Zauberer-Experiment: Tagelang unter Sand
Taiwanischer Magier 100 Stunden lebendig begraben
Taipeh - Die Haare struppig, die Kleidung dreckig, der Gesichtsausdruck leer: 100 Stunden hat ein Zauberer aus Taiwan in einer Kiste vollkommen zugedeckt mit Sand verbracht. Entsprechend mitgenommen sah Cho Sheng-keng, Künstlername Igo, aus, als er Donnerstagnacht dem Grab entstieg.
Der 30-Jährige war seit Sonntagnacht in einem aufrechtstehenden Behälter, der entfernt an eine britische Telefonzelle erinnert, unter 3,6 Tonnen Sand begraben. Nur ein Arm des Magiers ragte aus dem Gehäuse heraus. Mehr als 10.000 Menschen schüttelten ihm während seiner Zeit in der Kiste die Hand. Viele davon fotografierten die Kiste und schenkten Igo Blumen.
Der Zauberer atmete durch einen Schlauch, durch den ihm sein Team auch alle zwei Stunden Wasser gab. Zudem waren Sensoren an seinem Körper angebracht, die Herzrhythmus und Körpertemperatur überwachten. Als Notfallzeichen war offenbar für den Abbruch vereinbart, dass Igo seinen kleinen Finger bewegen sollte. Für diesen Fall stand ein Hammer bereit, um die Wände der Zelle zu zertrümmern.
Die Hand, die aus der Zelle herausragte, erlaubte es ihm, auf einer Tafel zu schreiben, um mit der Außenwelt zu kommunizieren. "Heiß. Ich mache weiter, bis die Aufgabe erfüllt ist", schrieb er beispielsweise. In dem Behälter wurde es bis zu 28 Grad warm.
Der kritischste Punkt des Experimentes kam offenbar nach gerade einmal drei Stunden: Igo hatte offenbar eine Panikattacke. Sein Herz raste mit 220 Schlägen pro Minute, beruhigte sich aber nach einer halben Stunde.
Als Donnerstagabend die letzten Sekunden der 100 Stunden abliefen, begannen Helfer, Igo auszugraben. Der Magier schaffte es nur noch, seinen Fans zu danken. Dann verließ er, von Mitarbeitern gestützt, das Gelände und wurde ins Krankenhaus gebracht.
Die scheinbar sinnfreie Aktion sollte Igo ins Guinness Buch der Rekorde bringen. Bisher hat er von der Rekord-Jury noch keine Bestätigung erhalten. Bei früheren Rekordversuchen hatten sich Leute unterirdisch eingraben lassen.
Die Aktion sollte laut Igos Team zudem daran erinnern, die Erde zu lieben. Gleichzeitig habe der Magier zum Nachdenken über jüngste Naturkatastrophen anregen wollen.
Dieser hehre Zweck erschloss sich offenbar nicht allen Zuschauern: "Das hat doch nichts mit Magie zu tun", sagte ein Fan.