Politiker, Versicherungsvertreter, Finanzexperten: Alle wollen, dass wir privat für die Rente vorsorgen, weil die gesetzliche Rente nur das absolute Minimum abdeckt. Doch viele Tarife eignen sich gar nicht, bei anderen fressen hohe Kosten die Rendite auf. Mit diesen drei Tipps finden Sie die wenigen guten Angebote.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Was meine eigene private Rentenversicherung angeht, habe ich vom Glück der frühen Geburt profitiert. Mein Vertrag stammt aus jener guten alten Zeit, als die Versicherungsunternehmen noch eine jährliche Verzinsung von vier Prozent garantierten und man daher ohne großes Nachdenken einen simplen Vertrag abschließen konnte. Simpel heißt: Man zahlt monatlich eine bestimmte Summe ein und muss sich bis zum Rentenbeginn nicht weiter darum kümmern.

Dann aber kam die Niedrigzinsphase, die garantierte Verzinsung lag viele Jahre lang bei extrem mageren 0,25 Prozent. Erst seit diesem Jahr liegt sie mit einem Prozent etwas höher – was bei einer Inflationsrate von knapp über zwei Prozent aber immer noch zu wenig ist, um den Wert des eingezahlten Geldes stabil zu halten.

Deshalb hat die klassische private Rentenversicherung, früher ein Verkaufsschlager der Versicherungsvertreter, an Bedeutung eingebüßt. Zu Recht, denn zur geringen Garantieverzinsung kommen in vielen Tarifen noch hohe Kosten. Die Stiftung Warentest empfiehlt solche Verträge nur für Menschen, denen Sicherheit und Bequemlichkeit diesen Preis wert sind – und selbst dann sollten sie unbedingt einen Tarif mit geringen Kosten wählen (siehe Tipp 3).

Neue Typen von Rentenversicherungen – doch viele haben Haken

Um das Problem der niedrigen Zinsen zu umgehen, blieb in den vergangenen zwei Jahrzehnten nur eines: in Aktien investieren. Kein Wunder, dass auch Rentenversicherer sich in diese Richtung bewegten. Sie schufen neue Arten von Versicherungen, die es Kundinnen und Kunden ermöglichen sollen, an den Kursgewinnen der Weltbörsen teilzuhaben. Der Haken: Manche dieser neuen Produkte klingen besser als sie sind. Von zweien rät die Stiftung Warentest sogar komplett ab.

Tipp 1: Finger weg von Indexpolicen und Fondspolicen mit Garantie

Puh, vermutlich mussten Sie schon bei der Überschrift zu diesem Tipp tief durchatmen. Ja, es ist kompliziert – und genau deshalb ist es so leicht, Tarife zu verkaufen, die sich für die Kundinnen und Kunden nicht lohnen. Wenn die Namen schon unverständlich sind, wer soll dann erst den Inhalt verstehen? Ich kann das auch nicht.

Aber zum Glück habe ich bei der Stiftung Warentest Kolleginnen und Kollegen, die sich ganz tief eingearbeitet und alles durchgerechnet haben. Ihr Fazit: Zwei Typen der privaten Rentenversicherung lohnen sich nicht. Die Kosten sind im Vergleich zum möglichen Ertrag einfach zu hoch. Die Oberbegriffe für diese beiden Typen: Indexpolicen (verkauft zum Beispiel als Allianz Index Select oder Barmenia PrivatRente Index) und Fondspolicen mit Garantie. "Mit Garantie" klingt zwar gut – doch die Versicherungsunternehmen lassen sich diese Garantie so teuer bezahlen, dass Kunden wenig davon haben.

Tipp 2: Überlegen, ob Sie überhaupt eine private Rentenversicherung brauchen

Private Altersvorsorge ist zwar wichtig, es muss dafür aber nicht unbedingt eine Versicherung sein. Eine Rentenversicherung lohnt sich nur, wenn Sie sicher sind, den monatlichen Beitrag 25 oder 30 Jahre lang zahlen zu können. Mit einer Kündigung oder Beitragsänderung verlieren Sie meist Geld.

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Wenn Sie also flexibel bleiben wollen oder wenn Sie gerade erst ins Berufsleben starten und noch nicht absehen können, wie es die nächsten Jahre weitergeht, kann es besser sein, auf eigene Faust zu sparen. Dafür eignet sich beispielsweise ein ETF-Sparplan, bei dem Sie jeden Monat einen bestimmten Betrag in einen weltweit anlegenden ETF einzahlen. ETFs sind Aktienfonds, die einen bestimmten Börsenindex nachbilden und daher viel günstiger sind als aktiv gemanagte Aktienfonds.

Wer sich nicht allein auf die Börse verlassen will, kann die Hälfte des Sparbetrags auf ein Tagesgeldkonto einzahlen (wenn einem die Zinsen ausreichen) – fertig ist die selbstgemachte Altersvorsorge.

Tipp 3: Zeit nehmen vor der Unterschrift

Private Rentenversicherungen werden häufig in Beratungsgesprächen angeboten und oft verlassen sich Kundinnen und Kunden darauf, dass die Berater und Beraterinnen schon ein brauchbares Produkt empfehlen werden. Diese Hoffnung kann trügerisch sein. Wichtig daher: Nehmen Sie sich vor dem Abschluss Zeit. Eine private Rentenversicherung lohnt sich nur, wenn Sie sie durchhalten. Das heißt, Sie zahlen 20 oder 30 Jahre lang ein. Da schadet es nicht, vor der Unterschrift genau nachzulesen, was eigentlich hinter dem Tarif steckt.

Die Stiftung Warentest hält überhaupt nur zwei Arten von Produkten für sinnvoll und beide haben wir frisch getestet: klassische Rentenversicherungen und fondsgebundene Rentenversicherungen ohne Garantie. Prüfen Sie vor dem Abschluss, ob es sich um eines dieser beiden Produkte handelt. Schauen Sie im zweiten Schritt nach, wie der Tarif, der Ihnen angeboten wird, bei den Kosten abschneidet. Bei der Alters­vorsorge über Jahr­zehnte machen Nach­kommastellen Tausende von Euro aus. Die Stiftung Warentest hat bei Fondspolicen ohne Garantie nachgerechnet: In unserem Modell­fall mit 200 Euro monatlicher Einzahlung kämen im güns­tigsten Fall nach 30 Jahren fast 183.000 Euro zusammen, im teuren Fall nur knapp 154.000 Euro.

Empfehlungen der Redaktion

Bei solchen Summen wäre es verwegen, die Entscheidung nach einem einzigen Beratungsgespräch zu treffen. Lesen Sie in Ruhe nach und entscheiden Sie dann – es lohnt sich, versprochen.

Über die Autorin

  • Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Stiftung Warentest Finanzen" und ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Die Stiftung Warentest testet seit 60 Jahren Finanzdienstleistungen und veröffentlicht die Ergebnisse auf test.de und in ihren Magazinen. Alle Publikationen sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.