Auf eines ist Lando Norris besonders stolz: Er wurde Weltmeister auf die nette Art, auf seine Art. Die Frage ist, wie es nun weitergeht? 2026 kann alles auf den Kopf gestellt werden.
Abu Dhabi - Auf dem Weg in die lange Party-Nacht mit Familie, Freunden und der Crew machte Lando Norris noch eine ganz besondere Bemerkung. "Ich habe meine Leute glücklich gemacht. Darum geht es mir wirklich am Ende des Tages. Ich werde morgen nicht aufwachen, damit ich einfach nur sagen kann: 'Ich bin Weltmeister'", sagte der 26 Jahre Brite, ehe er als 35. Champion der Formel 1 das Fahrerlager auf dem Yas Marina Circuit verließ.
Auch Harry Kane gratuliert dem neuen Weltmeister
Etwas anderes erfüllt den 26 Jahre alten Briten, dem umgehend auch Bayern Münchens englischer Fußball-Nationalmannschaftskapitän
Er habe nicht versucht, so aggressiv wie
Wird Norris also der neue Serien-Weltmeister-Typus sein? "Er ist jung und hungrig genug, mehr Titel zu gewinnen", schrieb der britische Ex-Weltmeister Damon Hill (1996) in seiner Kolumne für den "Telegraph".
Schumacher, Vettel, Hamilton, Verstappen - und nun Norris?
In diesem Jahrtausend bestimmten immer wieder Fahrer über einen längeren Zeitraum die Formel 1: von 2000 bis 2004
Dazwischen gab es Einmal-Weltmeister wie Kimi Räikkönen 2007 im Ferrari, Jenson Button 2009 im BrawnGP, Nico Rosberg 2016 im Mercedes. Wo wird sich Norris einreihen? Sein größtes Problem - und dafür kann er gar nichts: Nach dieser Saison geht es tatsächlich bei null los.
Eine neue Formel-1-Epoche beginnt
Die Überlegenheit des McLaren ist erst mal dahin, die massive Regelreform mit neuen Motoren, neuer Aerodynamik und neuem Treibstoff kann alles auf den Kopf stellen. Gewiss ist nur: Keiner weiß, wer den großen Coup landet und der Konkurrenz erst einmal voraus ist. Es ist wie zur Saison 2014, als die bis dato letzte große Reform stattgefunden und Mercedes seine Überlegenheit mit einem allen anderen Antrieben überlegenen Turbo-Motor über Jahre zementiert hatte.
Zudem ist Norris von Anfang an der Gejagte - der Druck auf ihn wird vom ersten Rennen an am 8. März 2026 auch noch in Melbourne, der Heimatstadt von Norris' diesmal geschlagenem Teamkollegen Oscar Piastri, enorm sein. "Er hatte eine großartige Saison, aber er bleibt Lando Norris", sagte der 24 Jahre alte Piastri und ergänzte vielleicht weniger bissig gemeint, als es klingen mag: "Es ist ja nicht so, dass er jetzt Superman geworden wäre."
Verstappen beendete die Saison trotz des Endes seiner Titelära sogar mit einem Hochgefühl: "Wir sind wirklich auf Erfolgskurs – positive Energie, Überzeugung, Zuversicht – und genau das ist es, was man für das nächste Jahr braucht", betonte der 71-malige Grand-Prix-Gewinner. 102 Punkte auf Platz eins hatte der Niederländer seit Ende August aufgeholt, bei Punktegleichstand hätte er mit acht Siegen gegen die sieben von Norris das bessere Ende für sich gehabt.
2026 wird Verstappen zudem in Isack Hadjar einen neuen Teamkollegen bekommen. Der Franzose vom Schwester-Team Racing Bulls wird als siebter Teamkollege des Niederländers sein Glück versuchen: Klappt es, erhöht auch das die Schlagkraft von Red Bull und des entthronten Titelverteidigers enorm. Hinzu kommen Teams wie Mercedes und vor allem Ferrari, die alles daran setzen werden und müssen, wieder um den Titel zu fahren. Und wie stark wird das neue Audi-Werksteam als Sauber-Nachfolger sein? Fragen über Fragen, die Norris am späten Abend in Abu Dhabi erst mal nicht interessierten.
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Norris allein auf dem großen Sofa
Draußen wummerten die Bässe von den Terrassen der Teamunterkünfte, auf den Jachten herrschte ohnehin schon seit den Morgenstunden Party-Atmosphäre. "Ich hoffe, das ist die einzige Zeit, in der ich allein bin", sagte Norris, als er auf dem großen weißen Sofa zu seiner Champions-Pk saß und bilanzierte: "Ich habe getan, was getan werden musste, um Weltmeister zu werden." Danach verschwand er zur Titelsause. © Deutsche Presse-Agentur