Der Abschied von einer geliebten Katze gehört zu den schwersten Momenten für Tierhalter. Viele Katzen begleiten uns über Jahre, werden zu treuen Begleitern und Familienmitgliedern. Doch was passiert, wenn eine unheilbare Krankheit diagnostiziert wird? Welche Möglichkeiten gibt es neben dem Einschläfern?
Sie schleichen sich mit leisen Pfoten in unsere Herzen, begleiten uns über Jahre hinweg durch Höhen und Tiefen und werden mehr als nur Haustiere – unsere Samtpfoten werden Familienmitglieder. Doch was geschieht, wenn plötzlich eine unheilbare Krankheit diagnostiziert wird? Wenn der Moment kommt, in dem wir uns fragen müssen: "Wie kann ich meinem Tier jetzt noch gerecht werden?"
Bei der 17-jährigen Katzenoma Bonnie wurde ein inoperabler Tumor festgestellt. Bonnie war müde geworden, aber sie fraß noch mit Appetit, ließ sich schnurrend kraulen, liebte es, in ihrem Häuschen aus Stoff zu dösen. War es wirklich schon Zeit, Lebewohl zu sagen?
Katzen-Hospiz: Ein Zuhause auf Zeit – mit Herz
Die Antwort lautete: noch nicht. Bonnie fand einen Platz in einer liebevollen Familie. Dort bekam sie, was man palliative Fürsorge nennt – und was für viele Katzenhalter noch immer ein unbekannter Begriff ist. Schmerztherapie, sanfte Physiotherapie, Unterstützung beim Fressen, Hilfe bei der Körperpflege. Und: viel Zuwendung. Ein Hospizplatz ist kein Aufbewahrungsort, sondern ein Ort des bewussten Lebens – bis zuletzt.
Palliativmedizin – Leben verlängern oder Leiden lindern?
Nicht jede Erkrankung erfordert sofortige Euthanasie. In vielen Fällen kann palliative Versorgung einer sterbenskranken Katze noch Wochen oder Monate mit guter Lebensqualität schenken. Schmerzmittel, spezielle Diäten, Wärmequellen, ruhige Rückzugsorte oder auch alternative Therapien wie Akupunktur oder Homöopathie (deren Wirksamkeit nur teilweise oder nicht ausreichend wissenschaftlich belegt ist) kommen je nach Tier und Verlauf – am besten in Absprache mit dem Tierarzt – zum Einsatz.
Die wichtigste Frage dabei lautet stets: Wie geht es meiner Katze wirklich? Frisst sie? Schnurrt sie? Sucht sie Nähe? Hat sie noch Freude an ihren Lieblingsplätzen oder -ritualen? Oder zieht sie sich zurück, zeigt Schmerzen, verweigert das Futter?
Der richtige Zeitpunkt für eine Euthanasie
So schwer es auch fällt – manchmal ist das Einschläfern der letzte Liebesdienst, den wir einem Tier erweisen können. Es gibt ihn nicht, diesen "perfekten Zeitpunkt". Doch es gibt Anzeichen: wenn Schmerzen nicht mehr kontrollierbar sind, wenn das Tier leidet, ohne Aussicht auf Linderung, wenn die Lebensqualität nicht mehr gegeben ist.
Die Diagnose einer tödlichen Krankheit zu überbringen, gehört zu den schwierigsten Aufgaben in der tierärztlichen Praxis. Wie erklärt man, dass keine Heilung mehr möglich ist? Wie geht man mit Haltern um, die hoffen, verdrängen, kämpfen – manchmal auch aus finanziellen Gründen heraus keine Entscheidungen treffen können? Viele Tierärzte bieten an, das Tier zu Hause einzuschläfern – im vertrauten Umfeld, ohne Angst.
Gute Tierärzte begleiten nicht nur das Tier, sondern auch die Menschen dahinter. Mit Geduld, Ehrlichkeit und einem offenen Ohr. Doch auch sie geraten an emotionale Grenzen – denn jeder Abschied hinterlässt Spuren. Wichtig ist es für die Tiere, dass sie ihren letzten Weg nicht allein gehen müssen.
Wenn nicht nur ein Tier trauert
Oft vergessen: Auch andere Haustiere im Haushalt spüren, wenn sich etwas verändert. Sie reagieren auf den Geruch der Krankheit, auf den Verlust der täglichen Rituale, auf die Trauer ihrer Menschen. Manche ziehen sich zurück, andere suchen verstärkt Nähe. Rituale können helfen: Abschied nehmen lassen, bei dem das überlebende Haustier das Verstorbene noch einmal sieht und versteht, dass es nicht mehr lebt.
Außerdem kann ihm der Abschied erleichtert werden, indem Du eine Decke oder ein Spielzeug des verstorbenen Tiers behältst, das auch die anderen Tiere kennen. Und: Den eigenen Schmerz zulassen. Ihr könnt Euch gegenseitig trösten und Halt geben.
Praktische Tipps für die letzte Zeit
- Beobachte Dein Tier genau – führe gegebenenfalls ein Wohlfühl-Tagebuch.
- Spreche mit Deinem Tierarzt offen über Optionen, Wünsche, Sorgen.
- Sorge für Ruhe, Wärme und Sicherheit – keine lauten Veränderungen im Alltag.
- Binde Dein Tier in den Alltag ein, solange es das möchte.
- Gönne Dir selbst Unterstützung – durch Freunde, Familie oder Trauerbegleitung.
Ein letzter Weg – gemeinsam gegangen
Es gibt keine Anleitung für einen perfekten Abschied. Aber es gibt Wege, ihn liebevoll zu gestalten. Für Katzen wie Bonnie – und für alle, deren Menschen bereit sind, auch in der schwersten Zeit mit offenen Herzen da zu sein.
Empfehlungen der Redaktion
Du möchtest mehr über Sterbebegleitung bei Katzen erfahren? Dann hör gern in die untenstehende Folge von "Pet-Talks: Katze" rein. Katzenexpertin Tina Wolf erklärt dort genau, wie Du einfühlsam und katzengerecht Abschied nehmen kannst. © Deine Tierwelt