Physiker haben erstmals die Basis aller chemischen Reaktionen sichtbar gemacht: Sie beobachteten die Bewegung eines Valenz-Elektrons durch ein reagierendes Molekül. Die Aufnahmen mittels Röntgenlaser enthüllen, wie sich die Position des Elektrons im Molekül verändert und welche Bindungen dadurch aufbrechen. Sie zeigen aber auch die „Abzweigungen“ in zwei mögliche Reaktionswege. Diese Beobachtungen geben damit wichtige Einblicke in die Prozesse hinter den chemischen Reaktionen.
Elektronen sind die Basis aller Chemie. Denn durch sie entstehen chemische Bindungen, halten Moleküle zusammen oder zerfallen wieder. Je nach Bindungstyp geben Atome dabei entweder einige ihrer Außenelektronen ab oder sie teilen sich diese Valenzelektronen – beispielsweise durch verschmelzende Elektronenorbitale. Entsprechend wichtig ist es, das Verhalten der Elektronen in einem Molekül möglichst genau zu kennen.
Maskiert und extrem schnell
Doch gerade die Valenzelektronen sind extrem schwer direkt zu beobachten – erst recht während einer chemischen Reaktion. Denn die Prozesse in den beteiligten Molekülen laufen innerhalb von Femtosekunden ab – einer Billiardstel Sekunde. Eine so hohe zeitliche Auflösung erreichen nur spezielle Röntgenlaser, die die Moleküle mit kurzwelligem, kohärentem Röntgenlicht beschießen und so die Bewegung der Atome quasi einfrieren. Dies hat beispielsweise enthüllt, wie Bindungen entstehen, sich umlagern oder auflösen.
Das Problem jedoch: Die Röntgenstrahlen dieser Laser interagieren mit allen Elektronen im Molekül – auch denen der inneren Atomhüllen, die nicht am Bindungsgeschehen teilnehmen. „Dadurch sind solche Aufnahmen von den inneren Elektronen und Kernstreuungsreaktionen dominiert“, erklären Ian Gabalski vom SLAC National Accelerator Laboratory in Kalifornien und sein Team. „Dies maskiert die Signaturen der chemisch entscheidenden Valenzelektronen.“ Bisher konnte deren Bewegung bisher noch nie direkt beobachtet und zeitlich hochaufgelöst verfolgt werden.









