Der Historiker Ralf Höller widmet sein Buch – obwohl der Titel anderes suggeriert – nicht „den Bauernkriegen“ Mitte der 1520er Jahre, sondern vielmehr der Geschichte Michael Gaismairs (1490–1532). Ein klarerer Titel wäre sicher kein Nachteil gewesen, zumal sich Gesamtdarstellungen zu den Bauernaufständen ohnehin gerade in den Buchläden stapeln.
Hier steht also ein zentraler Akteur im Zentrum, nämlich Gaismair, der als Schreiber in verschiedenen Positionen gearbeitet hatte, bevor er zum Anführer aufständischer Bauern im Tiroler Raum und damit zu einer wichtigen historischen Figur avancierte. Im Unterschied zu anderen Rebellen ging es ihm nicht nur darum, die eigene sozial-ökonomische Lage zu verbessern, sondern er vertrat übergreifende politische Ziele, die letztlich auf eine Republik hinausliefen.
Höller hält sich mit der Diskussion der einschlägigen Forschung oder der Quellenbasis kaum auf, sondern beginnt sofort mit der Darstellung der komplexen Geschehnisse. Das Buch ist gut lesbar, nicht ohne literarische Ambition und bleibt stets eng an den Akteuren. Wirklich Neues bietet Höller zwar nicht, aber wer sich einen soliden Überblick über die vielfach interpretierten Ereignisse verschaffen möchte, ist mit dem Buch gut bedient.
Rezension: Dr. Sebastian Rojek
Ralf Höller
Die Bauernkriege 1525/26
Vom Kampf gegen Unterdrückung zum Traum einer Republik
Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2024, 266 Seiten, € 27,–



