Achilles' Ferse Von Traumfrauen und Traumläufen
Lieber Achim,
ich trainiere regelmäßig und würde gern auch mal an einem Marathon teilnehmen. Nur kann ich die vielen Menschen nicht vertragen. Hast du einen Rat für mich?
Rudi
Hi Rudi!
Organisiere Dir doch einen Tagesausweis in einem Fitness-Studio. Und gehen mal um sieben Uhr morgens hin, es müsste relativ leer sein um diese Zeit. Dann rauf aufs Laufband und los. Nach vier Stunden solltest Du etwa die 42 Kilometer auf dem Display haben. Großer Vorteil ist auch die genaue Streckenabmessung. Ansonsten kann ich Dir noch den Hoyerswerda-Marathon empfehlen, da laufen nur 200 Leute mit.
Besten Gruß, Jens Karraß
Lieber Rudi,
dafür ist es Hoyerswerda.
Achim, die blühende Landschaft
Lieber Achim,
ich bin Personal Lauftrainer und auf der Suche nach einem Online-Forum, in dem sich laufende Sportmediziner oder Orthopäden rumtollen. Wisst Ihr Rat?
Danke, Eddie
Lieber Eddie,
Sportmediziner verbringen ihre ganze Zeit mit der Versorgung von Patienten, der Forschung von leistungsrelevanten Phänomenen, der Betreuung von Nationalmannschaften oder der Beantwortung von Fragen an Achim Achilles. Deswegen gibt es leider kein Online-Forum für uns. Es sei denn, ein aufmerksamer Leser nennt uns eines.
Mit besten Grüßen, Ihr Dr. Fernando Dimeo
Hallo Achilles-Team,
in jeder Abhandlung zum Thema Jogging kommt früher oder später die Erwähnung des Runners High. Nun jogge ich nicht erst seit gestern und habe auch schon diverse Ausnahmezustände mitgemacht, unter anderem den Runners Muskelkater, die Runners Blutblasen und das Runners-ich-muss-vor-Anstrengung-kotzen. Das Runners High hat aber bisher einen großen Bogen um mich gemacht. Tritt es nur bei bestimmten Personen auf oder kommt jeder früher oder später an diesen Punkt? Falls Letzteres, könntet ihr mir eine kleine Anleitung schicken?
Junkie-Henrik
Runner-Hendrik,
es ist wie mit allem: Erwarte nichts und es wird zu Dir kommen! Was allerdings unerlässlich dafür ist, ein Runners High zu erleben, ist folgendes kleine Geheimnis: Regelmäßiges Laufen mit einhergehender Formgewinnung und der Fähigkeit, sich und seinen Körper gut einzuschätzen und zu spüren. Zuzüglich etwas Romantik, was sich in der Fähigkeit ausdrückt, eine tolle Laufstrecke zu finden und abschalten zu können. Wenn Du Dich dann eines schönen Abends - es kühlt merklich während des Laufes ab, es wird ruhig und dämmert schon auf Deiner Lieblingsstrecke wunderst, dass Du so schnell unterwegs bist, obwohl Du Deine Beine federleicht vor Dir her führst, Ober- und Unterkörper zwei unabhängige Teile zu sein scheinen, dann bist Du ganz dicht dran. Du bist groß, stark und unbezwingbar. Dank Deiner eigenen sportlichen Beine und Deines großen Herzens. Sage einfach laut "Danke" und vielleicht wirst es öfter erleben.
Besten Gruß, Jens Karraß
Lieber Hendrik,
in Wirklichkeit hat es was mit Abschalten zu tun, mit Flow, mit Nicht-auf-die-Uhr-gucken und Nicht-an-die-wartenden-Pflichten-denken. Das Gemeine ist, dass man meist erst hinterher merkt, dass es da war, das blöde Runners High. Mittendrin merkt man es selten, ich schon gar nicht. Vielleicht auch nur irgendein Marketing-Gag. Für Endorphin-Arme gilt: Ein gestürztes Bier nach 90 Minuten Flottlauf knallt auch ganz gut.
Gruß, Achim
Lieber Achim Achilles,
warum beginnt ein wahres Läuferleben erst mit dem Marathon? Oder anders gefragt - warum zählt man als Läufer nichts, wenn man nicht ständig die 42,195 Kilometer hinter sich bringt (wobei die Zeit relativ egal ist)?
Kai Uwe, Familienvater, Rotweinliebhaber, Jobgeschädigter und Spaß-Lauffreak
Hi Kai Uwe,
Du hast völlig recht. Diese Marathon-Heinis kompensieren ihr ganz verpfuschtes Leben mit der 42. Sowohl die zehn Kilometer als auch der Halbmarathon werden sträflich unterschätzt; tolle Distanzen, die auch ganz schön weh tun können. Lass uns eine Image-Kampagne für missachtete Strecken gründen. Ein Film mit Bo Derek hieß mal "10 die Traumfrau" oder so ähnlich. "10 der Traumlauf", wäre doch schon mal ein Anfang. Und der Sieger kriegt ein Original-Bo-Derek-Poster von damals.
Besten Gruß, Achim
Lieber Kai Uwe,
die meisten Menschen sind mit dem eigenen Auto zufrieden und brauchen keinen Ferrari. Einige können sich einen Ferrari leisten und sind damit glücklich, was ich ihnen vom Herzen gönne. Aber wenn alle Anstrengungen darauf hinzielen, sich mal einen Ferrari zu kaufen und nur die Ferrari-Besitzer respektiert werden, ist meiner Meinung nach etwas falsch gelaufen. Die überwiegende Mehrheit der LäuferInnen betreiben ihren Sport aus gesundheitlichen Gründen. Dafür ist sicherlich kein Marathon nötig. Er ist der Everest des kleinen Mannes/der kleinen Frau. Ob man diese Bestätigung unbedingt benötigt, bleibt jedem einzelnen überlassen. Ich respektiere LäuferInnen grundsätzlich und es interessiert mich herzlich wenig, wie lange oder wie schnell sie laufen können.
Mit besten Grüßen, Ihr Dr. Fernando Dimeo