Jahr für Jahr landen rund Millionen von Weihnachtsbäumen im Müll. Wer das ändern möchte, greift zum Baum im Topf. Doch die vermeintlich grüne Alternative hat ihre Tücken – und erlebt oft nicht mal das zweite Fest. Die wichtigsten Tipps für Kauf und Pflege.
Die meisten Weihnachtsbäume stammen aus Monokulturen, werden mit Pestiziden behandelt und landen wenige Wochen später im Müll. Da erscheint der lebende Baum im Topf als echte Alternative: Statt den Weihnachtsbaum nach den Feiertagen wegzuwerfen, kauft man einen mit Wurzeln und verwendet ihn Jahr für Jahr wieder. Das soll die Umwelt schonen und Geld sparen. Aber damit er tatsächlich nachhaltiger ist als ein gefällter Baum, muss er vor allem eines: überleben.
Auf die richtige Pflanze achten
Das Problem beginnt schon beim Kauf. Günstige Angebote aus dem Baumarkt oder Supermarkt entpuppen sich häufig als Mogelpackung. Die entscheidende Frage lautet: Ist der Baum topfgewachsen oder nur topfgedrückt? Der Unterschied ist gravierend, wie Felix Hälbich vom BUND Naturschutz in Bayern gegenüber "Öko-Test" erklärt. Topfgedrückte Bäume wachsen im Boden und werden bei der Ernte maschinell herausgestochen. Dabei wird das Wurzelwerk beschädigt – der Baum hat kaum noch eine Überlebenschance.
Wer es ernst meint mit dem nachhaltigen Weihnachtsbaum, sollte daher unbedingt auf den Hinweis "topfgewachsen" achten. Diese Exemplare wurden von Anfang an im Kübel gezogen und verfügen über ein intaktes Wurzelsystem, wie auch das Gartenmagazin "Plantura" erklärt. Allerdings ist diese Methode aufwendiger und die Bäume entsprechend teurer.
Auch die Wahl der Baumart spielt eine zentrale Rolle. Die beliebte Nordmanntanne mag zwar mit weichen Nadeln punkten, für das Leben im Topf eignet sie sich jedoch schlecht. Sie bildet eine tiefe Pfahlwurzel aus, die im begrenzten Kübel nicht genug Raum findet. Besser geeignet sind Fichten als Flachwurzler. Eine Zwergfichte hat sogar den Vorteil, dass sie im Garten maximal zwei Meter hoch wird.
Wichtig: Akklimatisieren, akklimatisieren, akklimatisieren
Hat man den richtigen Baum gefunden, beginnt die eigentliche Herausforderung: die Pflege. Nadelbäume reagieren auf Pflegefehler nämlich erst mit Verzögerung. Wenn der Baum plötzlich nadelt, liegt die Ursache oft schon Wochen zurück – und ist entsprechend schwer zu ermitteln, wie das Gartenmagazin "Mein schöner Garten" warnt.
Besonders kritisch ist der Temperaturschock beim Einzug ins beheizte Wohnzimmer. Von der kalten Terrasse direkt neben den Kamin – das verkraftet kein Nadelbaum. Experten empfehlen daher eine Akklimatisierungsphase von etwa einer Woche. In dieser Zeit steht der Baum in einem kühlen, hellen Raum wie dem Hausflur oder einem unbeheizten Wintergarten.
Im Wohnzimmer selbst gilt: Je kühler der Standort, desto besser. Direkt neben der Heizung ist tabu. Gegossen werden sollte alle zwei Tage mit lauwarmem Wasser, wobei Staunässe unbedingt zu vermeiden ist. Ein Tipp: Die Nadeln regelmäßig mit einer Sprühflasche befeuchten. Das schützt vor dem Austrocknen durch die warme Heizungsluft. Wer seinen Weihnachtsbaum retten möchte, muss konsequent sein: Länger als zehn Tage sollte er nicht im beheizten Wohnzimmer stehen.
Nach dem Fest heißt es dann: langsam wieder an die Kälte gewöhnen. Erst wieder zurück ins kühle Übergangsquartier, dann an einen geschützten Platz auf Balkon oder Terrasse. Im Freien sollte der Topf mit Jutesack oder Wintervlies eingewickelt werden, damit der Wurzelballen nicht durchfriert.
Weihnachtsbaum im Garten auspflanzen?
Viele Hobbygärtner wollen ihren Weihnachtsbaum nach den Feiertagen im Garten einpflanzen. Das funktioniert grundsätzlich – allerdings erst ab Mitte März, wenn kein Bodenfrost mehr droht. Das Pflanzloch sollte mindestens zehn Zentimeter tiefer sein als der Wurzelballen, beim Einsetzen dürfen keine Wurzeln verletzt werden.
Wichtig zu wissen: Ein einmal ausgepflanzter Baum darf nicht im nächsten Herbst wieder ausgegraben und eingetopft werden. Beim Ausgraben würden zu viele Feinwurzeln zerstört, der Baum könnte nicht mehr genug Wasser aufnehmen und würde eingehen. Wer seinen Christbaum also dauerhaft im Garten haben möchte, muss sich für das nächste Fest einen neuen Baum besorgen.
Empfehlungen der Redaktion
Eine Alternative für alle ohne Garten: Mittlerweile bieten verschiedene Anbieter Weihnachtsbäume zum Mieten an. Die Bäume werden über die Feiertage ausgeliehen und anschließend wieder abgeholt. Die Pflege übernimmt dann der Verleiher. (eyn)
Verwendete Quellen
- Mein schöner Garten: Weihnachtsbäume im Topf: Sinnvoll oder nicht?
- Öko-Test: Weihnachtsbaum im Topf: Ist das eine gute Idee – oder nicht?
- Plantura Magazin: Weihnachtsbaum im Topf: Eine nachhaltige Alternative?
© 1&1 Mail & Media/spot on news