Zu Beginn beinahe noch eisig, am Ende vor allem ziemlich sommerlich: So in etwa war das Wetter im vergangenen Monat. Der Oktober 2022 war der wärmste seit Beginn der deutschen Aufzeichnungen – hinter dem Oktober 2001 vielleicht, wobei das noch geprüft werden muss.
Rekorde hat er trotzdem gebrochen. Zum Beispiel in Baden-Württemberg. Der durchschnittliche Höchstwert aus dem Jahr 2001 wurde hier laut Deutschem Wetterdienst (DWD) um 0,9 Grad Celsius übertroffen. Im kleinen Ort Hartheim am Rhein im Südwesten war es mit einer Durchschnittstemperatur von 15,1 Grad im Oktober am wärmsten. Auch im Saarland, Bayern, Hamburg und Sachsen-Anhalt war es wärmer als je zuvor.
Wie ungewöhnlich waren die Temperaturen in Ihrer Region? Auf der interaktiven Karte können Sie die Temperaturen der vergangenen Wochen abgleichen mit einem Zeitraum zwischen 1961 und 1990. Die Regionen mit den höchsten Temperaturen liegen in Süddeutschland. Mancherorts lagen die durchschnittlichen Temperaturen um mehr als fünf Grad höher als im Vergleichszeitraum. Die ungewöhnlichsten Werte erreichte Pirmasens mit plus 5,6 Grad Celsius mehr als im Vergleichszeitraum. Am kältesten im Vergleich waren die vergangenen Wochen in Sohland an der Spree mit plus 1,9 Grad Celsius Abweichung.
Ein Blick in die Zukunft?
Was die Karte nicht zeigt: Die Temperaturen im Vergleich zu einer Zeit, bevor sich die Erde um mittlerweile deutlich mehr als einen Grad Celsius erwärmte. Natürlich begann der Klimawandel mit dem Ausstoß millionenfacher Tonnen an Treibhausgasen lange vor 1961. Der Vergleich zeigt vielmehr, wie extrem die Temperaturen sogar gegenüber einer Zeit waren, in der die Erwärmung begonnen hatte.
War der vergangene Monat ein Blick auf den Herbst der Zukunft? Seit den Neunzigerjahren sind die Temperaturen in Europa um 0,5 Grad pro Jahrzehnt gestiegen. Einem aktuellen Bericht der Weltwetterorganisation (WMO) zufolge hat sich der Kontinent damit mehr als doppelt so schnell erwärmt als im globalen Durchschnitt. Ein Oktober wie der vergangene kann dabei immer noch eine besondere Anomalie sein, während die Herbstanfänge in den kommenden Jahren wieder kühler ausfallen. Da sich mit dem Klimawandel die Wettermuster über Europa nachhaltig verändern, wäre ein Oktober, in dem weiterhin Biergärten für ihre Gäste öffnen können, in Zukunft aber keine Überraschung.
Klar ist, dass die kalten Monate in Zukunft in der Regel weit weniger kühl ausfallen werden als früher. Ein Umstand, der in der Natur vieles durcheinanderbringen wird. Einige Lebewesen, die an eisige Winter angepasst sind, werden Probleme bekommen. Anderen, zum Beispiel Insekten oder Pflanzen, die eigentlich eher im Mittelmeerraum heimisch sind, wird es die Chance geben, sich hierzulande auszubreiten. Dadurch müssen sich besonders Landwirtinnen und Landwirte anpassen. Aussaaten – aber auch unerwünschte Kräuter auf den Feldern – wachsen heute schon deutlich länger in den Winter hinein als früher. Das macht sie anfällig für Spätfröste, also vereinzelte Tage, an denen es auch im Frühjahr noch einmal eiskalt werden kann. Das erhöht sowohl den Bedarf von Pflanzenschutzmitteln und mindert den Ertrag. Sollte der warme Oktober auch in einen ungewöhnlich warmen November übergehen, wäre dieser Herbst tatsächlich ein Vorbote dessen, was uns in den kommenden Jahrzehnten erwartet.