Die Folgen sind gravierend: Verkehrschaos, explodierende Mietpreise durch Airbnb-Apartments und Wasserknappheit. Täglich fließen 100 Millionen Liter unbehandeltes oder kaum behandeltes Abwasser ins Meer und verschmutzen die Strände.
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Um gegen Massentourismus ein Zeichen zu setzen, gingen in der Vergangenheit bereits tausende Einheimische unter dem Motto "Canarias tiene un límite" ("Die Kanaren haben ein Limit") auf Inseln wie Teneriffa auf die Straße.
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Glacier-Nationalpark: Wenn schmelzende Gletscher Touristen anlocken
Auch der Glacier-Nationalpark im US-Bundesstaat Montana braucht laut "Fodor's" eine Verschnaufpause. Dort treibe der Klimawandel selbst den Tourismus an: Von ursprünglich 150 Gletschern existieren nur noch 27 – bis 2030 könnten alle verschwunden sein. Das locke "Last-Chance-Touristen" an, die die Gletscher sehen wollen, bevor sie für immer verschwinden.
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2024 kamen 300.000 Besucher mehr als im Vorjahr. Michael Jamison von der National Parks Conservation Association warnt vor einem "Nachhaltigkeitsparadoxon": "Mehr Besucher tragen zur Zerstörung der Orte bei, die sie eigentlich besuchen wollen."
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Isola Sacra: Neuer Hafen direkt vor Rom
Südwestlich von Rom liegt die Isola Sacra, zu Deutsch "Heilige Insel", direkt am Meer. Sie ist vor allem für ihre archäologischen Stätten bekannt. Isola Sacra ist ein überwiegend ruhiges Wohngebiet mit maritimer Atmosphäre, geprägt von kleinen Häfen und Kanälen. Doch die Ruhe könnte bald vorbei sein.
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Denn in der kleinen Küstengemeinde soll ein riesiger neuer Hafen für Kreuzfahrtschiffe mit bis zu 6.000 Passagieren entstehen. Die Arbeiten begannen im Jahr 2024 und sollen voraussichtlich im Dezember 2026 abgeschlossen sein. Kritiker warnen vor dramatischen Eingriffen in ein ökologisch vielfältiges Gebiet. Trotz Widerstands von Umweltschützern wird das Projekt weiter vorangetrieben.
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Jungfrau-Region: Steigender Druck auf Wohnraum
Die spektakuläre Bergwelt der Jungfrau-Region in der Schweiz zieht immer mehr Besucherinnen und Besucher an. Kabelbahnen, Parkplätze, Aussichtspunkte, Wanderwege – sie alle sind oftmals überfüllt und abgenutzt. Gleichzeitig schmelzen die Gletscher und die Naturpfade leiden unter der täglichen Belastung.
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Selbst die einst ruhigen Wasserfälle von Lauterbrunnen sind inzwischen das Ziel von zahlreichen Reisenden. Auch in der schweizer Jungfrau-Region führen die Touristenströme zu einem steigenden Druck auf Wohnraum, denn viele Unterkünfte werden zur touristischen Vermietung genutzt.
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Mexiko-Stadt: Verlust der kulturellen Identität
Die lebendige, kulturell vielfältige Hauptstadt Mexikos ist eine der größten Metropolen der Welt. Auch für Touristinnen und Touristen wird Mexiko-Stadt immer beliebter: Die Zahl der Kurzzeitvermietungen, etwa über Plattformen wie Airbnb, ist um 86 Prozent gestiegen. Der Zustrom ausländischer Besucher und digitaler Nomaden hat auch Einfluss auf die Kultur genommen. Dazu gehören die Abschwächung der Schärfe in Restaurants, um dem Geschmack ausländischer Gäste gerecht zu werden, und die weit verbreitete Verwendung der englischen Sprache.
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Zwischen 2000 und 2018 haben sich in einigen Vierteln der Hauptstadt die Immobilienpreise außerdem verachtfacht. All das führte zu Spannungen und Unzufriedenheit bei einigen Einheimischen. Am 4. Juli 2025 brachen in Mexiko-Stadt etwa Demonstrationen gegen Gentrifizierung aus. Einige Proteste arteten in Gewalt aus, Touristen wurden belästigt, Geschäfte geplündert.
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Mombasa: Müllprobleme und Ressourcenverknappung in Kenias Küstenperle
Kenias älteste Küstenstadt Mombasa erlebt einen beispiellosen Tourismusboom. Der Kreuzfahrt-Verkehr stieg 2024 um 164 Prozent, 70 Prozent aller Küstentouristen besuchen die Stadt. Das Problem: Kenia fehlen Daten zur Tragfähigkeit – niemand weiß, wie viele Touristinnen und Touristen die Region verkraften kann.
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Einige Folgen der Touristenflut zeichnen sich bereits ab: Die Küstenstadt kämpft mit Müllproblemen, überlasteter Infrastruktur, Ressourcenverknappung und Umweltverschmutzung. Die Menschenmassen würden laut Juliet W. Muchiri, Dozentin für Tourismus und Gastgewerbe an der Presbyterian University of East Africa, auch soziale Probleme wie Drogenmissbrauch und Sextourismus fördern.
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Montmartre: Pariser Künstlerviertel wird unbezahlbar
Das romantische Künstlerviertel Montmartre in Paris kämpft mit einem Ansturm: Die Basilika Sacré Coeur zieht jährlich elf Millionen Besucher an – sogar mehr als der Eiffelturm. Die Folgen: Immobilienpreise stiegen in diesem Viertel innerhalb eines Jahres um 35 Prozent.
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Die steigenden Mieten, der Verlust traditioneller Treffpunkte und die zunehmende Kommerzialisierung machen den Alltag der Bewohner schwerer und das Viertel weniger authentisch. Manche befürchten, Montmartre könnte seine Identität verlieren.
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