Angeblich zeigen zwei Bilder, dass die Sicherheitsvorkehrungen 2025 auf einem Weihnachtsmarkt deutlich strenger seien als noch 2014. Doch dahinter steckt Künstliche Intelligenz.
Behauptung:
- Zwei Bilder zeigten, dass es auf einem Weihnachtsmarkt 2025, im Gegensatz zu 2014, einen hohen Sicherheitszaun, Stacheldraht und Bodyscanner gäbe.
Bewertung: Manipuliert.
- Beide Bilder sind nicht echt, sondern mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt.
Während es 2014 noch ein Riesenrad und ein Karussell auf einem Weihnachtsmarkt gegeben haben soll, befinden sich im Jahr 2025 dort angeblich ein hoher Sicherheitszaun, Stacheldraht und Bodyscanner. Das soll ein Sharepic mit zwei Bildern belegen, das sich im November 2025 in sämtlichen sozialen Netzwerken verbreitet hat. Allein ein TikTok-Beitrag erreichte knapp eine halbe Million Aufrufe.
Das Wort "Stadtbild" auf dem Sharepic ist offenbar eine Anlehnung an eine umstrittene Aussage des Bundeskanzlers Mitte Oktober:
Unstimmigkeiten in Bildern von Weihnachtsmarkt sind "klassische KI-Fehler"
Tatsächlich sind in beiden Bildern Unstimmigkeiten erkennbar. So ist zum Beispiel auf einem Polizeiwagen das Wort "Polizei" nicht lesbar und bei einem anderen Polizeiwagen stimmen die Proportionen nicht, er ist zu breit. Auch die Gesichter von manchen Personen sehen auf beiden Fotos unnatürlich aus. Laut Andreas Ingerl, Professor für Audiovisuelle Medien an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, sind das "klassische KI-Fehler".
Zudem stehen die Türme der Kirche in keinem logischen Verhältnis. Der linke Turm steht mitten im Querschiff der Kirche.
Ingerl vermutet, dass zuerst das Bild von 2025 mithilfe von Künstlicher Intelligenz generiert wurde. Denn die darin sichtbaren hohen Zäune sind noch leicht verschwommen im mit 2014 gekennzeichneten Bild erkennbar.
KI-generierte Bilder eines Weihnachtsmarktes zeigen mutmaßlich keinen echten Ort
Mehrere Bilder-Rückwärtssuchen mit Bildausschnitten, auf denen die Kirche und die Statue sichtbar sind, führen zudem zu keinen sinnvollen Ergebnissen.
Ein Tool, das Ralph Ewerth, Professor für multimodale Modellierung und maschinelles Lernen an der Universität Marburg, mit seiner Forschungsgruppe an der Technischen Universitätsbibliothek (TIB) in Hannover entwickelt hat, schlägt für die Bilder, die angeblich denselben Ort zeigen sollen, unterschiedliche Orte vor. CORRECTIV.Faktencheck hat diese stichprobenartig überprüft und keine passenden Aufnahmen gefunden.
Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, verorten auch die Tools Backstory von Google Deepmind und Googles KI-Assistent Gemini die Bilder an unterschiedlichen Orten: einerseits am Roten Rathaus in Berlin, andererseits an der Frauenkirche in München. Ein Abgleich mit Google-Maps-Aufnahmen der Orte zeigt, dass beides nicht zutrifft.
Es ist also wahrscheinlich, dass es den abgebildeten Ort gar nicht gibt.
KI-generierte Inhalte müssen laut Community-Richtlinien von TikTok gekennzeichnet sein
In der Profilbeschreibung des mutmaßlichen Erstverbreiters der KI-Bilder heißt es: "Profil beinhaltet politische Satire". Dieser Hinweis ging bei der weiteren Verbreitung in sozialen Netzwerken jedoch verloren.
TikTok schreibt in seinen Community-Richtlinien vor, dass Nutzerinnen und Nutzer verpflichtet sind, "KI-generierte oder erheblich bearbeitete Inhalte, die realistisch wirkende Szenen oder Personen zeigen, entsprechend zu kennzeichnen". CORRECTIV.Faktencheck hat nachgefragt, ob der Bildvergleich des angeblichen Weihnachtsmarktes unter diese Richtlinie fällt. Doch TikTok antwortete bis zur Veröffentlichung des Artikels nicht.
Der mutmaßliche Erstverbreiter antwortete zwar, ging jedoch nicht inhaltlich auf die Fragen ein. Inzwischen ist sein Video nicht mehr abrufbar, ein anderes, deutlich virales TikTok-Video mit denselben KI-generierten Bildern jedoch schon (Stand: 8. Dezember 2025).
Empfehlungen der Redaktion
Auch wenn einige Weihnachtsmärkte ihre Sicherheitsvorkehrungen zunehmend erhöhen, wird regelmäßig mit Falschbehauptungen rund um das Thema Stimmung gemacht. BR24 hat dazu mit Richard Kuchta vom Institute for Strategic Dialogue (ISD Germany) gesprochen. Er sieht in derartigen Falschbehauptungen "allgemeine Niedergangserzählungen und migrationsfeindliche Narrative".
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