Opel Antara CDTI Mehr Dampf im Kessel
Da soll noch einer sagen, Automobilhersteller seien nicht kritikfähig. Dass es manchmal mit der Reaktion auf Mäkeleien schneller geht als man denkt, zeigt Opel jetzt beim Antara. Der Geländewagen ist zwar erst seit Ende letzten Jahres auf dem Markt, doch bereits jetzt legen die Hessen zum ersten Mal Hand an und machen insbesondere dem Dieselmodell Beine. Denn nachdem bei den ersten Typen mit Selbstzünder heftige Kritik am lahmen Anfahrverhalten laut wurde, haben sich die Entwickler den Dieselmotor noch einmal vorgenommen und aufgepäppelt.
Natürlich kann man in ein paar Monaten keinen neuen Motor konstruieren zumal der Antara ja auch als Chevrolet Captiva verkauft und zudem bei der Konzernschwester in Korea gebaut wird. In diesem Fall aber reichten schon ein paar Kniffe aus, um dem Zweilitermotor ein wenig mehr Dampf einzuimpfen, den man insbesondere beim Anfahren spürt. "Wir haben die Software überarbeitet, die Kupplung modifiziert und das Getriebe kürzer übersetzt", erläutert Ingenieur Andraes Nöth das Maßnahmenpaket, das Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen soll. Nöth versichert: "In den Messwerten kann man den Unterscheid kaum ablesen, doch am Steuer ist er deutlich spürbar."
Auf der Testfahrt gibt der neue Diesel jetzt tatsächlich eine ganz ordentliche Figur ab. Die Sprintzeit von 10,3 Sekunden bleibt zwar unverändert, und die Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h ist nichts Aufsehenerregendes. Doch wer nun an der grünen Ampel aufs Gas tritt, der spürt deutlich früher als bislang, dass der Selbstzünder stattliche 320 Nm auf die Straße bringt. Kleinwagen also preschen nicht mehr einfach so vorbei.
Der Feinschliff stärkt die Position der Hessen auf einem Markt, der ohnehin vom Diesel dominiert wird. Produktmanager Peter Vos rechnet damit, dass sich 87 Prozent der Kunden für den Selbstzünder entscheiden werden. Dafür zahlen sie im Vergleich zum Basis-Benziner mit 2,4 Litern Hubraum und 140 PS einen Aufpreis von fast 4000 Euro - immerhin ist in dieser Summe auch der Rußpartikelfilter inklusive. Doch bei einem Verbrauchsunterschied von gut zwei Litern je 100 Kilometer hat man den Mehrpreis bald wieder ausgelichen. Zumal der Vergleich ohnehin hinkt. Denn als einzige echte Alternative zum Diesel muss der V6-Benziner mit 227 PS gelten, der aber nicht nur zwei weitere Liter Kraftstoff mehr verbraucht, sondern auch 4000 Euro teurer ist. Und mehr Fahrspaß macht er auch nicht.
Übertragen wird die Kraft von einem Allradantrieb mit einer "intelligenten Kraftverteilung" (Nöth). Denn wo man keinen Allrader braucht, fährt der Antara auch nicht als Allradler. Erst wenn es glatt und rutschig wird, wird Drehmoment nach hinten geleitet. "Einen Knopf dafür sucht man vergebens, das geschieht automatisch, sagt der Entwickler. Trotzdem gehen Abenteurer im Cockpit nicht ganz leer aus. Denn immerhin gibt es einen Schalter für die Bergabfahrhilfe, mit deren Unterstützung sich auch Familienväter auf glatten Gefällstrecken mal kurz wie ein Expeditionsleiter fühlen dürfen, weil sie eine originäre Geländewagen-Funktion abrufen.
ESP hilft nun auch im Anhängerbetrieb optimal
Unabhängig von der Wahl des Motors hat Opel noch ein paar weitere Details am Antara ergänzt. Die Optik des Innenraums bleibt allerdings weitgehend unangetastet: ein gutes Dutzend aluminiumfarbene Zierteile, ein witzig modelliertes Lenkrad und ein paar vornehme Blenden, geblieben ist leider auch die eher durchschnittliche Material- und Verarbeitungsqualität. Doch dafür hat das ESP jetzt ein Zusatzprogramm für den Anhängerbetrieb, und es gibt jetzt ein variables Stausystemen mit mehr Möglichkeiten. Flexibilität gehört mittlerweile zu den wichtigen Säulen im Denken der Entwickler, sagt Andreas Nöth, "ohne die ist ein Auto kein Opel."
Für den Antara bedeutet das: Es gibt zwei Metallschienen im Kofferraum, in denen sich allerlei Netze, Haken oder Haltestangen befestigen lassen, um die Ladung zu ordnen und zu sichern. Außerdem gibt es nun auch den vom Kleinwagen Corsa bekannten Fahrradträger Flex-Fix, der für einen Aufpreis von 650 Euro ab August ausgeliefert wird. Mit wenigen Handgriffen kann er Magier Copperfield lässt grüßen wie eine Schublade aus dem hinteren Stoßfänger herausgezogen und mit zwei Mountainbikes beladen werden. Oder mit anderen sperrigen Teilen. Schon jetzt gibt es für diese Halterung auch eine spezielle Kiste, in der all das verschwindet, "was man vielleicht lieber nicht direkt im Auto befördern will", sagt Nöth. Für weitere Vorschläge und Transportaufgaben sind die Entwickler bei diesem System durchaus offen. Nöth: "Da ist noch Raum für Phantasie."