Raumzeit

Raumzeit ist eine Serie von Gesprächen mit Wissenschaftlern, Ingenieuren, Astronauten und Projektleitern über Raumfahrt. Jede Episode rückt einen Themenbereich in den Fokus und diskutiert ausführlich alle Aspekte und Details.

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episode 115: RZ115 CERN: ATLAS  

[transcript]


Aufbau, Funktion und Aufgabe des ATLAS-Detektors am CERN


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 September 24, 2023  1h17m
 
 
00:34   tim-pritlove
Hallo und herzlich willkommen zu Raumzeit, dem Podcast über Raumfahrt und andere.
00:39
Kosmische Angelegenheiten.
00:41
Mein Name ist Tim Pridlaff und ich sage hallo zur 115.
00:45
Sendung und auch diese Folge ist eine Folge in der Serie hier vom CERN,
00:51
dem großen Kernforschungsinstitut in der Schweiz könnte man sagen oder auch
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in Frankreich, teilweise so, teilweise so.
00:59
Das merkt man hier gar nicht, wie man hier durch die Länder kreist und vor allem
01:05
die großen Beschleunigerringe, die kümmern sich hier auch überhaupt nicht drumherum.
01:09
Hier fliegen einfach die Teilchen von Land zu Land und kümmern sich nicht groß
01:13
um die Politik. So soll es sein, denn hier geht es um Wissenschaft.
01:17
Und heute ist der nächste Detektor dran. In der letzten Sendung haben wir ja
01:24
schon über das CMS gesprochen.
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Einer der beiden großen, wichtigen Hauptdetektoren kann man sagen,
01:31
die am Large Hadron Collider, dem großen 27 Kilometer Ring,
01:35
dranhängen und dort sich in den Teilchenstrom hängen, um alles Mögliche mal
01:43
nachzumessen, wie denn das nun eigentlich ist, so wie dieser Physik.
01:46
Und jetzt schauen wir uns eben den zweiten an, den Atlas Detektor und um darüber
01:54
zu Und zu sprechen begrüße ich meinen Gesprächspartner, nämlich Christoph Remser. Hallo.
01:58   christoph-rembser
Hallo.
01:58   tim-pritlove
Hallo Christoph, herzlich willkommen bei Raumzeit.
02:01   christoph-rembser
Vielen Dank.
02:03   tim-pritlove
Ja, ich hab's schon gesagt, also du bist Teil des Atlas Teams,
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Leiter seit 2016 glaube ich sogar schon, also eine ganze Weile und vielleicht
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sogar noch länger hier, das hören wir gleich.
02:13
Mich würde nämlich mal interessieren, wie so dein Weg in die Wissenschaft gewesen ist.
02:20
Und wo du dann am Ende hier gelandet bist.
02:21   christoph-rembser
Ja das ist eigentlich eine schöne und tolle Geschichte. Ich bin immer,
02:26
wenn ich so zurück gucke, finde ich das schon bemerkenswert.
02:28
Also ich habe eigentlich angefangen, weil ich Geigenbau gemacht habe.
02:31   tim-pritlove
Geigenbau?
02:32   christoph-rembser
Ja.
02:34
Und dann stellt man relativ schnell fest, wenn man Geigen bauen will oder andere
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Instrumente, da ist die Konkurrenz schon ziemlich hoch in der ganzen Welt.
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Und da was vernünftiges zu bauen, war schwierig. Und dann habe ich gedacht,
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was bräuchte man noch zusätzlich? Also nicht nur die Liebe zum Holz und zum
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Instrument und zur Musik.
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Und da war die Physik. Und da habe ich gedacht, gut, wenn du Physik kennst,
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kannst du vielleicht noch besser messen, wie so ein Instrument funktioniert,
03:01
wie Schall funktioniert.
03:03
Studiere nochmal Physik, dann wirst du besser.
03:05   tim-pritlove
So mit den Frequenzüberlagerungen und Differenzen und so.
03:08   christoph-rembser
Also das war so meine Hoffnung. Und dann ist es aber so, es gibt hier am CERN
03:13
ein Sommerstudentenprogramm und durch das Studium an der Uni Bonn bin ich dann
03:17
einfach durch Zufall hier in das Sommerstudentenprogramm am CERN reingekommen.
03:20
Das war 1989, also schon relativ lang her.
03:24
Und dann plötzlich kam ich in eine Welt, die völlig anders war als das,
03:28
was ich kannte. Es war hier ein internationales Umfeld.
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89 war auch noch die Zeit, da gab es noch die Mauer. Und trotzdem war hier schon
03:37
mein Supervisor aus der Sowjetunion noch.
03:40
Das war André Linde übrigens, ein ganz bekannter Kosmologe. Der hat mich da hier betreut.
03:44
Und zum ersten Mal, ich komme aus Westdeutschland, Da war das plötzlich so dieses
03:49
grenzenlose, diese Wissenschaft, die Offenheit und es war toll das zu spüren
03:54
und die ganzen anderen Studenten.
03:55
Und dann war es auch noch das Jahr, wo in China das Massaker Tiananmen Square
04:00
Studentenrevolte und CERN diente auch so als Auffanglager für Studenten und
04:06
Professoren aus China, die fliehen mussten.
04:08
Plötzlich war das hier voll mit Chinesen.
04:11
Wir hatten da auch so in Baracken geschlafen hier, so drei Bettzimmer,
04:17
so wie so eine alte Jugendherberge und dann waren wir so viele Leute hier plötzlich,
04:21
dass wir Schichten schlafen mussten.
04:22
Da wurde ich morgens von irgendjemandem geweckt, dann kam ich abends wieder
04:26
ans Bett, da lag da wahrscheinlich ein anderer und diese Atmosphäre.
04:30
Hier machen wir Wissenschaft, hier gehen wir vor allem Träumen nach,
04:34
Die eigentlichen, das merkt man bei mir auch, das kennt man vielleicht,
04:39
wenn man abends mal auf einer Wiese liegt und in die Sterne guckt.
04:42
Das ist so ein irre Gefühl, wenn man einen tollen Himmel hat und dann diese
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Unendlichkeit des Weltraums sehen kann.
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Geht es eigentlich darum, hier kann man erforschen, woher kommt eigentlich das
04:56
Ganze und woraus sind wir gemacht und vor allem wo geht es vielleicht auch noch hin.
05:02
Wie entwickelt sich unser Weltall. Das war einfach faszinierend und von dem
05:06
Moment an habe ich gesagt, na gut, lassen wir das mal mit dem Geigenbauen weiter.
05:11
Jetzt ist mein Ziel hier, werde ich weiter.
05:13   tim-pritlove
Hast du mal eine gebaut?
05:14   christoph-rembser
Ja klar.
05:15   tim-pritlove
Klang die auch so halbwegs?
05:17   christoph-rembser
Die klangen nicht schlecht, also ich kam vor allem vom Cello,
05:20
also das war ein Cello, die hab ich dann gemacht, aber ich hab auch eine Gitarre
05:24
und so gebaut, aber das konnte man mit Kernforschung nicht mithalten.
05:28
Genau, das konnte man nicht mithalten, weil das war wirklich so diese fundamentale
05:32
philosophische Frage worum es hier ging war plötzlich spannend und das vor allem
05:35
mit anderen Menschen zu machen und das ist großartig.
05:38
Und dann habe ich mein Studium in Bonn weitergemacht und abgeschlossen und hatte
05:42
dann erstmal Diplom und Doktorarbeit am DESI, am Deutschen Elektronen-Synchrotron,
05:46
oben in Hamburg gemacht.
05:47
Da gab es den tollen Beschleuniger HERA, der hat Elektronen auf Proton geschossen
05:51
und da habe ich dann Erfahrung gesammelt im, nicht mehr Geigenbau, sondern Detektorbau.
05:56
Und darauf habe ich mich auch spezialisiert. Wie baue ich Detektoren,
05:59
um elementare Teilchen nachzuweisen und dann rauszufinden, wie funktioniert das Ganze.
06:05
Und dann bin ich 1997 hier zum ersten Mal zum CERN gekommen,
06:08
nach der Doktorarbeit als junger Fellow und plötzlich wieder diese Freiheit,
06:12
die man hatte, diese internationalen großen Kollaborationen, das war großartig.
06:17
Und dann wie es so ist, ergibt sich plötzlich, ja jetzt machen wir hier nochmal
06:22
einen weiteren Postdoc.
06:23
Da hatte ich dann so einen Limited Duration Contract bekommen.
06:28
Und dann hörte der auf, dann hatte ich kurz eine Professur in Erlangen,
06:31
an der Uni Erlangen für Astroteilchenphysik, um auch mal was anderes zu machen,
06:35
weil man kann ja am besten lernen, indem man was anderen erklärt,
06:38
da muss man ja selber viel lernen.
06:40
Und dann war ich aber kaum hier weg, dann hat dann Cern wieder gesagt,
06:43
ja wir bauen ja gerade die Detektoren für den LAC und es fehlt schon,
06:48
dass du da bist, deswegen hier komm, bieten wir dir eine Stelle da dran.
06:51
Und dann hab ich natürlich gesagt, ja gut, zurück hierher.
06:54
Und damals war noch der Beschleuniger LEP, das war jetzt der Vorgänger von dem
06:58
Large Hadron Collider, im selben Tunnel.
07:02
Hat der Elektronen beschleunigt, Elektronen und Positronen aufeinander geschossen.
07:06
Ich arbeitete damals bei einem Experiment, das nannte sich Opal.
07:10
Und gleichzeitig war man aber auch schon dabei, Ende der oder in den 90ern,
07:16
um die Entwicklung für die Detektoren des LHC zu machen.
07:21
Und da habe ich dann beides gemacht. Es ist immer toll, wenn man zwei Sachen
07:23
macht. Einmal die Physik mit dem existierenden Beschleuniger und dann gleichzeitig
07:28
aber auch die Entwicklung für den neuen Beschleuniger.
07:33
Und ja, dieses Feuer brennt eigentlich immer noch hier, muss ich sagen.
07:37   tim-pritlove
Nicht schlecht. Genau so. Das heißt jetzt bist du Team von Atlas,
07:42
aber du hast sozusagen, also du leitest nicht nur, du warst sozusagen auch an
07:46
der Planung, an dem Bau selber konkret beschäftigt und damit also auch an der
07:51
ganzen Konzeptionsphase, also wirklich von Anfang an.
07:55
Und das ist ja eigentlich das Interessante, weil jetzt haben wir ja schon CMS
07:59
angeschaut und es ist ja klar, dass Atlas und CMS im Prinzip ja die selbe Aufgabe haben.
08:05
Sie sollen halt irgendwie diese Teilchen, die Hadronen,
08:10
die dort beschleunigt werden, aufnehmen und in diesen Paketierungen,
08:15
in die sie hereingeschossen kommen, dann eben kollidieren lassen und sich das anschauen.
08:23
Aber eben auf eine andere Art und Weise als CMS.
08:28
Und dann würde mich schon mal interessieren, wie es eigentlich dann sich genau
08:34
auf diese beiden Konzepte ergeben hat, weil,
08:39
Also hätte es noch drei, vier andere Varianten gegeben, die überhaupt in Frage
08:45
gekommen wären oder war schon klar, wenn man zwei haben will,
08:48
dann macht man es entweder so oder so, weil was anderes fällt uns nicht ein.
08:53
Wie findet man da überhaupt den Ansatz und wie sortiert sich das dann überhaupt
08:56
genau in diese zwei Konzepte?
08:58   christoph-rembser
Ja das ist eigentlich eine spannende Frage. Ich persönlich glaube,
09:02
würde ganz stark behaupten, das ist limitiert durchs Geld.
09:08
Also Physiker und ihre Ideen und Visionen, da gibt es so viele,
09:12
dass man wahrscheinlich von den Detektoren noch hätte 10 weitere mindestens bauen können.
09:17
Das Problem ist nur, irgendwann muss man sie halt dann auch wirklich bauen und
09:20
braucht dafür Geld und dann müssen sich halt die Leute zusammen finden,
09:25
die sowas machen. Ich will da gleich noch mal drauf zurückkommen,
09:28
aber erst noch mal ganz kurz, was sind eigentlich die Detektoren?
09:31
Eigentlich sind das nur große Kameras, die um den Kollisionspunkt der Protonen,
09:38
der Hadronen, wie du das auch gesagt hast, aufgebaut sind.
09:40
Und eigentlich macht man Schnappschüsse.
09:43
Man macht Schnappschüsse von so einer Kollision, weil wenn da zwei Protonen kollidieren,
09:47
dann gilt wieder die alte einsteinische Formel, die kennt jeder,
09:51
E gleich mc², da wird dann Energie in Masse umgewandelt, in Materie in verschiedene
09:56
Teilchen und die fliegen dann von diesem Kollisionspunkt in alle Richtungen weg.
10:00
Diese Detektoren sind nichts anderes als große Kameras, die man da drum setzt
10:04
und dann macht man im Prinzip Bilder von solchen Kollisionen,
10:08
also da wir so 40 Millionen Kollisionen pro Sekunde haben, sind das also riesen
10:12
Kameras mit 40 Millionen Bilder pro Sekunde.
10:16
Und dann, was wir dann mit diesen Bildern eigentlich machen ist,
10:19
weil die Energie, mit der die Protonen da zusammenstoßen, entspricht der Energiedichte
10:25
des frühen Universums ungefähr 10 und minus 12 Sekunden nach dem Urknall.
10:29
Das heißt unsere Beschleuniger sind nichts anderes als riesen Zeitmaschinen
10:32
und ich habe die Möglichkeit mit meinen Detektoren, mit meiner Kamera,
10:35
Fotos zu machen vom frühen Universum. Total spannend.
10:39
Und dann kann ich lämlich sagen, was passiert denn da eigentlich?
10:42
Was ist denn zu dieser Zeit des frühen Universums wirklich passiert?
10:47
Und dann gehe ich meine 40 Millionen Bilder pro Sekunde durch und dann lerne
10:52
ich im Prinzip die Regeln des frühen Universums.
10:53
Also so als Beispiel, wenn du Fußball nicht kennst, fängst du an oder irgendeinen
10:59
anderen Sport, fängst du an Bilder zu gucken und mit den Bildern lernst du dann die Regeln.
11:04
Und genauso machen wir das mit den Teilchen. Wir lernen die Regeln des frühen
11:07
Universums durch diese Bilder kennen, die wir uns dann angucken.
11:10
Und jetzt sind natürlich diese Kollaborationen, also diese Experimente wie ATLAS
11:14
und CMS, da sagt halt jeder Physiker, ich kann die beste Kamera bauen.
11:18
Und zwar sind die dann natürlich auch noch spezialisiert.
11:21
Jede Kameralage kann ein bisschen was anderes als die andere und der eine Physiker
11:26
sagt, ich kann super Kameralagen bauen, die können die Spuren der Teilchen super
11:30
präzise vermessen, die vom Wechselwirkungspunkt wegfliegen.
11:33
Andere sagen, ich kann super Kameras bauen, die können dann auch noch sagen,
11:36
was für ein Elementarteilchen das war.
11:39
Andere können sagen, ich baue dann auch noch so Kamerateile,
11:42
die sagen dir die Energie von diesen Teilchen, die da durchgeflogen sind.
11:46
Und wenn man das dann alles kombiniert, dann kriegt man halt dieses riesengroße Experiment.
11:52
Ja wie es so ist, viele Physiker, tolle Ideen und eigentlich wenn man jeden
11:58
fragt, sagt er ich baue jetzt einen super Detektor und die kommen ja auch, das ist ja keine.
12:41
Hierarchische Bundeswehr oder so, wo irgendein General sagt so jetzt baut ihr das.
12:47
Also zum Beispiel beim LHC, es ist nicht nur bei Atlas oder CMS,
12:50
war es ganz klar, wir wollen das Higgs-Teilchen finden. Das war eines der großen Ziele.
12:56
Also muss man die Kamera so bauen, dass sie sensibel darauf ist,
13:00
dass sie Higgs-Teilchen, so wie wir sie vermuten, dass sie zerfallen,
13:04
wirklich auch präzise und mit hoher Effizienz vermessen kann.
13:09
Und zum Beispiel ein ganz klares Foto oder Signatur nennen wir das von einem
13:13
zerfallenden Higgs-Teilchen, wenn es das gibt, sind zum Beispiel Elektronen,
13:18
zwei Elektronen oder zwei Myonen.
13:19
Also baut man dann die Kamera so, dass sie das super gut auflösen kann und dass
13:24
man dann aus diesen zwei Elektronenspuren, die man vermessen kann,
13:27
dann genau berechnen kann, was war die Masse des Teilchens, aus dem die beiden herausgekommen sind.
13:33
Und das gibt sozusagen die Anforderungen an die Kamera und dann sagt jeder,
13:37
ich habe da eine Idee, wie ich es mache. Und dann gehen sie los,
13:39
rennen sie los und bauen dann so eine Art Prototypen.
13:43
Und dann werden die dann getestet und mal ausprobiert und dann wird auch gezeigt,
13:48
ja, das stimmt auch mit den Summulationen überein. Also es funktioniert genauso
13:51
gut mit einer Auflösung, wie wir uns das erhofft haben.
13:54
Und dann wird das auch noch in Tests bewiesen und dann etablieren sich langsam
13:59
wirklich Technologien, welche man nehmen könnte und welche nicht.
14:03
Dann gibt es dann Unterschiede. Die eine hat dann wieder so viel Material,
14:05
dass die die Teilchen beeinflusst.
14:08
Andere sind dann leichter, haben dann auch wieder Vorteile. Und irgendwo findet
14:12
sich, ruckelt sich dann die ganze Gemeinschaft so zurecht, dass sie am Ende
14:16
dann im Prinzip einen wissenschaftlichen Shootout machen.
14:19
Und sagen, hier haben wir so ein Konzept, hier ist ein anderes Konzept,
14:22
welches von den beiden nehmen wir jetzt für unsere Kamera?
14:26
Und dann kommen so die Ideen. Und das andere sind natürlich was für Geldartner zur Verfügung.
14:32   tim-pritlove
Aber es gab auch so Vorgänger-Detektor-Technik, die in gewisser Hinsicht auch
14:37
so ein Leitmotiv dargestellt haben?
14:40   christoph-rembser
Klar, weil alle kommen ja mit ihrer Erfahrung. Es ist ja nicht so,
14:44
dass da irgendwelche Laien zusammenkommen, Sondern es sind meist Leute,
14:46
die zum Beispiel schon eine Spurkammer, also ein Kamerateil aufbauen,
14:51
die die Spuren der Teilchen ausliest.
14:55
Das macht man ja schon seit den 70ern und noch älter, dass man solche Teilchenkameras baut.
15:00
Und diese Erfahrung, da wollen sie dann immer sagen, jetzt kitzeln wir noch
15:03
ein bisschen mehr raus, machen hier noch ein bisschen mehr Technologie und nehmen
15:06
hier zum Beispiel neue leichte Materialien.
15:09
Also ich ganz konkret habe bei einem Kamerateil des Atlas mitgearbeitet,
15:13
war da auch lange Projektleiter.
15:17
Der nannte sich der Übergangsstrahlungsdetektor und das ist eigentlich eine Spurkammer,
15:21
funktioniert noch so ein bisschen wie so ein altes Geiger-Müller-Zellrohr, man hat so ein Röhrchen,
15:25
innen drin ist ein dünner Draht gespannt, in dem Röhrchen ist ein Gas und zwischen
15:30
der Röhrchenwand und dem Draht ist ein elektrisches Feld und wenn da jetzt so
15:33
ein Teilchen durchfliegt, Dann ionisiert es das Gas und die Elektronen driften
15:39
hin zum Draht und machen da ein Signal.
15:40
Und wenn du dann über 100.000 von solchen Röhrchen hast, dann siehst du wirklich
15:44
wie so Perlen auf einer Schnur, wo das Teilchen lang geflogen ist.
15:49
Dann spricht das eine Röhrchen an, dann das andere. Und wenn man das dann visualisiert,
15:52
sieht man richtig, ja da ging eine Spur lang.
15:55
Und dieser Übergangsstrahlungsdetektor kann dann auch zusätzlich sagen,
15:59
was für ein Teilchen das war. War das ein Elektron oder ein Pion,
16:02
was da durchgeflogen ist? Und den ersten habe ich damals bei Zeuss bei Hera
16:06
gebaut. Das habe ich da am Liese gelernt.
16:08
Und dann hatte man die Ideen dann auch, wie kann man das hier besser machen.
16:12
Jetzt hatte man neue Materialien, Verbundstoffe, so Carbon, Fibers und so was, alles hat Spaß gemacht.
16:17
Und damit hat man das dann optimiert. Und andere Kollegen zum Beispiel,
16:21
die waren es gewohnt große Detektorteile zu bauen, die haben die Energie von Teilchen gemessen.
16:26
Kalorimeter nennen sich die. Und da hat man dann auch neue Ideen gehabt,
16:29
wie kann man die noch größer und noch präziser machen.
16:32
Und da, wie gesagt, gab es dann immer solche Kollaborationen,
16:35
die erst mal Prototypen gemacht haben und diese Prototypen wurden dann zum Beispiel
16:39
auch in Teststrahlen hier am CERN getestet und dann hat man gesehen,
16:43
was ist die Performance?
16:46
Was ist der Preis? Und dann konnte man sich auch was einigen.
16:51   tim-pritlove
Es gab ja glaube ich auch andere Planungen vorher, so Eagle oder Escort,
16:57
das waren so ähnliche Detektorkonzepte oder die sind auch gebaut worden?
17:01   christoph-rembser
Ne, die wurden, also das sind solche Konzepte, ich sagte ja am Anfang tun sich
17:05
dann die Freunde zusammen und sagen jetzt bauen wir mal einen und dem geben
17:08
wir mal einen Namen. Also für Physiker ist es immer wichtig,
17:10
dass ein Projekt einen geilen Namen hat.
17:13   tim-pritlove
Da wird auch alles getan, dass es am Ende eine Abkürzung ist,
17:17
die noch cool klingt, auch wenn es mit dem Begriff nichts mehr zu tun hat.
17:21
Klar. Da ist Atlas auch ein gutes Beispiel für, finde ich.
17:26   christoph-rembser
Furchtbar, ich kann mir das nicht vorstellen. Ateroidal Apparatus for LHC Physics,
17:30
also es ist ein echtes Konstrukt, klar. Da sind die CMS Kollegen ein bisschen
17:34
kreativer gewesen. Ich weiß nicht, ob das kreativer hält.
17:38   tim-pritlove
Ja gut, stimmt. Am Ende ist es einfach nur ein Drei Buchstaben Abkürzung.
17:45   christoph-rembser
Trotzdem, dann nennt man natürlich auch seine Vorläufer oder seine Ideenprojekte,
17:49
denen gibt man natürlich auch Namen. Muss sein.
17:55
Und dann versucht man halt diese Dinger, die man sich vorgenommen hat,
17:59
ob Eagle oder Ascot heißt, Prototypen zu bauen, das dann zu testen und wie gesagt,
18:04
wenn man dann gesagt hat, der von Eagle funktioniert aber jetzt besser als der
18:08
von Ascot, Dann sagt man, okay, diese Kamerakomponente nehmen wir jetzt von dem.
18:13
Diese Kamerakomponente von dem anderen und so bauen sich dann die Nachfolger,
18:18
also Atlas, dann zusammen aus mehreren Konzeptstudien.
18:23
Das Wichtige und das ist das, was die Teilchenphysiker eigentlich super können.
18:29
Eigentlich ist es ja so, wenn man ein Konzept hat und das wird nicht genommen,
18:31
da ist ja jeder erst mal stinkbeleidigt und das ist furchtbar.
18:36
Vor allem muss man sich auch vorstellen, die haben ja auch Geld,
18:39
die Leute. Und eigentlich will man ja das Geld dann haben, um das in seine Kamerakomponente,
18:43
Detektorkomponente zu packen.
18:46
Und man muss dafür immer sorgen, in der Soziologie der Kollaboration,
18:50
dass man keine Verlierer schafft.
18:52
Und das ist eigentlich ganz wichtig. Deswegen nimmt man den wissenschaftlichen,
18:56
versucht man das über einen ganz wissenschaftlichen Ansatz, welches funktioniert
19:00
besser und welches ist vielleicht günstiger.
19:04
Also Preis-Nutzen-Verhältnis und dann einigt man sich. Und dann versucht man
19:07
auch den anderen, den Konkurrenten aber dann auch wieder an Bord zu holen,
19:10
sodass man das dann zusammen macht.
19:12
Und nur so erreicht man es dann, dass plötzlich 3000 Leute, wie in dem Fall
19:16
der Atlas-Kollaboration, zusammenhalten und hinter einem einzigen Konzept stehen,
19:21
was sie vorher von ihren verschiedenen Studien übernommen haben. Das ist faszinierend.
19:29   tim-pritlove
Es ist ja in der Regel sehr international aber auch sehr europäisch geprägt.
19:35
Aber bei Atlas gab es auch so eine US Komponente.
19:39   christoph-rembser
Sogar bei CMS mehr natürlich. Aber das hat auch bei uns Tradition.
19:44
Also natürlich das CERN ist ein europäisches Labor. Das heißt es sind nur europäische
19:50
Länder die im Prinzip im Rat, im Council daher kommt der Name,
19:54
Konseil Europäens pour la Recherche Nucléaire, also im Ratssitzen.
20:04
Diese Länder, die das CERN betreiben und da auch Mitgliedsbeitrag bezahlen,
20:08
die entscheiden natürlich über das wissenschaftliche Programm.
20:12
Aber dennoch ist es so, dass es auch viele Leute und Wissenschaftler in anderen
20:15
Ländern gibt, Japan, USA, weiß Gott, you name it, die wollen gerne da auch mitmachen.
20:22
Und unsere Gemeinschaft, die Gemeinschaft der Forschenden, ist derartig immer
20:26
schon international, dass es natürlich gar keine Frage ist. klar macht ihr mit.
20:30
Ihr bezahlt dann halt auch einen Teil des Experiments.
20:32
Ihr übernehmt auch Pflichten. Das ist auch ganz wichtig. Das muss ja alles betrieben
20:35
werden. Aber dann macht ihr mit.
20:37
Das heißt aber nicht, dass die jetzt über das CERN bestimmen können.
20:40
Das ist okay, aber das ist den Wissenschaftlern eigentlich auch erstmal egal.
20:45   tim-pritlove
So, was wurde denn dann beschlossen, was man bauen soll? Also wir hatten ja
20:50
mit dem CMS schon gesprochen und das wesentliche Merkmal des CMS steckt ja auch im Namen.
20:57
Es steht für Solenoid, also letzten Endes eine große Spule,
21:02
eine Riesenspule, die sozusagen dieses Magnetfeld erzeugt,
21:06
was ja immer erforderlich ist bei dieser ganzen Geschichte, weil man will ja
21:09
diese hochenergetischen Teilchen, die in alle Richtungen platzen,
21:12
irgendwie im Zaum halten und dabei eben vermessen.
21:20
Beim Atlas steckt es auch im Namen, das ist das T-Toroidel, besser bekannt als Donut.
21:28
Also sozusagen so ein Ringkernmagneten.
21:31   christoph-rembser
Ja also erstmal haben sie beide natürlich ein Solonoin, aber das ist schon richtig.
21:37
CMS hat einen riesengroßen Trump, während Atlas hat einen anderen Ansatz von
21:43
dem ganzen Magnetsystem her.
21:45
Und zwar hat man einmal bei Atlas dann gesagt, gut, oder das ist eigentlich
21:49
auch bei CMS genau dasselbe erstmal, hinter den Kollisionspunkt.
21:53
Die erste Kameralage, die man braucht.
21:57
Das sind Spurdetektoren, die dann nämlich genau vermessen können,
22:00
wie die Spuren von den kollidierenden oder die Teilchen von den kollidierenden
22:04
Protonen weggeflogen sind.
22:06
Und da sind die Konzepte mit sogenannten Siliziumdetektoren,
22:10
Siliziumpixeldetektoren und Siliziumstreifendetektoren sehr ähnlich von Atlas und CMS.
22:16
Also da, ein Experte bei Atlas, der kennt auch das CMS-System und umgekehrt.
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Das CMS-System ist was die Siliziumdetektoren angeht größer,
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weil damals hatte man noch nicht so viel Erfahrung mit diesen Siliziumdetektoren
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und die waren halt mutig und haben gesagt, wir bauen ein ganz großes System.
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Bei Atlas waren wir dann ein bisschen konservativer und haben vor allem aber
22:40
auch gesagt, es ist auch wichtig, schon in dem Spursystem Teilchen identifizieren zu können.
22:47
Dass man sagen kann, das ist ein Proton, das ist ein Elektron,
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das ist ein Pion oder das ist ein Myon oder weiß Gott was.
22:53
Und deswegen hat der Atlas Silizium Detektor Pixel und Streifen noch diesen
23:00
Übergangsstrahlungsdetektor TRT,
23:02
das ist im Prinzip diese Röhrchen, die ich eben beschrieben hatte,
23:07
drumherum und da kann man dann auch noch Spuren nochmals zusätzlich vermessen
23:13
aber vor allem auch sagen, was für ein Teilchen das war.
23:16
Das war eine ganz wichtige Sache, die wir uns damals überlegt hatten,
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weil auf der Suche nach dem Higgs war es wichtig, Zerfälle des Higgs-Teilchens in Elektronen.
23:26
Genau aufzuzeichnen und genau zu vermessen, weil da wusste man,
23:29
da kann man ganz genau die Masse des Higgs-Teilchens damit bestimmen.
23:33
Und dadurch, dass diese Event-Bilder,
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also diese Fotos, die man macht, die sind ja so voll von allen möglichen Teilchen
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und wenn man da dann diese Elektronen ganz genau sehen und vermessen kann,
23:45
dann hilft das schon auf der Suche nach dem Higgs und es hilft auch später das
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sogenannte Kalorimeter, das dann um die Spurdetektoren gebaut ist,
23:55
auch noch zu kalibrieren.
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Das war ganz wichtig. Und dann gehen die Unterschiede auch weiter,
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nämlich bei Atlas kommt dann erstmal eine Spule, ein Supraleitender Magnet,
24:06
tatsächlich um diese Spurdetektoren.
24:10
Und der Magnet hat ja eigentlich nicht die Aufgabe, die Teilchen zusammenzuhalten,
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sondern das ist eigentlich so, geladene Teilchen in einem Magnetfeld fliegen so eine gekrümmte Bahn.
24:20
Und aufgrund der Krümmung kann man dann einmal sagen, sind die positiv oder
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negativ geladen, weil die einen krümmen sich in die eine Richtung und die anderen
24:27
in die andere. Und man kann vor allem sagen, wie viel Energie haben die oder
24:31
wie schnell sind die Teilchen.
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Wir nennen das Energie, aber im Prinzip wie schnell sind diese Teilchen.
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Ein ganz schnelles Teilchen wird in diesem Magnetfeld ganz wenig nur gekrümmt.
24:40
Ein total langsames Teilchen ziemlich stark, das macht sogar schon fast so Kringelchen.
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Und damit kann man dann auch, wenn man die Energie dieser Teilchen präzise vermisst,
24:51
kann man genauer auch berechnen, woher aus welchen Teilchen Zerfall kommen,
24:56
diese Spuren, die wir jetzt gerade gemessen haben.
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Und dann hat der Atlas schon einen kleineren Magneten um diese Spurkammern und
25:04
dann kommen bei Atlas noch Kalorimeter, die vermessen dann die Energien der Teilchen ganz genau.
25:10
Und dann kommt noch eine entscheidende Detektorkomponente, sowohl bei CMS als
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auch bei Atlas. Das sind die sogenannten Möhrenkammern.
25:17
Myonen kennt man klar, kosmische Strahlung, sind ja immer da.
25:23
Fliegen sind die schweren Brüder der Elektronen. Und wann immer so in so einem
25:27
Foto so ein schwerer Bruder eines Elektrons auftaucht, kann man schon sagen,
25:32
oh, das ist wahrscheinlich ein interessantes Foto.
25:34
Und wir wissen auch, Higgs zerfällt auch gerne in zwei Myonen.
25:37
Das heißt, wenn ich diese Sache auch noch ganz präzise messen kann,
25:40
dann habe ich vielleicht noch höhere Statistik, um die Masse des Higgs-Teilchens zu finden.
25:45
Und deswegen hat ATLAS noch in diesen Myondetektoren, die ganz außen sind,
25:49
ein zusätzliches Magnetsystem eingebaut und das sind diese acht Toroidspulen,
25:53
die eigentlich dann nochmal genau in dem Myondetektor ein gutes präzises magnetisches
25:59
Feld erzeugen, dass man diese Spuren der Myonen in den Myonenkammern auch noch
26:04
sehr präzise vermessen kann.
26:05
Und das ist ein großer Unterschied zwischen ATLAS und CMS.
26:09   tim-pritlove
Ah, verstehe. Das heißt im Prinzip für das Hauptmagnetfeld, was erstmal für
26:15
die Primärkrümmung sorgt, da sind sie sich eher ähnlich.
26:19
Aber es kommt sozusagen in dieser allerletzten Stufe, in dieser Myonschicht
26:23
sozusagen, kommt nochmal was so um sozusagen die, was kann man dann,
26:29
dann kann man die Energie noch genauer messen oder?
26:33   christoph-rembser
Genau, dann hat man da noch eine höhere Präzision um die Energie oder Geschwindigkeit zu verändern.
26:40   tim-pritlove
Präzision, das ist eigentlich das worum es geht. Gerade wenn man am Ende so
26:46
viele Milliarden Kollisionen beobachtet und da eine statistische Aussage draus machen will,
26:52
dann wäre ja quasi eine Ungenauigkeit die einmal auftritt, tritt ja dann auch
26:56
milliardenfach auf und dann multipliziert sich das dann entsprechend.
27:03
Das heißt der Aufbau der beiden Detektoren ist so unterschiedlich eigentlich
27:08
nicht, wo zieht man denn dann quasi die Grenze, dass man sagt,
27:15
Es ist aber jetzt unterschiedlich genug, sodass wir eben auch wirklich das eine
27:22
zur Überprüfung des anderen heranziehen können,
27:25
weil das Ziel der ganzen Idee ist ja nicht nur,
27:28
dass man zwei hat, weil die dann, was weiß ich, wenn der eine einen Defekt hat,
27:33
dann ist der andere immer noch heile, Sondern es geht ja auch darum,
27:36
konzeptionell anders zu arbeiten, damit man eben nicht schon in seiner Messmethode
27:40
selber so ein Bias mit drin hat
27:42
und am Ende irgendetwas meint festzustellen, was tatsächlich nur in dieser technischen
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Konstellation auftritt, aber ansonsten halt nie auftreten würde.
27:51
Das ist ja sozusagen der Hintergedanke, warum
27:53
man überhaupt zwei solche General-Purpose-Detektoren ja auch hinbaut.
27:59
Aber wenn jetzt sozusagen der große Magnet ist identisch und die Spurdetekstitution
28:03
ist ähnlich, dann die nächste Phase war ein bisschen anders.
28:08
Woran kann man das auch quantifizieren, dass das anders genug ist?
28:14
In so einer wissenschaftlichen Bewertung wird das ja wohl auch genau gemacht
28:17
worden sein. Es wird ja sicherlich die Pläne auf dem Tisch gewesen sein und
28:22
jemand wird gesagt haben müssen, okay das ist jetzt auch anders genug.
28:26   christoph-rembser
Ne, das an sich, es gab so kein Komitee, von äußeren Experten oder von nicht
28:36
internen Experten, die dann gesagt haben, sind die Unterschiede groß genug.
28:39
Also ganz wichtig und das ist ja schon mal der allergrößte Unterschied ist,
28:44
es wurde von verschiedenen Menschen gebaut.
28:47
Es wurden die kleinen Details von verschiedenen Physikern und Ingenieuren designt
28:57
und vor allem auch die Software zur Auswertung der Bilder wird unabhängig von
29:04
anderen Leuten geschrieben.
29:06
Ich persönlich würde sagen, es geht noch nicht mal um den großen analytischen
29:12
Unterschied einer Detektorkamera,
29:14
aber wir wollen natürlich auch immer herausfordernde Technologien bauen,
29:19
was jetzt nicht so schon 20 Jahre alt ist, sondern was gerade mal state of the art ist.
29:25
Und da weiß man manchmal noch nicht, funktioniert das, wird das eigentlich auch
29:29
wirklich funktionieren.
29:30
Das sagte ich ja. Also CMS war sehr, sehr, ich finde das tapfer und richtig,
29:35
dass die da gesagt haben, wir bauen halt nur Silizium in die.
29:40
In die inneren Spurkammern. Und da war Atlas halt konservativer,
29:44
weil man gesagt hat, okay vielleicht funktioniert das ja ganz gar nicht und
29:48
wir sind vielleicht zu optimistisch.
29:50
Dann hat man bei Atlas halt noch zusätzlich diesen Gasdetektor Old Fashioned
29:54
Technology gehabt. Also es ist auch eine Art Risikominimierung, die man dadurch macht.
30:00
Und bei CMS zum Beispiel, die Kalorimeter sind so Kristallkalorimeter,
30:06
die mit extrem hoher Präzision auch die Energie vermessen, aber da war man auch
30:11
nicht ganz sicher, halten die überhaupt in den Strahlenschäden das ganze aus.
30:15
Also es ist nicht unbedingt, dass jemand gesagt hat, hier das ist so anders,
30:20
das reicht jetzt, das ist anders genug, sondern es ist wirklich auch eine Risikoabwägung,
30:24
dass man manchmal sagt, okay das ist neu, das ist etwas konservativer.
30:29
Und dann macht natürlich ein riesen Unterschied die Software,
30:32
die die Sachen auswählt, beziehungsweise auch die Trigger, die überhaupt entscheiden,
30:36
welche von den Bildern will man wegschreiben. Das haben wir ja noch gar nicht
30:39
gesagt, aber 40 Millionen Bilder pro Sekunde kann man gar nicht speichern.
30:43
Wir können das, das war am Anfang so, dass man vielleicht so auf ein paar hundert
30:48
Bilder gekommen ist, jetzt bauen wir gerade, rüsten wir das auf,
30:51
dass wir auf tausend Bilder pro Sekunde sind, die wir überhaupt aufzeichnen können.
30:55
Und das ist zum Beispiel auch, da es von anderen Leuten gemacht wird,
30:59
aber auch teilweise auch andere Technologie in den Computer,
31:02
Elektronik genommen wird, auch so unterschiedlich,
31:05
dass wirklich von der Systematik her der eine Detektor ganz anders ist und unabhängig
31:11
von dem anderen und insofern ist es richtig wie du das gesagt hast,
31:15
wenn der eine was misst und der andere nicht, dann ist da echt was faul.
31:18
Bei einem oder dem anderen.
31:23   tim-pritlove
So auch wenn wir das bei CMS im Prinzip schon mal durchgespielt haben,
31:28
ist es glaube ich trotzdem wert nochmal wirklich diese Funktionsweise jetzt
31:32
von innen nach außen auch mal so ein bisschen im zeitlichen Ablauf nachzuvollziehen,
31:38
weil daran kann man sicherlich auch nochmal feststellen, wo im Detail die Unterschiede
31:42
dann durch unterschiedliche Messmethoden herauskommen.
31:47
Also wie eben bei dem anderen Detektor, bei allen Detektoren auch,
31:50
die Teilchen kommen so gebündelt in so Paketen,
31:55
25 Nanosekunden Abstand vom LHC,
31:59
werden sie da sozusagen hinein gepulst und kreuzen sich dann sozusagen mit den
32:05
entgegenfliegenden Protonenhäufchen an einem entsprechenden Punkt und dort gibt
32:12
es dann eben mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit Kollisionen.
32:16   christoph-rembser
Und sogar mehr als eine.
32:18   tim-pritlove
Mehr als eine, aber vielleicht auch nicht so viele wie man jetzt als Laie erstmal
32:23
denken möchte, wenn man sich anschaut, dass da jetzt irgendwie 100 Milliarden
32:26
Teilchen aufeinander prasseln.
32:30
Dafür ist relativ wenig los. Gibt ja auch ein schönes Äquivalent dazu so in
32:34
der Kosmologie, wenn man sich dann halt mal so Theorien anschaut mit Galaxien verschmelzen.
32:47
Ja das ist ja auch so ein Ereignis, so
32:53
hier Andromeda Galaxie wird uns ja irgendwann mal hier auf Kollisionskurs mit der Milchstraße gehen,
33:08
werden wir jetzt,
33:18
nicht mehr so richtig miterleben, aber wird vermutlich stattfinden.
33:26   christoph-rembser
Da ist er eigentlich noch leer. Aber deswegen, dann hat man Glück und es stoßen
33:30
ein paar zusammen und bleiben wir jetzt aber dann von einer von denen,
33:34
die picken wir mal raus, das heißt diese Protonen prallen aufeinander,
33:38
es entsteht Energie und jetzt gemäß E gleich mc² wandelt sich diese Energie
33:45
jetzt wieder in Teilchen um. Wie in welche Teilchen?
33:47   tim-pritlove
Warum entsteht Energie?
33:51
Also entsteht die Energie oder ist die nicht in den Teilchen schon drin?
33:55   christoph-rembser
Ok, da hast du recht. Also sie entsteht nicht, sondern die Bewegungsenergie,
33:59
die Teilchen haben ja fast Lichtgeschwindigkeit, die ist wie zwei Autos,
34:05
wenn die zusammenprallen, dann haben die natürlich schon ihre Energie vom Fahren,
34:09
aber dann in diesem kleinen Punkt Die Energie wird umgewandelt.
34:13
Umgewandelt und ist dann einfach als Energie da und kann dann neue Teilchen erzeugen.
34:23
Und diese fliegen dann halt, also leben meist ganz kurz nur,
34:27
weil es sind ja nur wenige elementare Teilchen wirklich stabil.
34:31
Also das Elektron kennen wir, ist stabil, aber selbst das Myon,
34:35
was wir schon aus der Kosmologie kennen, die kosmische Strahlung,
34:38
lebt ja, hat ja auch nur eine gewisse Lebensdauer.
34:41
Aber die meisten Teilchen zerfallen dann recht wieder und zerfallen in diese
34:44
stabilen Teilchen wie Elektron oder quasi stabile Teilchen wie Myon und Pion
34:49
und die fliegen dann halt durch unsere Schichten der Kamera und die ersten Schichten
34:56
oder die ersten Schichten sind die bei Atlas,
34:58
dass genau die Spur fest gelegt wird, dass man zum Beispiel sagen kann...
35:05
Die Kollision war hier, aber jetzt ein bisschen weiter davon weg.
35:11
Da entstehen plötzlich noch weitere Teilchen oder da ist ein anderer Vertex, nennen wir das.
35:16
Das ist immer so ein Hinweis, dass da zum Beispiel noch Teilchen wieder zerfallen
35:20
sind, die kurz entstanden sind. Zum Beispiel Teilchen mit B-Quarks drin.
35:24
Wir sind aber wichtig zu identifizieren, weil die helfen uns zum Beispiel auch
35:28
das Higgs zu finden. Immer wenn schwere Teilchen involviert sind,
35:30
war es gut, dass man gucken konnte, diese Fotos guckt ihr an,
35:34
da ist vielleicht dann das Higgs.
35:35
Und diese Spuren werden dann ganz genau aufgezeichnet und vor allem auch,
35:38
weil sie ja in dem Magnetfeld drin sind, sehr präzise vermessen,
35:41
was für Impulse sie haben.
35:43   tim-pritlove
Aber wodurch werden sie denn konkret detektiert an dieser Stelle?
35:46   christoph-rembser
Also wie funktioniert Silizium? Das ist im Prinzip nichts anderes als jede Handykamera.
35:54
Also man hat eine Halbleiterschicht.
36:00
Diese Halbleiterschicht, die hat dann auch am unteren Ende Auslesepads,
36:05
die dann auf elektronische Bausteine geführt werden, wie zum Beispiel Verstärker.
36:10
Aber dann ist es genauso wie eben schon beschrieben.
36:13
Ein Teilchen fliegt durch ein Material durch, wo eine Spannung angelegt ist.
36:17
Zwischen oben und unten dieser Sensoren ist eine Spannung angelegt und wenn da ein Teilchen,
36:21
ein geladenes Teilchen durchfliegt, dann erzeugt es da in dem Silizium solche
36:26
Löcher oder erzeugt freie Elektronen,
36:29
die dann zu einem bestimmten Punkt gesammelt werden und da dann als elektrisches
36:34
Signal abgegriffen werden. Und jetzt, wenn diese Pixel...
36:38
Durch die die fliegen können, klein genug sind, 25 Mikrometer,
36:41
dann hat man damit ja schon eine unwahrscheinlich gute Ortsauflösung.
36:45
Allein schon deswegen, grob 25 Mikrometer mal 25 Mikrometer,
36:51
da ist es durchgeflogen, also weiß ich schon ziemlich genau, wo die Spur ist.
36:54
Wenn ich mehrere davon habe, kann ich dann auch noch diese Spuren kombinieren
36:58
und da es ja gerade fliegen muss, kann man das sehr präzise machen,
37:02
dann geht das nochmal, verbessert sich die Auflösung noch um Faktoren.
37:08
Und damit ist man dann schon ziemlich genau und präzise in der Spurauflösung.
37:13
Wir haben da verschiedene Lagen, also je näher man an dem Kollisionen dran ist,
37:17
dann hilft das der Spurrekonstruktion.
37:21
Zum Beispiel bei Atlas ist glaube ich die innere Lage noch näher dran als bei CMS, hilft uns.
37:25
Dann gibt es vier Lagen, die nach außen gehen von diesen Pixeln.
37:28
Und danach gibt es dann diese Siliciumstreifen, funktionieren ganz genauso,
37:32
nicht 25 Mikrometer auf 50 Mikrometer, sondern sind halt lange Streifen,
37:37
mehrere Zentimeter, aber auch relativ dünn.
37:39
Trotzdem, wenn man das dann im Algorithmus kombiniert, mit den Spuren kann man
37:43
das sehr genau verändern.
37:45   tim-pritlove
Warum wechselt man, also die inneren sind wie bei CMS solche Folien,
37:50
die sozusagen in so Pixel aufgeteilt sind.
37:53   christoph-rembser
Ja, wie so Handykamera-Tipps, also die Fotos, CCDs, genau.
37:57   tim-pritlove
Und inwiefern ändert sich das jetzt von der Struktur ins Streifen?
38:01
Also ist es dann immer noch eine Folie, die sich anders bestückt oder wo ist der Unterschied?
38:06   christoph-rembser
Also das sind ja solche Fässer, diese Kameras, wie wir sie aufgebaut haben.
38:10
Die Pixel sind quadratisch und da kann man ganz viele Pixel nebeneinander und
38:13
hintereinander nebeneinander machen.
38:16
Aber je weiter man nach außen geht, desto größer wird ja auch diese Oberfläche
38:21
des Fasses, die da drum ist. Das heißt dann ist es plötzlich eine Kostenfrage.
38:25
Weil natürlich wäre es genial, wenn wir da auch noch Pixel hätten,
38:28
aber dann wird es zu teuer, weil jeder Pixel hat ja einen eigenen Auslese-Elektronikkanal
38:32
und eigentlich berechnet sich dann auch so ein Kostenpunkt.
38:35   tim-pritlove
Also das heißt man lässt quasi eine Dimension weg und hat einfach nur noch die
38:39
Linie sozusagen wo es durch geht.
38:41   christoph-rembser
Richtig, genau und dadurch, dass man aber vorher Pixel hat, kriegt man grob
38:45
ja auch schon die Information, wo es lang geflogen ist, dann braucht man das nicht mehr, ganz genau.
38:51
Und bei CMS sind diese Streifendetektoren, gehen dann noch zu höherem Radius,
38:55
weg vom Kollisionspunkt.
38:57
Bei Atlas hat man dann halt diese Röhrchendetektoren, Gasröhrchen,
39:00
kleine 4 mm dicken Röhrchen mit dem Draht da drin und wenn da das Teilchen durchfliegt,
39:07
dann ionisiert es das Gas und macht da auf dem Draht dann ein elektrisches Signal
39:11
und das sind dann auch mindestens 32 von diesen Röhrchen durch diese und Teilchen
39:17
dann von innen nach außen durchfliegt.
39:20
Und die geben dann auch noch genaue Informationen, wo das langgeflogen ist,
39:23
aber vor allem auch Informationen, ob das zum Beispiel ein Elektron gewesen ist oder ein Pion.
39:29   tim-pritlove
Mir ist nicht ganz klar, wie dieses Röhrchen sozusagen, also was misst es jetzt genau?
39:33
Also da ist der Draht, das Teilchen fliegt durch, das Gas ionisiert,
39:39
also erzeugt dann, erzeugen ist mal ein schwieriges Wort, also kommen dann Elektroden,
39:44
werden da welche frei oder was?
39:46   christoph-rembser
Klar die werden aus dem Atom, aus dem Gasatom richtig rausgehauen.
39:49   tim-pritlove
Okay und die fliegen dann sozusagen zu diesem Draht und erzeugen in dem Moment
39:54
einen Impuls für das ganze Röhrchen oder hat man da wirklich einen Zeitverlauf den man da misst?
40:02   christoph-rembser
Ja, richtig. Man hat nämlich ein bisschen einen Zeitverlauf.
40:06
Also das einzelne Röhrchen.
40:09
Da fliegt das Teilchen durch den Querschnitt durch, trifft natürlich nicht immer
40:15
die Mitte, sondern so ein bisschen am Rand zwischen der Röhrchenwand und dem Draht.
40:19   tim-pritlove
Also die fliegt eher quer durch als längs? Ja genau, richtig.
40:23   christoph-rembser
Also die Röhrchen sind sozusagen entlang des ganzen Fasses. Also wenn man sich
40:28
diese Kamera als Fass vorstellt, dann sind die im Prinzip entlang der Fasswände.
40:35   tim-pritlove
Parallel zum Teilchenbeschleuniger sozusagen.
40:40
Also sie gehen von der Seite durch die Rohre durch, also die treffen irgendwo auf diesem Rohr auf.
40:48   christoph-rembser
Ja oder fliegen durch das Rohr durch, ionisieren und dann ist ja zwischen der
40:53
äußeren Hülle des Röhrchens und dem Draht ist ein elektrisches Feld.
40:58
Und die Elektronen, die dann rausgekickt wurden aus dem Gas,
41:01
die driften dann hin zu dem Draht, einfach aufgrund des elektrischen Feldes.
41:06
Und das elektrische Feld ist so stark, dass ein einzelnes Elektron dann noch
41:12
weitere Elektronen aus dem Gas rauskickt, weil es so ein bisschen in dem Feld beschleunigt wird.
41:16
Und dadurch hat man dann, sagen wir mal, pro ein Elektron, was vielleicht ionisiert
41:20
durch Ionisation des Teilchens entstanden ist, 10.000,
41:25
elektrosekundäre Elektronen, die durch diese Gasverstärkung,
41:27
also durch das elektrische Feld kommen und das erzeugt ein Signal,
41:31
was groß genug Größend gelesen werden kann.
41:32   tim-pritlove
Und das ist aber auch nur eine eindimensionale Information wie bei diesen Siliziumstreifen
41:36
oder kann man dann tatsächlich an Laufzeiten dann von diesem Draht auch noch
41:40
messen, wo das da durchgegangen ist?
41:43   christoph-rembser
Ja, also an Laufzeit kann man tatsächlich berechnen, dass man sie an beiden Seiten ausliest.
41:49
Wir haben aber festgestellt, braucht man gar nicht, weil durch die Information
41:53
der Siliziumdetektoren zuvor,
41:55
wo es vorher war, hat man das schon relativ gut zugeordnet bekommen.
42:00
Aber tatsächlich ist eine Zeitinformation schon wichtig, weil wir wissen ja
42:04
alle 25 Nanosekunden gibt es vielleicht ein neues Bild und eine neue Kollision.
42:09
Das heißt aber, wenn zum Beispiel so ein Draht ein Signal sieht,
42:15
dann kommt der ja nicht zum genauen Zeitpunkt der Kollision,
42:19
sondern ein bisschen nachher.
42:20
Und diese Zeit nachher berechnet sich aus der Flugzeit des Teilchens über diesen
42:25
Meter, selbst wenn es Lichtgeschwindigkeit hat, ist das doch,
42:28
reden wir doch schon darüber.
42:30   tim-pritlove
Das dauert auch ein bisschen.
42:31   christoph-rembser
Und durch die Driftgeschwindigkeit innerhalb des Röhrchens von der Wand hin zum Draht.
42:36
Und damit kann man dann auch noch ganz genau, wo genau in dem Röhrchen selber
42:40
das durchgeflogen ist, bestimmen.
42:42
Also Zeitmessung ist eine ganz wichtige Sache für uns und das wird auch für
42:45
die Zukunft immer wichtiger. Zeitmessung, also 4D-Informationen.
42:50
Wir machen demnächst halt nicht nur diese dreidimensionalen Bilder,
42:53
sondern dann auch noch die Zeitkomponente kommt auch noch dazu.
42:58
Naja, das sind die Spurdetektoren.
43:01   tim-pritlove
Entschuldigung, wie viel Strecke haben wir jetzt zurückgelegt,
43:04
bis wir am Ende dieser Röhrchen angekommen sind?
43:07   christoph-rembser
Genau, das ist ungefähr ein Meter. Also muss man sich vorstellen,
43:12
zwei Meter im Durchmesser hat diese Kameradicke des inneren Detektors für die Spuren.
43:20
Daraufhin kommt dann die Spule. Das ist dieser Magnet, den du kurz angesprochen hast.
43:24
Supraleitender Magnet und der
43:25
ist bei Atlas auch sehr dünn, hat aber nicht so die Stärke wie bei CMS.
43:30
Der krümmt die Teilchenbahn. Und hinter dem Magneten kommt dann das Kalorimeter.
43:35
Und hier bei Atlas haben wir was besonderes. Es ist nämlich ein Flüssig-Argon-Kalorimeter.
43:43   tim-pritlove
Also Kalorimeter ist sozusagen der Energiemesser und auch so ein bisschen die
43:47
potenzielle Endstation für die allermeisten Teilchen.
43:51   christoph-rembser
Genau, richtig. Also Kalorimeter misst die Energie der einzelnen Teilchen.
43:57
Deswegen bestehen solche Kalorimeter meist oder eigentlich immer aus schweren
44:02
Materialien, wie zum Beispiel irgendwelche Bleiplatten oder Stahlplatten, Kupferplatten.
44:09
Da fliegen dann die Teilchen rein und machen Schauern auf, geben ihre Energie
44:13
ab, indem sie wieder weitere elektromagnetische Schauer oder Teilchen erzeugen.
44:17
Die muss man dann jetzt aber auch noch nachweisen und da hat man das dann so,
44:21
dass man so eine Absorberschicht immer hat und dazwischen dann eine Schicht
44:26
mit flüssigem Argon und da ist jetzt wieder genau derselbe Trick fast wie bei
44:32
diesen Röhrchen, die ich vorher beschrieben habe.
44:36
Dieses flüssig Argon wird auch wieder ionisiert,
44:40
wenn da diese Teilchenschauer drin sind und wenn man dann auf der anderen Seite
44:45
zwischen der Absorberschicht Liquid Argon und dann eine Schicht Elektronik hinbaut,
44:50
dann messen die wieder die entstandenen Schauerteilchen und können dann wieder
44:55
genau sagen, hier haben wir einen Stromimpuls gesehen, der so und so groß ist.
45:00
Und dafür sind immer diese Messungen oder wir nennen das Teststrahlen vorher
45:04
unglaublich wichtig, dass man kalibriert.
45:08
Wenn wir einen elektrischen Impuls sehen, der so und so groß ist,
45:10
dann entspricht das einem Teilchen mit der und der Energie.
45:14
Und diese Kalorimeter sind relativ dick, also das sind mehrere 10 Zentimeter,
45:18
so dass man viele Teilchen vermessen kann und genau aufzeichnen kann.
45:24
Und vor allem diese elektromagnetischen Kalorimeter, das sind die,
45:28
die der innere Teil eines großen Kalorimeters bildet, die messen präzise die
45:33
Energie der Elektronen.
45:34
Diese Kalorimeter sind auch meist so dick, dass jedes Elektron bis dahin gut
45:39
absorbiert ist, wenn es diese paar 10 Zentimeter durchquert hat.
45:43
Das hat CMS auch. CMS hat nicht einen Liquid-Argon-Kalorimeter,
45:47
sondern einen Kristall-Kalorimeter.
45:49
Da wird dann der Lichtimpuls gemessen, wenn da so ein Teilchen aufschaut.
45:55   tim-pritlove
Genau, mit diesem Blei-Wolframat-Kristall.
45:58   christoph-rembser
Wir messen halt Elektronen, aber das funktioniert ziemlich gut.
46:02
Wir haben aber bei uns auch tatsächlich den Vorteil bei Atlas dadurch,
46:08
dass diese Kalorimeter so aufgebaut sind,
46:11
dass sie auch wieder genau, und du hast das genau richtig schön beschrieben,
46:14
parallel zum Strahlverlauf gehen und dann auch noch so eine leichte Akkordeonform
46:21
haben, kann man genau sagen auch aus welcher Richtung das Elektronen gekommen
46:25
ist. Also das funktioniert relativ gut.
46:28
Und das hat uns auch geholfen bei der Higgs-Entdeckung.
46:32
Ja und dann um dieses elektromagnetische Kalorimeter kommt dann immer noch ein
46:35
atronisches Kalorimeter und das ist viel Material und da hofft man dann,
46:39
dass dann auch die ganzen restlichen Teilchen aufschauern.
46:42
Und ganz wichtig war, die inneren Spurlagen, die vermessen ja nur Teilchen,
46:47
die geladen sind. Da dachte ich, ja das geht nur über Ionisation.
46:51
Aber die Kalorimeter vermessen auch Teilchen, die elektrisch neutral sind.
46:54
Da gibt es zum Beispiel Neutronen, kennt man ja, oder Pion, ungeladene Pion,
46:59
das P0, weil die auch in dem Material aufschauern.
47:02
Das heißt, Kalorimeter vermessen nicht nur die geladenen Teilchen,
47:05
sondern, und das ist für die Gesamtenergiebilanz wichtig, alle Teilchen, auch die ungeladenen.
47:11
Klar, kein Teilchen vermisst Neutrinos, aber das ist okay.
47:16   tim-pritlove
Dafür braucht man Kilometer Eiswürfel in der Antarktis.
47:21   christoph-rembser
Ja, aber wir schaffen es tatsächlich auch Neutrinos in dem Sinne nachzuweisen,
47:26
dass wir sie eben nicht messen. Da muss ich aber nachher drauf kommen,
47:29
weil das ist eine ganz wichtige Eigenschaft eines Detektors,
47:32
um zum Beispiel dunkle Materieteilchen finden zu können. Da kommen wir gleich drauf.
47:37
Und dann außen rum kommen noch die Muonkammern. Das ist auch wieder ganz wichtig.
47:41
Bei beiden CMS und Atlas ist nämlich die Teilchen, die durch das ganze Material
47:46
durchfliegen, das sind die schweren Brüder der Elektronen, die Muon, auch geladen.
47:51
Teilchen und die werden dann auch wieder von Von Detektoren,
47:56
meist sind das Gasdetektoren, funktioniert eigentlich immer so,
47:59
dass man zwei Platten hat.
48:01
Dazwischen ist ein sehr starkes elektrisches Feld und da ist auch wieder ein
48:04
Gas reingefüllt und wenn da ein Teilchen durchfliegt dann macht es da wieder
48:09
eine Ionisation und dann gibt es im Prinzip einen Funkendurchschlag von der
48:12
oberen Platte bis zur unteren.
48:15
Das ist ja eigentlich so wie so ein Ding was man in der Bäckerei hat um die
48:18
Fliegen tot zu machen, also die sind dann da außen herum aufgebaut und wann
48:22
immer da so ein Ding durchfliegt dann macht es einen Knall oder dann sieht man
48:25
einen Lichtblitz und dann kann man das aufzeichnen.
48:28   tim-pritlove
Okay, so ein Large Scale Fliegenfänger, um Teilchen zum Knallen zu bringen.
48:36   christoph-rembser
Aber das Wichtige ist halt wirklich, die Dinger sind so aufgebaut, also einmal das Fass,
48:41
habe ich natürlich nicht so gut beschrieben, aber es ist wirklich das Fass parallel
48:45
zu der Strahlrichtung drum herum und damit das Fass auch noch geschlossen ist,
48:49
damit keine Teilchen irgendwie so noch entkommen in Richtung des Strahlrohrs,
48:52
sind dann noch so zwei Fassdeckel drauf gebaut.
48:59
Und damit umschließt man den Wechselwirkungsfang fast komplett.
49:03
Und das ist auch wichtig, weil klar das Higgs war eine tolle Sache und dafür
49:08
haben wir auch die Detektoren gebaut. Aber meine persönliche Motivation ist
49:12
eigentlich eine ganz andere. Ich will dunkle Materie finden.
49:14
Das ist das wieso ich hier eigentlich arbeite.
49:17
Und das war auch das, was ich früher auch schon in den alten Beschleunigern
49:20
gesucht habe, weil das ist was faszinierendes.
49:24
Also ich erwähnte ja schon, die Physiker hier, wir kennen das,
49:28
wir träumen, wenn wir oben in den Himmel gucken und dieses Weltall funktionieren sehen.
49:33
Und dann brennen sich einem natürlich jetzt die Fotos und von irgendwelchen
49:39
Teleskopen ins Hirn, die uns zum Beispiel Bullet Galaxy zeigen,
49:42
wo zwei Galaxien miteinander kollidieren.
49:45
Und dann gibt es Fotografien von verschiedenen Teleskopen und Kameras in der Astronomie,
49:53
die uns dann zeigen, hier, dann gibt es den heißen Bereich,
49:56
die durchdringen sich schnell, aber dann, die durchdringen sich und dann gibt
50:00
es aber auch einen Bereich, den man mit Gravitationslinsen gemessen hat,
50:03
der geht schnell durch, das ist ein ganz klarer Beweis dafür,
50:06
dass es dunkle Materie geben muss im Weltall.
50:09
Und wenn es dunkle Materie geben muss, dann muss die auch beim Urknall entstanden sein.
50:15
Und welche Geräte eignen sich dann wieder besser als unsere hier,
50:19
wo wir in der Zeit zurückreisen können, ganz nah an den Urknall,
50:22
um zu gucken, hey, wenn es die dunkle Materie vom Urknall her gibt,
50:26
dann sind wir vielleicht jetzt in der richtigen Energie, beziehungsweise in
50:29
der richtigen Zeit zurück, in der wir gucken können, wie diese dunkle Materie entstanden ist.
50:32
Das heißt, wenn ich die in meinen Kameras nachweise, dann weiß ich endlich,
50:36
was das ist und das versuche ich.
50:37   tim-pritlove
Es gibt ja sehr viele Thesen, also dunkle Materie, um es auch nochmal kurz erläutert
50:43
zu haben, ist sozusagen das, was man halt bei der Beobachtung von Galaxien sich
50:49
quasi errechnet hat, was eigentlich noch da sein müsste, aber man...
50:53
Sieht's nicht. Hence the name Dunkel, aber es geht gar nicht so sehr um die
50:57
Dunkelheit, sondern eher darum, dass man es eigentlich nicht weiß.
51:01
Dark im Sinne von wir haben keine wirklich gute Erklärung dafür und auch der
51:06
Begriff Materie ist ja im Prinzip auch erstmal nur so daher gesagt,
51:10
weil ob es sich wirklich um Materie im eigentlichen Sinne oder zumindest im
51:15
aktuellen Verständnis davon was es sich,
51:17
Man kann es nicht mit Bestimmtheit sagen und es gibt ja auch viele Theorien,
51:24
die versuchen dieses Phänomen auf eine andere Art und Weise zu erklären.
51:28
Entweder indem man einfach so die Gravitation anders definiert,
51:32
rechnet einfach gar nicht richtig, ist ein bisschen schwierig gegen Einstein
51:38
zu arbeiten, aber man kann es ja mal probieren.
51:42
Oder ja, dass alles voll ist mit irgendwie schwarzen Löchern und man es nur
51:47
deshalb nicht beobachten kann,
51:48
weil man halt einfach den Elektromagnetismus sozusagen fernhält und keinerlei
51:54
Photon mehr entweichen kann, was ja nun unser primäres Messinstrument eben ist.
52:01
Es sei denn man benutzt halt jetzt noch Gravitationswellenastronomie und Neutrinoastronomie,
52:07
die jetzt sozusagen frisch dazugekommen ist, aber das hilft uns in dem Fall
52:11
auch erstmal nicht weiter oder zumindest macht es derzeit so den Eindruck,
52:15
als ob man das nicht unbedingt weiterbringen kann.
52:17
Also hat man jetzt irgendwie das Problem, dass man eigentlich erstmal versucht
52:22
irgendwas nachzuweisen, von dem man noch nicht mal genau weiß, was es ist.
52:25
Aber auf der anderen Seite ist ja jetzt die Wahrscheinlichkeit,
52:28
dass es sich doch um irgendeine Materieform handelt und damit ja sozusagen,
52:34
Teilchen haben muss, die irgendwelche Eigenschaften haben, ist jetzt auch nicht
52:39
komplett von der Hand zu weisen.
52:40
Das kann halt auch gut sein und die ganze Teilchenbeobachtung,
52:46
die halt jetzt über Jahrzehnte gemacht wurde, fast, ich weiß nicht wie lange
52:51
guckt man sich jetzt Teilchen an, 100 Jahre sind noch nicht ganz voll so,
52:55
aber da ging es dann irgendwie los.
52:58
Und natürlich jetzt vor allem so in den letzten 50,
53:01
60 Jahren mit den ganzen Beschleunigungsringen und eben der ganzen Teilchenphysik,
53:06
die hier auch theoretisch geleistet wird, kommt man eben so langsam an diesen
53:10
Punkt, dass man sagt, okay, wir haben jetzt hier so unser Standardmodell so ein bisschen zusammen.
53:16
Also alles das, was wir so bisher sehen konnten,
53:19
messen konnten, haben wir, wo wir auch theoretische Konstrukte drumherum gebaut haben,
53:25
um da sozusagen Verständnis zu bekommen, wie das auch alles miteinander interagiert,
53:29
ist so jetzt auch erstmal weitgehend komplett, nachdem halt dieses Higgs-Feld und bzw.
53:35
Das Teilchen, was daraus resultiert, das Higgs-Boson, dann auch erfolgreich am CERN gemessen wurde.
53:42
Und wenn man jetzt also sagt, jetzt brauchen wir aber noch dunkle Materie,
53:46
dann müssen wir halt irgendwo gucken, wo wir noch nicht geguckt haben und das
53:52
kann halt bedeuten, entweder haben wir noch nicht scharf genug geguckt.
53:56
Oder wir gucken in einem falschen Bereich und brauchen noch mehr Power.
54:00   christoph-rembser
Zum Beispiel? Ja richtig.
54:04   tim-pritlove
Und gibt es noch einen anderen Ansatz wohin man jetzt guckt?
54:09   christoph-rembser
Du fasst das sehr richtig zusammen und sehr schön auch. Weil es in der Tat so ist.
54:15
Ich kann dir nicht sagen wir suchen da etwas wo wir eigentlich keine Idee haben.
54:18
Und deswegen ist das Schöne ja auch, wie viele Physiker verschiedene Ansätze
54:23
nehmen und die haben alle ihre gleiche Berechtigung.
54:25
Also da sieht man wieder, Wissenschaft löst sich oder geht nur,
54:30
wenn wir alle da zusammen uns die Sachen angucken.
54:32
Also Astronomie ist da ganz wichtig, weil vielleicht ist dunkle Materie wirklich
54:39
nicht so, wie wir uns das vorstellen. Die Beschleuniger, was wir hier machen,
54:42
bieten uns in einer Hinsicht halt vielleicht eine Möglichkeit.
54:47
Aber ob das die ist, um dann nachher dunkle Materie wirklich zu finden, das weiß ich nicht.
54:54   tim-pritlove
Jetzt haben wir halt diese fette Maschine, jetzt kann man ja auch zumindest mal versuchen was geht.
54:58   christoph-rembser
Genau und das ist das Argument, was ich eben meinte. Wenn man dann annimmt,
55:02
dunkle Materie sind Teilchen, die beim Urknall entstanden sind,
55:06
weil irgendwann müssen sie ja entstanden sein, Dann hilft mir diese Maschine,
55:10
die ja nichts anderes ist als eine Zeitmaschine und Bedingungen des frühen Weltalls,
55:15
10hoch-12 Sekunden nach dem Urknall, uns beobachten lässt.
55:20
Und wenn ich da dann gucke, wurden da vielleicht dunkle Materieteilchen erzeugt,
55:23
dann habe ich ja vielleicht Glück gehabt.
55:27
Vielleicht reicht auch die Energie nicht, vielleicht müsste ich auch noch weiter
55:30
zurückgehen, 10hoch-13, 10hoch-14.
55:31
Das würde uns natürlich in der Teilchenphysik oder in der beschleunigerbasierten
55:36
Teilchenphysik wieder helfen zu sagen wir bauen den nächsten Beschleuniger.
55:40   tim-pritlove
Die Pläne gibt es ja im Prinzip, man ist zumindest auf der Reise mit diesem
55:44
FCEE hier zumindest erstmal in der Planungsphase.
55:48   christoph-rembser
Aber da wollen wir jetzt gar nicht weiter.
55:50   tim-pritlove
Also das ist sozusagen etwas, was jetzt noch...
55:55
Unklar ist wann es wie in welcher Form konkret kommen wird und dann selbst wenn
56:00
es beschlossen ist auch noch eine Weile dauert, weil bis man 190 oder 100 Kilometer
56:04
reingebaut hat, so einen Tunnel muss man erstmal gegraben bekommen.
56:08
Die andere Methode ist natürlich das zu verbessern was man schon hat und dann
56:12
sind wir ja im Prinzip wieder genau in deinem Feld. Dann kommt es ja sozusagen
56:15
darüber an, okay vielleicht müssen wir einfach nur besser detektieren.
56:21
Alexander Ruschauer hat natürlich von der Beschleunigerseite her auch ja schon erzählt,
56:26
was Sie als Team dazu beitragen können, indem Sie dann diese Dichten in dieser
56:31
Pakete verbessern, also quasi
56:33
die Qualität des Urmaterials, auf dem man kollidieren lässt, verbessert.
56:39
Aber was ist jetzt sozusagen eure Perspektive im Sinne von was kann man an diesen
56:44
Detektoren noch verbessern?
56:46
Da gehen wir jetzt mal von unlimitierten finanziellen Möglichkeiten aus.
56:50
Wenn man schon träumt dann richtig.
56:54
Was würdest du dann sozusagen ranschaffen?
56:58   christoph-rembser
Tatsächlich sind unsere Beschleuniger Kollegen immens wichtig.
57:01
Und zwar ist es ja so, dunkle Materie scheint es ja im Beschleuniger nicht in
57:06
großen Mengen zu geben. Sonst hätten wir bestimmt schon was gesehen,
57:10
Fotos davon gesehen können.
57:13
Das heißt, was müssen uns die Kollegen von den Beschleunigern zur Verfügung
57:17
stellen, ist eigentlich so, bleiben wir mal bei dem Bild, was ich vorher schon
57:21
hatte, das ist so wie wenn man die Regeln von Fußball nicht kennt.
57:24
Wenn man sich viele Fotos anguckt, lernt man langsam was über die Regeln von
57:27
Fußball kennen und einmal Maradona den Ball mit der Hand spielen sehen,
57:31
da muss man schon eine Menge Fotos durchgehen, um das dann zu sehen.
57:35
Und jetzt nehmen wir mal an, dunkle Materie ist halt wirklich so selten,
57:39
entsteht die bei den Kollisionen, das heißt wir müssen unwahrscheinlich viele
57:43
Fotos machen, das heißt wir brauchen eine Art Zeit.
57:46
B und das liefern uns tatsächlich die Beschleuniger, sind so dichte Teilchenpakete,
57:51
dass die Wahrscheinlichkeit, dass Protonen sich treffen höher ist.
57:54
Das heißt, dass wir mehr Bilder haben, bei denen das überhaupt hätte entstehen
57:59
können. Das heißt eigentlich sagen wir Intensität, wir brauchen mehr Daten und
58:02
mehr Fotos. Zeit hilft uns.
58:06   tim-pritlove
Handgottes, wir sind immer wieder beim Gottesdanken.
58:09   christoph-rembser
Ne das bitte nicht, das ist ein sehr unglücklicher Name.
58:14
Aber Maradona und Handgottes können wir doch mal bitte, den können wir so lassen glaube ich.
58:20
Also das, da helfen die uns tatsächlich. Also wir brauchen Intensität und wir
58:26
brauchen Möglichkeiten von diesen 40 Millionen Bildungen pro Sekunde wirklich
58:32
auch alle analysieren zu können.
58:34
Das heißt moderne Computertechnologie, moderne Elektronik, schnelle Elektronik.
58:38   tim-pritlove
Die Atlasrate erhöhen so würde man sagen.
58:40   christoph-rembser
Richtig genau. Das ist das was wir auch machen im Moment.
58:45
Da bauen wir unsere Detektoren noch weiter aus, verbessern die,
58:49
weil klar Atlas wurde 2012 angeschaltet oder 2008 angeschaltet,
58:55
das ist ja 2008 angeschaltet, das ist ja schon alte Technologie.
58:58
Jetzt wollen wir wieder modernere Sachen da reinbringen, um die Raten noch weiter
59:03
zu erhöhen, die Anzahl der Fotos und vor allem die Kapazität diese Fotos genau zu analysieren.
59:09
Weil wie sähe eigentlich dunkle Materie aus auf einem Foto?
59:15
Das ist ja, das sagtest du eben auch schon so schön, man sieht ja nix. Es ist genau das,
59:19
dass man eben nichts sieht, also nicht ganz, aber wenn solche Teilchen zusammenstoßen,
59:26
Dann fliegen ja alle möglichen Teilchen in irgendwelche Richtungen und werden
59:31
da von den Kameras vermessen.
59:33
Und damit haben wir dann im Prinzip Energie und Impuls aller Teilchen, die da wegfliegen.
59:39
Wenn wir jetzt was haben, was man nicht sieht, dann fehlt irgendwo an der Stelle
59:43
was. Dann ist irgendwas nicht mehr richtig ausbalanciert. vor allem.
59:47
In einem Bereich, der senkrecht zum Strahlverlauf geht. Und das muss man sich ja so vorstellen.
59:56
Wenn Teilchen zusammenprallen, haben die ja Flugrichtung. Und diese Flugrichtung
1:00:00
sind ja nur entlang des Strahlrohrs.
1:00:03
Wenn wir jetzt ein Foto machen von den wegfliegenden Teilchen,
1:00:07
dann muss ja, weil bisher keinerlei Bewegungsrichtung transvers zu diesem oder
1:00:14
senkrecht auf diesen Strahlaxen war, Man muss ja auf dem Bild alles balanciert
1:00:18
sein, was transvers davon weg geht.
1:00:20
Das heißt, wenn was in die eine Richtung geht, muss auch was in die andere Richtung
1:00:24
gehen, damit es in der Summe wieder Impulsehaltung gilt.
1:00:27
Ja, ich hoffe, du kannst noch ein bisschen folgen.
1:00:29   tim-pritlove
Ich kann folgen, ja.
1:00:29   christoph-rembser
Super. Und dafür ist es dann so, wenn jetzt dabei ein dunkles Materieteilchen
1:00:35
entstanden wäre, dann fliegt das in eine Richtung, wird aber überhaupt nicht vermessen.
1:00:39
Aber es wird natürlich von irgendwas balanciert, was sagen wir mal ein Teilchenstrahl
1:00:44
ist oder ein Jet ist und so, der in diese Richtung geht.
1:00:46
Und wenn wir uns dann die Bilder angucken und nur diese transverse Ebene senkrecht
1:00:51
zum Strahl uns angucken, dann sieht man plötzlich etwas, das nennen wir fehlende Energie.
1:00:56
Missing Energy. Weil da dann unser Detektor nichts gesehen hat.
1:00:59   tim-pritlove
Aber kann es nicht sein, dass wenn es in eine Richtung dunkle Materie geht,
1:01:02
dass es auch in die andere Richtung dunkle Materie geht?
1:01:04   christoph-rembser
Das kann natürlich auch sein. Dunkle Materie wird dann farbproduziert aber...
1:01:11   tim-pritlove
Kann aber, also es ist durchaus wahrscheinlich, die Teilchen sind immer unterschiedlich sozusagen.
1:01:17
Es gibt relativ wenig Symmetrie in diesem Ergebnis.
1:01:22   christoph-rembser
Ja aber es kann durchaus sein, dass dann so ein Bild ist und das ist genau das
1:01:26
worauf wir dann achten. Es kann natürlich auch ein Neutrino sein,
1:01:29
weil ein Neutrino macht genau diese selbe Signatur.
1:01:32
Aber da ein Neutrino leicht ist, fällt das nicht so auf als Missing Energy,
1:01:40
so ein schweres dunkle Materieteil, das wäre richtig schwer,
1:01:43
das müsste echt schon ganz schön doll ausbalanciert werden und das würde sehr
1:01:47
viel fehlen in der Energie machen.
1:01:48
Also das sind so, wie wir dann in den Fotos solche Dinge erkennen könnten und
1:01:53
deswegen brauchen wir halt viele.
1:01:56   tim-pritlove
Also Abtastrate erhöhen hat ja auch, wenn ich das richtig sehe,
1:02:00
die eigentliche Bauform und die Komponenten, die ganzen Messkomponenten,
1:02:07
die widersprechen einer höheren Abtastrate nicht.
1:02:11
Man muss es halt einfach nur konsumieren können. Das heißt es ist eine Frage
1:02:14
der Computertechnik, der Datenübertragung, der Speicherung etc.
1:02:21
Der Echtzeitanalyse der Daten um das entsprechend rausfiltern zu können was
1:02:25
relevant ist und was nicht relevant ist.
1:02:28
Und das skaliert ja im Prinzip so ein bisschen mit der technologischen Entwicklung der Elektronik.
1:02:33
Das hat zwar auch nochmal so seine Probleme aber im Prinzip tut sich da ja noch was.
1:02:38   christoph-rembser
Das ist genau richtig, jaja.
1:02:44   tim-pritlove
Dieses Steinhandmodell ist ja irgendwie ein bisschen kompliziert,
1:02:47
wenn man drauf schaut und ich hab langsam das Gefühl es sickert bei mir ein bisschen ein,
1:02:53
aber es gibt ja dann noch so diese Idee in dem Erklärungsversuch von allem mit der Supersymmetrie.
1:03:04
Auch noch so ein catchy Abkürzungsnamen, Susi.
1:03:09
Und mir ist nicht so ganz klar wie populär diese Theorie eigentlich so ist,
1:03:13
also ob das eher so eine Fringe Meinung ist und alle schütteln so ein bisschen
1:03:18
mit dem Kopf, aber schauen wir mal.
1:03:19
Oder ob das schon irgendwie auch so ein heißer Kandidat zu sein scheint,
1:03:22
weil es scheint ja bisher noch nicht wirklich auch nur einen Beleg dafür zu
1:03:26
geben, sondern es ist sozusagen so eine Theorie. Und die macht ja dann dieses
1:03:29
ganze Standardmodell nochmal komplizierter, weil es ja alles auch nochmal doppelt gibt.
1:03:34
Ich hab nicht so ganz verstanden, warum das eigentlich, wenn man überhaupt auf die Idee kommt,
1:03:40
dass das irgendwie sein könnte und was es dann irgendwie leichter macht zu erklären
1:03:44
als jetzt schon und geschweige denn,
1:03:47
wie man jetzt in irgendeiner Form mit diesen Teilchendetektoren und dem ganzen
1:03:51
Messzoo, den wir hier haben, da weitere Erkenntnisse einsammeln kann.
1:03:57   christoph-rembser
Also erstmal Supersymmetrie ist tatsächlich nicht tot zu kriegen.
1:04:01
Es ist auch ein tolles Physikmodell, was viele Vorteile hat.
1:04:10
Also versuche ich mal auf Folgendes einzugehen. Also wenn man vom Standardmodell
1:04:19
guckt, wir haben zwei verschiedene Teilchentypen.
1:04:22
Ganz wichtig. Das eine sind nämlich Materieteilchen. Das sind so die Legosteine,
1:04:26
weil es denen alles aufgebaut ist. Und dann gibt es die Kraftteilchen.
1:04:30
Das sind so die großen Unterschiede und Bereiche, die es gibt.
1:04:33   tim-pritlove
Genau. Also das eine sind so Hadronen und Leptonen.
1:04:37
Also das eine macht so die Kerne
1:04:39
unter anderem. Das andere macht so die Elektronen und die Verwandten.
1:04:44
Und das andere sind die, die sozusagen die Kräfte übertragen.
1:04:47   christoph-rembser
Licht, das ist das Photon, elektromagnetische Kraft.
1:04:51
Gluon ist die Kraft, die im Prinzip die Quarks in einem Kern zusammenhält.
1:04:57
Dann gibt es natürlich die Gravitation, kennen wir auch alle.
1:05:01
Da gibt es aber noch nicht so das gefundene Graviton dazu, haben wir noch nicht
1:05:04
gesehen. Aber was wir natürlich kennen, das ist das sogenannte Überträger der
1:05:09
schwachen Kraft. Ich nenne es immer die Harry Potter Teilchen.
1:05:12
Und zwar ist die schwache Kraft ja nichts anderes als die Protonteilchen,
1:05:17
weil die sind dafür verantwortlich, dass ein Teilchen sich in was anderes umwandeln
1:05:21
kann, das ist ganz wichtig, also sehr fundamental.
1:05:29
Wir kennen doch alle den radioaktiven Zerfall. Was passiert ist,
1:05:32
dass ein Proton sich in Neutronen oder andersrum umwandeln kann und das klappt
1:05:36
einfach nur, weil es diese schwache Kraft gibt. Ja, der wird dann zum Beispiel ein...
1:05:42
Über ein Z-Boson, das elektrisch neutral ist, kann sich ein Teilchen umwandeln
1:05:50
oder über ein W-Boson, was auch geladen sein kann, kann sich ein Teilchen mit
1:05:54
einer anderen Ladung umwandeln.
1:05:56
Deswegen, das ist immer so als die Harry Potter Kraft, dann vergisst man das
1:06:00
nicht mehr, warum das so ist.
1:06:03   tim-pritlove
Also wir haben diese beiden Gruppen, ich nenne es immer so die Ist und die Wird Abteilung.
1:06:08
Das eine ist irgendwie, das andere sorgt dafür, dass irgendwas wird.
1:06:12   christoph-rembser
Genau, nee das ist auch richtig. Und jetzt ist es so,
1:06:17
wenn man in der Theorie, Theoretiker Massen von Teilchen berechnen,
1:06:22
dann ist das ja nicht einfach nur eine Zahl,
1:06:26
sondern zu der Masse eines Teilchens in seiner Berechnung trägt zum Beispiel
1:06:33
bei sogenannte Schleifenrechnung,
1:06:35
dass aus dem Vakuum irgendwelche Koppelungen gibt, die dann noch zu der Masse
1:06:41
eines Teilchens beitragen.
1:06:44
Da wäre ich jetzt manchmal, das ist, hätte ich gerne jetzt ein Bild,
1:06:47
was ich zeigen würde, dann würde man es natürlich besser verstehen.
1:06:49
Aber die müssen wir erzeugen.
1:06:53
Aber wenn man damit zum Beispiel auf diese Art, auch der Schleifenberechnung,
1:06:58
die Higgs-Masse berechnet mit der modernen Theorie, dann stellt man plötzlich
1:07:01
fest, weil wenn man sich die Higgs-Masse bei hohen Energien anguckt,
1:07:06
dann wird die plötzlich unendlich groß.
1:07:07
Das beobachtet man ja gar nicht, sondern die verändert sich ja gar nicht so.
1:07:15
Und daraufhin gibt es dann halt diese Supersymmetrie, eine Theorie,
1:07:19
die halt sagt, ah, weil zu der Masse eines Teilchens in den Schleifen tragen
1:07:24
die Kraftteilchen mit einem anderen Vorzeichen bei als die Materieteilchen.
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Und jetzt kommt der Trick, wenn man dann halt sagt, ja gut, jetzt gibt es noch
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supersymmetrische Teilchen zu den Kraftteilchen,
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das sind nämlich supersymmetrische Materieteilchen und zu den Materieteilchen,
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also supersymmetrische Kraftteilchen, dann hat man plötzlich zwar die Anzahl
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der Schleifen verdoppelt, aber dadurch, dass die sich von den Vorzeichen her
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unterscheiden, Kompensieren die sich und damit erreicht man in der Theorie plötzlich,
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dass die Massen nicht explodieren.
1:07:58   tim-pritlove
So ein mathematisches Modell, was dann diese Sonderfälle erläutert.
1:08:04   christoph-rembser
So startet das und das tolle dabei war und deswegen wurde es so populär,
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weil das erklärt dann solche Phänomene wie dunkle Materie, weil falls es solche
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supersymmetrischen Teilchen gäbe, dann existieren neutrale, schwere, stabile Teilchen.
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Und das wären super dunkle Materie Kandidaten.
1:08:22   tim-pritlove
Ah verstehe, ok. Das macht alle so scharf drauf.
1:08:25   christoph-rembser
Genau und tatsächlich bin ich auch scharf auf Susi.
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Deswegen, falls es die gibt.
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Hoffe ich halt immer noch. Ich kann jetzt genügend Bilder analysieren von meinem
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Detektor, um dann endlich mal so ein dunkles Materieteilchen zu finden.
1:08:47   tim-pritlove
Also es ist noch eine Menge Musik drin sowohl was jetzt potenzielle Dinge die
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es zu entdecken gilt betrifft.
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Klar theoretisch ist das ja auch eine unendliche Liste an Erkenntnissen die man da haben kann.
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Aber es ist auch, sagen wir mal, nicht unwahrscheinlich,
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dass die ganze Technologie, die jetzt hier am CERN so über die Jahrzehnte zusammengebaut wurde,
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im Prinzip auch noch eine ganze Menge liefern kann,
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weil es einfach sehr viel Optimierungspotenzial gibt und weil auch irgendwie
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absehbar ist, dass man sozusagen mit dieser Art und Weise der Forschung schon
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den Ding noch mächtig auf den Busch klopfen kann.
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Man ist ja nicht so auf einmal Higgs Boson ist gefunden, wir können das ja abbauen,
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sondern da geht wahrscheinlich noch was. Das ist ja auch schon mal eine interessante Erkenntnis.
1:09:41   christoph-rembser
Tatsächlich, es gibt ja gemeinsame Rätsel, die uns auch mit der Kosmologie völlig zusammenbringen.
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Das ist ja auch zum Beispiel dunkle Energie, was ist das? Ich finde das immer
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noch wahnsinnig, wenn man sich
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vorstellt, dass unser Universum immer schneller in der Ausdehnung wird.
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Eigentlich ist das verrückt. Das heißt, es muss irgendwas ziehen und irgendwas drücken. Was ist das?
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Und selbst da ist es so, dass wir bei uns in der Teilchenphysik,
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wenn irgendwie die Ursache für solche Effekte darin liegt, dass es irgendetwas
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gibt, was auch beim Urknall erzeugt
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worden ist, dann haben wir hier eine Chance, diese Sachen zu sehen.
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Und wir gucken halt auch nach dem völlig Unerwarteten. Also es ist nicht so, dass wir,
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Jetzt nur nach bestimmten Modellen suchen. Wir machen natürlich auch unsere
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Fotos, gucken uns auch so an, vielleicht gibt's ja dreibeinige Hunde oder sowas.
1:10:33   tim-pritlove
Was ich aber immer interessant, also was ich wirklich jetzt interessant finde
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nach all diesen ganzen Gesprächen ist,
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kommt alles zur Sprache, aber das Ding mit der Schwerkraft mal schlüssig zu
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erklären, das traut sich keiner auch nur in den Mund zu nehmen.
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Warum ist das so ein Buch mit sieben Siegeln, da will keiner drüber reden.
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Ist das irgendwie allen peinlich, dass es da noch nicht mal ein gutes Erklärungsmuster
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gibt, wie es eigentlich wirkt.
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Ich meine wir kennen die Effekte und Einstein hat alles gut beschrieben
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und nachvollziehbar und seit 100 Jahren wird alles getestet und rumexperimentiert
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und er hat immer noch recht und wir können so ein Stück Metall 30 Jahre durchs
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All schicken Und es kommt dann wirklich genau da an, wo wir es gerne hätten.
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Allein nur mit diesen Formeln.
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Trotzdem gibt es keine gute Erklärung, was jetzt wirkt.
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Und wir haben ja in diesem Standardmodell viel Wirkstoff drin und das lässt
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sich bei der schwachen und bei der starken Energie und vor allem bei der elektromagnetischen Kraft,
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wie hier ja auch festgestellt wurde, haben die ja auch alle so einen Bezug zueinander,
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die haben alle was miteinander zu tun,
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also die starke Kraft scheint auch noch so ein bisschen isoliert dazustehen,
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aber die Gravitation ist halt überhaupt nicht beschrieben und diese Idee eines
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Gravitons ist ja auch nur so ein dahergesagter Name,
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also es gibt keinerlei Indizien, dass es sowas gibt, will sich da keiner drum kümmern?
1:12:07   christoph-rembser
Ich glaube da würden sich liebend gerne viele drum kümmern.
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Ich möchte auch gerne ein bisschen so anfangen. Ich gehe jetzt ein bisschen
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von mir aus. Du fragst hier einen Experimentator.
1:12:21
Ich bin Experimentalphysiker und kein Theoretiker.
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Also da könnten sicher...
1:12:26   tim-pritlove
Versuchen nur die Diskussion in der Wissenschaftsgemeinde abzubilden.
1:12:30   christoph-rembser
Aber da sind mir meine Kollegen von der Theorie um so vieles voraus und wahrscheinlich
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auch bessere Gesprächspartner als ich da zu dem Thema der Gravitation bin.
1:12:43
Aber und das finde ich wahrscheinlich auch so interessant nachzusuchen was eigentlich
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um die Zeit des Urknalls passiert ist,
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weil wir wissen ja gar nicht ob die Kräfte die wir bisher beschrieben haben,
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diese vier, Gravitation, elektromagnetische Kraft, schwache Kraft,
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starke Kraft, ob das überhaupt alle Kräfte sind.
1:13:02   tim-pritlove
Und ob Gravitation überhaupt eine ist.
1:13:04   christoph-rembser
Und ob das überhaupt eine ist. Na gut, also Szeno 35 mal schwächer,
1:13:09
zumindest so beobachtet man das und so fassen wir das jetzt als elektromagnetische
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Kraft. Aber vielleicht gibt es ja auch noch was völlig anderes.
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Vielleicht könnten natürlich auch unsere Experimente darüber was bringen,
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aber ich denke mir manchmal, wir sind so als Menschen doch relativ blind.
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Also wir haben ein paar Sinne, aber das heißt ja nicht nur, weil wir irgendwelche
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Sachen nicht mit unseren eigenen Sinnen oder sogar jetzt mit unseren Kameras
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bemerken können, dass es diese Dinge nicht gibt.
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Ich meine, vielleicht gibt es ja noch andere Kräfte, die uns erlauben zu wechselwirken.
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Diese Konsequenzen, Paralleluniversen etc. sind plötzlich riesig und machen
1:13:50
Spaß darüber nachzudenken.
1:13:53   tim-pritlove
Auf jeden Fall habt ihr eine Menge Spaß hier, das merkt man schon.
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Ja, was möchtest du dem Gesagten noch anstellen, was noch unerwähnt geblieben
1:14:04
ist, was du den Hörern vielleicht noch mit auf die Reise geben möchtest?
1:14:09   christoph-rembser
Also auf jeden Fall würde ich sagen, kommt mal zum CERN und guckt euch das an.
1:14:13
Also diese Möglichkeit, es gibt hier Besuche und so alles, aber auch diese Atmosphäre
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mal aufzuschnuppern, zu sehen, die Experimentierhallen, Also das haut eigentlich jeden um.
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Kann ich nur jedem raten, versuch das mal. Kommt mal zu uns her.
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Gibt es eine Webseite, kann man Besuche machen und da sind ziemlich viele Leute.
1:14:33   tim-pritlove
Ja die schiere Größe allein des Wissenschaftsstandorts ist ja schon ziemlich bemerkenswert.
1:14:39   christoph-rembser
Und studiert Physik, kann ich auch immer so sagen.
1:14:43   tim-pritlove
Alright, gut, dann vielen Dank Christoph für die Ausführungen über den Detektor,
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Atlas und natürlich auch alle anderen Aspekte, die wir hier besprochen haben.
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Das war jetzt die vorletzte Sendung hier vom CERN in dieser Reihe,
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das heißt einen haben wir noch und da könnt ihr mal drauf warten, was dann noch kommt.
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Ich sag vielen Dank und vielen Dank für's Zuhören hier bei Raumzeit.
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Das war's für heute. Ich sag tschüss, bis bald.