Internationaler Währungsfonds Streit um neuen Chef
Hamburg - Die EU-Kommission besteht dagegen auf einem europäischen Nachfolger für Rato, der aus persönlichen Gründen nach der Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) im Oktober abtreten will. Bislang haben die Europäer allerdings noch keinen potenziellen Kandidaten präsentiert.
Seit Gründung des IWF nach dem Zweiten Weltkrieg hat Europa alle Chefs der Finanzinstitution gestellt. Im Gegenzug kommen die Präsidenten der Weltbank traditionell aus den USA. Damit stehen Japan sowie Schwellen- und Entwicklungsländer außen vor. Allerdings sind Europa und die USA die größten Geldgeber beider Einrichtungen.
Kritiker halten diese informelle Vereinbarung jedoch für nicht mehr zeitgemäß. Ein IWF-Vertreter aus einem Entwicklungsland sagte, dass gerade angesichts des laufenden Fonds-Reformprozesses ein Bruch mit der Tradition nötig sei. "Es ist wichtig für die Glaubwürdigkeit dieser Reform, dass der Auswahlprozess für Kandidaten außerhalb Europas geöffnet wird."
Der IWF will unter anderem die Stimmgewichtung bei Entscheidungen ändern und dabei Schwellen- und Entwicklungsländern mehr Einfluss einräumen.
Wochen vor der überraschenden Ankündigung Ratos war bereits eine heftige Debatte um den Chefposten bei der Weltbank entbrannt. Nachdem Amtsinhaber Paul Wolfowitz über eine Affäre im Zusammenhang mit der Beförderung seiner Freundin gestolpert war, kamen Forderungen nach einem Nachfolger von außerhalb der USA auf. Doch die Mitgliedsländer der Weltbank bestimmten schließlich einstimmig den früheren US-Vizeaußenminister Robert Zoellick zum neuen Chef.
mas/Reuters