Kunststoffe sind ein zunehmend großes Problem für unseren Planeten. Sie bestehen aus knapper werdendem Erdöl, landen schnell wieder im Müll, verursachen bei der Produktion und beim Verbrennen Emissionen und verschmutzen unsachgemäß entsorgt die Umwelt. Sogenannte Biokunststoffe sollen den Problemen entgegenwirken. Was macht diese Materialien „bio“? Und wie umweltfreundlich sind sie wirklich?
Plastik ist allgegenwärtig und hat einen schlechten Ruf. Das erdölbasierte Material belastet die Umwelt und ist zugleich kaum aus unserem Alltag wegzudenken. Biokunststoffe sollen Abhilfe schaffen: Sie sollen fossile Rohstoffe ersetzen, das Klima schonen und im besten Fall sogar schneller zersetzbar sein. Allerdings ist das „bio“ in Biokunststoff nicht mit dem Bio-Begriff, wie wir ihn von Lebensmitteln kennen, gleichzusetzen.

„Süßer“ Kunststoff
Biokunststoffe lassen sich in zwei Kategorien einteilen: biobasiert und biologisch abbaubar. Biobasierte Kunststoffe bestehen ganz oder teilweise aus nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrohr, Pflanzenölen, Cellulose oder Stärke. So können sie das Erdöl als fossile Ressource ersetzen, sind teilweise aber genauso lange haltbar wie herkömmlicher Kunststoff. Biologisch abbaubare Kunststoffe müssen unabhängig von ihrer Zusammensetzung gemäß Norm nahezu vollständig zerfallen – allerdings oft nur unter spezifischen Bedingungen wie hohen Temperaturen in Kompostieranlagen.
Ein besonders verbreitetes Beispiel für biobasierte Kunststoffe ist Bio-PET, das in der Regel zu rund 30 Prozent aus Zuckerrohr besteht. Das Bio-PET hat die gleichen Produkteigenschaften wie klassisches PET und kann daher problemlos in bestehende Produktions- und Recyclingsysteme integriert werden. Für Hersteller ist diese sogenannte „drop-in“-Lösung attraktiv, weil sie keine neuen Verfahren entwickeln müssen.
Herstellung von Bioplastik nicht immer nachhaltig
Obwohl biobasierte Kunststoffe wie Bio-PET fossile Ressourcen einsparen, kann ihre Produktion erhebliche die Umwelt belasten. Das zeigt besonders der Rohstoff Zuckerrohr, der großflächig in tropischen Regionen angebaut wird. Solche Monokulturen, bei denen über längere Zeit nur eine Pflanzenart angebaut wird, gefährden dort Tiere und Pflanzen. Zudem werden große Mengen Wasser und Düngemittel benötigt, was die Ökosysteme belastet. Umweltverbände kritisieren außerdem, dass die vielen Zuckerrohrfelder zum Teil Kleinbauern verdrängen, die dann in bewaldete Regionen ausweichen, wodurch auch der Regenwald indirekt gefährdet wird.
Auch die Weiterverarbeitung der biobasierten Rohstoffe wie Zuckerrohr in Raffinerien ist energieintensiv und führt zu Emissionen. Zwar binden die Pflanzen während ihres Wachstums CO2, doch dieser Vorteil wird durch landwirtschaftliche und industrielle Emissionen teilweise wieder aufgehoben. Die Ökobilanz von Biokunststoffen fällt daher je nach Rohstoff und Produktionsweise sehr unterschiedlich aus.
Verbrennen über verrotten
Ein weiteres Problem zeigt sich bei der Entsorgung. Denn Bioplastik ist oft nicht besser abbaubar als herkömmlicher Kunststoff. Da beide Varianten von Biokunststoffen zudem äußerlich kaum von konventionellem Plastik zu unterscheiden sind, landen selbst biologisch abbaubare Tüten häufig im Restmüll – zum Beispiel weil Mitarbeitende in Entsorgungsbetrieben sie nicht sicher erkennen und aussortieren. Viele Kompostwerke sortieren die Bio-Materialien auch standardmäßig aus, weil sie zu lange für die kurzen Kompostierzyklen in industriellen Anlagen benötigen. Damit wird auch eigentlich kompostierbares Plastik am Ende meist verbrannt.
Schafft der Bioplastik-Abfall es in die Kompostieranlage, können dennoch Probleme auftreten: Viele Anlagen lassen den Bioabfall nur sechs bis acht Wochen liegen, obwohl er oft länger zur Zersetzung braucht. Laut Norm dürfen Biokunststoffe bis zu zwölf Wochen benötigen, um sich zu zersetzen. Wird dieser Müll aber nur teilweise kompostiert, stören die verbliebenen größeren Teile den Kompost.
Vollständig zersetzte Biokunststoffe bringen keine solchen Probleme mit sich, aber auch kaum Nutzen: Sie liefern weder Nährstoffe noch Humus. Das zersetzte Bioplastik kann aber teilweise wieder für neues Plastik verwendet werden. Ist ein solches Recycling nicht möglich, rät das Umweltbundesamt zur energetischen Verwertung des Biokunststoffs: Bei der Verbrennung erzeugt der Abfall zumindest wieder Energie in Form von Strom und Wärme.





