Boombranchen Rosige Aussichten auf 2007
Autoauslieferung (in der VW-Autostadt in Wolfsburg): Die deutsche Automobilindustrie steuerte 2006 und wohl auch 2007 auf Produktionsrekorde zu. Die Nachfrage nach deutschen Fahrzeugen wächst weltweit. Knapp vier Millionen Autos werden in diesem Jahr wohl exportiert. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbands der Automobilindustrie, betont allerdings, dass sich das Geschäft künftig stärker im Ausland abspielen werde; die Produktion im Ausland sei kostengünstiger.
Boombranche Elektroindustrie: Nachdem sich Technikfans mit den flachen Bildschirmen und Digitalkameras eingedeckt haben, entdecken immer mehr Normalverbraucher die Vorzüge der neuen Technik. Zumal diese inzwischen im Preis gesunken ist und die Qualität sich verbessert hat. Christian Dreger vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin sagt, der Produktionszuwachs liege deutlich unter dem Verkaufszuwachs, da ein Großteil der Ware importiert werde.
Einkaufspassage (in Hamburg): Der private Konsum hat im vergangenen Jahr wieder deutlich zugenommen, der Konsumklimaindex der Gesellschaft für Konsumforschung erreichte für Dezember den höchsten Wert seit fünf Jahren. Allerdings sei ein Grund für die Einkaufsfreude auch, dass die Verbraucher versuchten, die höheren Preise zum Jahreswechsel durch die um drei Punkte angehobene Mehrwertsteuer zu umgehen. Der Einzelhandel befürchtet durch die seit heute um drei Punkte auf 19 Prozent angehobene Mehrwertsteuer Kaufzurückhaltung und Jobverluste.
Nachfrage nach deutschen Maschinen: Die Maschinenbaubranche boomt - so sehr, dass sie in Schwierigkeiten gerät. Nach Angaben des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) können bundesweit rund 22.000 Ingenieursstellen nicht besetzt werden, davon die meisten im Maschinenbau. Grund für die gestiegene Nachfrage nach Maschinen sieht der Verein im konjunkturellen Aufschwung. Der Fachkräftemangel habe seinen Grund aber auch an der zurückgegangenen Zahl der Studienanfänger in Ingenieursfächern.
Großbaustelle (in Berlin): Nach Jahren des Rückgangs verzeichnete die Baubranche 2006 wieder Zuwächse - zum ersten Mal seit Anfang der neunziger Jahre, als im Zuge der Wiedervereinigung viel gebaut wurde. Das Wachstum in der Branche geht nach Meinung von Beobachtern vor allem auf Bauinvestitionen von Unternehmen zurück. Die Nachfrage nach Arbeitskräften am Bau sind nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit im Oktober um 88 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen, es gebe 57.000 offene Stellen.
Aufschwung in der Flugzeugindustrie: Die Lieferverzögerungen beim Riesenflugzeug A380 kosten Airbus zwar Milliarden, alles in allem wächst die Flugzeug- und Luftverkehrsbranche aber wieder - nach Jahren des Rückgangs nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Die Auftragsbücher bei Airbus sind voll, vor allem die kleineren Maschinen der A320-Familie sind begehrt. Auch die Fluggesellschaften machen hohe Umsätze und Gewinne, Billigflieger boomen. Die Folge: Flugzeugbauer suchen verzweifelt nach Fachkräften, die Airlines nach Piloten.
Globalisierungsgewinner: Die Schifffahrt profitiert von dem wachsenden weltweiten Güterverkehr. Die deutsche Frachterflotte wuchs 2006 um zehn Prozent auf 3000 Schiffe; sie ist damit so groß wie nie zuvor. Auch für dieses Jahr rechnen die Reeder mit guten Erträgen. In den Auftragsbüchern deutscher und ausländischer Werften stehen weitere 727 Schiffe. Reedereien suchen nach Offiziersnachwuchs. Nach Angaben des Verbandes Deutscher Reeder brauch die Handelsflotte künftig 600 nautische Absolventen jährlich - 2006 waren es aber nur etwa 150.
Wachstum in der Gastronomie: Der wirtschaftliche Aufschwung geht auch durch den Magen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes legten Handel, Gastgewerbe und Verkehr - so fasst es das Bundesamt zusammen - im dritten Quartal 2006 um 3,2 Prozent zu. Vor allem die Fußball-WM hat dem Gastgewerbe einen Umsatzschub erbracht. Im Juni stiegen die Erlöse im Vergleich zum Vorjahresmonat um vier Prozent.
Verluste trotz Aufschwungs: Die deutsche Textilindustrie profitiert nicht von der guten wirtschaftlichen Stimmung im Land. Während der Textileinzelhandel auf eine Trendwende 2006 hoffte, beklagten deutsche Textilhersteller die billige Konkurrenz aus Asien, zu hohe Lohnkosten in Deutschland und die zunehmenden Energiekosten.