Der Libanon ist kompliziert. 18 anerkannte Konfessionen gibt es im Land, etwa 30 Prozent der Bevölkerung sind Christen. Auf seiner ersten offiziellen Auslandsreise hat Papst Leo XIV. am Montag für die libanesische Bevölkerung ein ökumenisches und interreligiöses Treffen anberaumt – natürlich auf der größten urbanen Freifläche im Zentrum von Beirut: dem Märtyrerplatz. Eine befremdliche Adresse, auf den ersten Blick, auch wenn der Opfertod für eine »gerechte Sache« in Christentum wie Islam eine lange Tradition hat. In Beirut allerdings wurde säkular gestorben. Seinen blutigen Namen hat der Märtyrerplatz in Erinnerung an libanesische Nationalisten aller möglichen Glaubensrichtungen, die 1916 an diesem Ort von den herrschenden Osmanen hingerichtet wurden. Der Libanon ist kompliziert. FRA
Was war diese Woche gut, was war schlecht für die Demokratie?
Gut: Der junge CDU-Abgeordnete Daniel Kölbl hat verstanden, dass man in einer Demokratie zwar streiten soll, aber nur regieren kann, wenn man sich am Ende auf Kompromisse einlässt. Er stimmt dem Rentenpaket seiner Regierung zu, obwohl er weiterhin skeptisch ist.
Schlecht: Demonstranten stürmten die Räume der italienischen Zeitung »La Stampa«, weil sie angeblich einen proisraelischen Kurs verfolgt. »Terroristischer Journalist, du stehst ganz oben auf der Liste«, skandierten die Eindringlinge.
Gegenstand der Politik
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Der Regenschirm
Schirme kann man nie genug haben, schon weil man sie immer überall liegen lässt. Womöglich hat sich das auch der Bundespräsident gedacht, bevor er am Mittwoch zum Staatsbesuch ins Vereinigte Königreich aufbrach – und als Gastgeschenk für den König einen Schirm einpackte. Das war naheliegend. Frank-Walter Steinmeier, das deutsche Staatsoberhaupt, tritt in seinem Amt unzählige Male als, genau: Schirmherr, auf. Da hat er mit König Charles III. etwas gemein. Trotzdem hat dieses Geschenk etwas von Eulen nach Athen tragen, denn es ist eine hohe Kunst, dem Gastgeber genau das zu präsentieren, wofür eigentlich der berühmt ist. Charles III. hat Steinmeier Jahrzehnte im britischen Niesel voraus. Und sofort fällt einem ein, wie Steinmeier es einmal fertiggebracht hat, für den türkischen Präsidenten einen 60 Kilogramm schweren, gefrorenen Döner aus Deutschland einzufliegen. Dafür erntete er hier wie dort Häme und Kritik. In England wird es keine Verstimmung geben, sie wissen dort, wie man die Contenance wahrt. Falls dem König der Schirm nicht gefällt, kann er ihn elegant im Schirmständer irgendeiner Bio-Bäckerei vergessen. Es wäre kein Affront, es wäre nur menschlich. ded
Hieroglyphe unserer Zeit
DER SPIEGEL
Das ist das Haus vom Nikolaus. Acht Silben und acht Linien, der Versuch, ein Gebäude zu malen, ohne den Stift abzusetzen. Der Ursprung der Zeichenaufgabe ist unbekannt. Sie bildet die archaische Vorstellung des Hauses ab. Seit einigen Jahren ist das Symbol auch ein beliebtes Tattoo, Teil des minimalistischen Stils, der betont sinnfreie Motive bevorzugt. Eine rätselhafte Karriere für das Haus vom Nikolaus: vom flüchtigen Gekritzel zum dauerhaften Körperschmuck. abn
Aufgezeichnet
Netanyahu will sich begnadigen lassen
»Wenn Sie mich begnadigen, bleibe ich Ihr Freund.«
Julian Fiebach
Landauf, landab
Trautes Heim: Viele Menschen möchten im Alter dort bleiben, wo sie sind, in vertrauter Umgebung. Doch manche müssen oder wollen in ein Alten- und Pflegeheim ziehen. Davon gibt es rund 11.600, sie bieten gut 900.000 Plätze. Dahinter stecken mehrheitlich gemeinnützige Träger wie Caritas, Deutsches Rotes Kreuz oder Diakonie Deutschland. Die Suche nach einem Platz kann schwierig sein. Der Bedarf wächst, aber das Angebot an vollstationären Plätzen nicht entsprechend, wie die Beratungsfirma pm pflegemarkt.com berichtet . Pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählt Sachsen-Anhalt nach SPIEGEL-Berechnungen die meisten Heime, Hamburg die wenigsten. vbt
Luigi Mangione ist einer der berühmtesten Angeklagten der USA, seit er vor einem Jahr mutmaßlich den Chef einer Krankenversicherung erschoss und filmreif floh. Viele Amerikaner sehen ihn als Helden, sein Gesicht ziert T-Shirts, er bekommt säckeweise Fanpost. Am Montag erschien Mangione zu einer Anhörung in Manhattan, wo seine Unterstützerinnen, die »Mangionistas«, auf ihn warteten. Einige trugen Grün und in der Hand eine Pokémon-Figur, die einst auf Mangiones X-Profil abgebildet war. Beides sind Erkennungszeichen seiner Fans. jvm
Prozent weniger deutsche Krabbenkutter soll es zum Meeresschutz künftig geben. Dafür fördert das Landwirtschaftsministerium jetzt die Stilllegung von Fischereifahrzeugen mit 15 Millionen Euro.
Quelle: BMLEH
Maschine der Woche
Schutzkontaktstecker mit neuer Aufgabe
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Sonnenstrom per Schukostecker
Schuko, der Schutzkontaktstecker, hat eine neue Aufgabe, ganz offiziell und normgerecht. 1929 für die Siemens-Schuckertwerke zum Patent angemeldet, hat er fast ein Jahrhundert lang Strom aus dem Elektrizitätsnetz abgenommen und damit Geräte versorgt. Die mehr als eine Million Balkonkraftwerke, die sich seit ein paar Jahren wachsender Beliebtheit erfreuen, speisen aber Strom ins Netz ein – auch meist über Schukostecker, das macht ihre Installation einfach. Bislang war das mit rechtlichen Risiken verbunden. Seit Dezember jedoch gilt eine VDE-Norm, die den Schuko auch im Rückwärtsgang beschreibt. Und die darlegt, wie dabei alles technisch zuverlässig vonstattengeht. Den Nutzern gibt das Sicherheit: Strom liefern via Schuko, das geht in Ordnung.
Unzählige Scherben liegen in Pompeji begraben, wurde die römische Stadt doch mindestens zweimal heimgesucht: Im Jahr 79 brach der Vesuv aus und bedeckte sie unter einer Wolke aus glühender Asche; 1943 ließen die Alliierten mehr als 150 Bomben auf die berühmte Ausgrabungsstätte herabregnen. Mithilfe eines zweiarmigen Roboters haben Archäologen nun versucht, zerstörte Fresken wiederherzustellen, die aus Abertausenden Puzzlesteinen bestehen. Das Hightech-Projekt, gefördert von der EU, könnte helfen, längst verlorene Welten wiederauferstehen zu lassen. me
Kätzchen eines Wurfs sind in den Niederlanden dem H5N1-Virus erlegen, dem Erreger der Vogelgrippe. Ihre Mutter hatte sie wohl mit einem infizierten Federtier gefüttert. Die Regierung bittet Katzenbesitzer, extra wachsam zu sein.
Quelle: Landwirtschaftsministerin Femke Wiersma im Den Haager Parlament
Schach und Boxen, das sind zwei Sportarten, die kaum weiter voneinander entfernt sein könnten. Doch genau das macht den Reiz aus und sorgt dafür, dass Schachboxen immer beliebter wird. Dabei treten die Kämpferinnen und Kämpfer abwechselnd in den Boxring und ans Schachbrett. Sechs Runden Denksport, fünf Runden Faustkampf, die Entscheidung fällt durch Knock-out, Schachmatt, Aufgabe, Disqualifikation – oder wenn die Schachuhr abläuft. In diesem Jahr fand die Weltmeisterschaft in Serbien statt, Alina Rath und Lasse Räbinger gewannen Gold für Deutschland. krä
»Wenn Sie mich begnadigen, bleibe ich Ihr Freund.«
Julian Fiebach
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