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Mobiltelefone vom Autohersteller Porsche am Ohr

Früher war der Autoschlüssel ein Statussymbol. Doch seit diese Dinger aussehen wie Scheckkarten oder Flaschenöffner, übernimmt das Mobiltelefon diese Rolle. Kein Wunder, dass immer mehr Autohersteller ihr Logo aufs Handy prägen. Porsche entwirft sogar ein eigenes Gerät.
Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig?

Was den Amerikanern das iPhone, könnte für Europäer bald das P'9521 sein. Denn hinter dem schlichten Typkürzel verbirgt sich - sozusagen als indirekte Antwort auf das lang ersehnte Handy von Apple - das erste Telefon, das bei Porsche Design entstanden ist und zum heißesten Handy der Saison werden könnte. Dabei trägt der aus einem massiven Aluminiumblock gefräste Flachmann mit dem Innenleben des französischen Unternehmens Sagem anders als viele Geräte der Konkurrenz nicht nur den ebenso schnellen wie bekannten Namen, sondern auch die Handschrift der hauseigenen Designer.

Allerdings steht in diesem Fall der Name nicht für Sportwagen, sondern für eine Designschmiede, die 1972 von Ferdinand Alexander Porsche gegründet wurde und heute "als eine der führenden Luxusmarken im Segment hochwertiger Herren-Accessoires" gilt, wie das Eigenlob der Firma formuliert.

Der Faszination für das Design des neun Zentimeter langen, fünf Zentimeter breiten und zwei Zentimeter dicken Telefons, das dank eines doppelten Scharniers auch aufgeklappt und als Digitalkamera genutzt werden kann, tut die Distanz zur Straße keinen Abbruch. Im Gegenteil: Während man zum Beispiel für das Navigationssystem des Cayenne erst einmal einen Blick in die Bedienungsanleitung werfen muss, soll man sich auf dem Display des P'9521 fast blind zurechtfinden können.

Nicht einmal einen Zündschlüssel respektive PIN-Code braucht man für das 140 Gramm schwere Schmuckstück. Ein Sensor erkennt den Benutzer am Fingerabdruck und schaltet das Gerät automatisch frei. Dazu gibt's eine Digitalkamera mit 3,2 Megapixeln, E-Mail-Service, Internetbrowser und einen eingebauten MP3-Player. Fehlen nur noch die passenden Klingeltöne - aber die kann man entweder am Auspuff aufnehmen oder auf der Internetseite von Porsche herunterladen.

Natürlich muss man keinen Porsche fahren, wenn man mit dem Porsche-Handy telefonieren möchte. Doch weit auseinander liegen die Zielgruppen nicht: Schließlich wird das ab Herbst lieferbare Gerät exorbitante 1200 Euro kosten, schätzt man in der Telekom-Branche.

Auch die Kunden von Lamborghini, Aston Martin oder Ferrari müssen nicht mehr zum schnöden No-Name-Handy greifen. Und umgekehrt kann mit den feinen Autonamen auch derjenige protzen, bei dem es nur zum Telefon und nicht auch zum Zündschlüssel reicht. Und damit es spannend bleibt und man die Geräte nicht gleich in jedem Handy-Shop bekommt, werden sie häufig nur in limitierten Serien aufgelegt und beim Preis oft deutlich über der neutralen Variante positioniert.

Aktuelle Handymodelle erhalten einfach ein Auto-Logo

Dabei bedienen sich die Autohersteller in der Regel aktueller Trendmodelle von Nokia oder Motorola, deren Design ein wenig angepasst und deren Display neu programmiert wird. Auf dem Gehäuse prangt dann eben das Flügel-Logo von Aston Martin, das springende Pferd von Ferrari oder der angriffslustige Stier von Lamborghini. Und wenn man das Gerät anschaltet, schimmert im Monitor statt des Logos des Handyherstellers ein automobiles Markenzeichen oder das Foto eines Sportwagens. Die Grenzen des guten Geschmacks werden dabei allerdings auch mal überschritten. Denn so, wie ein Hummer auf der Straße aus der Reihe fällt, sprengt auch das entsprechende Telefon die Grenzen - es ist auf Wunsch sogar in Tarnfarben-Optik zu haben.

Mit dem Porsche am Ohr und dem Ferrari für die Wechselsprechanlage ist es aber beleibe noch nicht getan. Schließlich gibt es nach wie vor telefonfreie Zonen, in denen man selbst mit einem 500-PS-Handy keinen Staat machen kann. Doch keine Sorge, auch daran haben die ersten Autohersteller schon gedacht. Während der gemeine Sportwagenfahrer sein Telefon zumindest im Flugzeug stecken lassen muss, trumpfen die Kunden von Lamborghini und Hummer ganz lässig auf, wenn sie den Laptop zum Auto aus dem Aktenkoffer ziehen. Nicht umsonst sind beide Geräte so auffällig gestaltet, dass man sie beim besten Willen nicht übersehen kann.