Eintracht Frankfurt hat viele Höhen und Tiefen erlebt. Über die letzten Jahre etablierte sich der Klub im internationalen Fußball und auf den Transfermarkt.
Frankfurt – Es war ein Moment, der vielen Fußball-Fans noch lange im Gedächtnis bleiben wird: Als Mijat Gaćinović am 19. Mai 2018 in der sechsten Minute der Nachspielzeit auf das leere Tor des FC Bayern München zulief und den Ball zum 3:1-Endstand einschob, bebte nicht nur das Berliner Olympiastadion, sondern halb Hessen. Der Sieg im DFB-Pokalfinale 2018 war für Eintracht Frankfurt der erste Titel seit 30 Jahren. Er führte die Fußballmannschaft aus Hessen direkt auf die internationale Bühne.
| Name | Eintracht Frankfurt |
|---|---|
| Anteile von Eintracht Frankfurt e.V. | 67,89% |
| Vorstand | Axel Hellmann, Markus Krösche, Philipp Reschke und Julien Zamberk |
| Cheftrainer der ersten Männer-Mannschaft | Dino Toppmöller |
| Spielstätte | Deutsche Bank Park |
| Kapazität der Spielstätte | 58.000 |
Der Titel in der UEFA Europa League und die Siege gegen Mannschaften aus Rom, Mailand, London und Barcelona waren der Höhepunkt der jüngeren Vereinsgeschichte und erinnerten an vergangene Zeiten. Denn Eintracht Frankfurt und Europa – das hat eine lange Tradition. Das wird beim Blick auf die Historie des Vereins deutlich, der 2019 sein 120-jähriges Jubiläum feierte.
Die Anfänge von Eintracht Frankfurt: Gründung und frühe Jahre
Die Geschichte von Eintracht Frankfurt reicht bis in das vorletzte Jahrhundert zurück: Am 8. März 1899 gründete sich mit dem Frankfurter Fußball-Club Victoria der erste direkte Vorgängerverein von Eintracht Frankfurt. Er schloss sich später mit dem vermutlich im selben Jahr entstandenen Frankfurter Fußball-Club Kickers zusammen. Erst 1969 wurde der Verein nach mehreren Fusionen offiziell unter seinem heutigen Namen „Eintracht Frankfurt“ eingetragen. Den Begriff „Eintracht“ führt er jedoch bereits seit 1920.
Heute hat Eintracht Frankfurt 19 Abteilungen. Die bekannteste ist die Profi-Fußballabteilung, die im Jahr 2000 als Aktiengesellschaft mit dem Namen Eintracht Frankfurt Fußball AG ausgegliedert wurde. Der Verein ist auch unter der Abkürzung SGE bekannt, die für die traditionelle Bezeichnung Sportgemeinde Eintracht steht.
Eintracht Frankfurt im Nationalsozialismus
In den 1920er und 1930er Jahren entstanden die Spitznamen „Juddebube“ und „Schlappekicker“ für Eintracht Frankfurt. Beide gehen auf den Sponsor Schuhfabrik J. & C. A. Schneider zurück, deren jüdische Geschäftsführer den Verein unterstützten. Die engen Verbindungen zur Firma und viele jüdische Vereinsmitglieder führten zur Bezeichnung als „Juddeclub“ – Frankfurt hatte damals den höchsten Anteil jüdischer Einwohner in Deutschland.
Obwohl der Verein als liberal galt, kooperierte er nach 1933 widerstandslos mit den Nationalsozialisten. Die Aufarbeitung begann erst in den 1990er Jahren. Seit 2007 organisiert das Eintracht Frankfurt Museum Ausstellungen zur NS-Zeit, seit 2008 beteiligt sich der Verein an Stolpersteinverlegungen. 2018 führte eine externe Studie zur Aberkennung der Ehrenpräsidentschaft von Rudi Gramlich.
Heute positioniert sich Eintracht Frankfurt klar gegen Rassismus: Der ehemalige Präsident Peter Fischer (2000 bis 2024) ist für seine klare Haltung bekannt, die Fanszene organisiert Aktionen wie „United Colors of Bembletown“.
Goldene Eintracht-Ära: Meisterschaft 1959 und UEFA-Cup 1980
Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich Eintracht Frankfurt als Fußball-Größe. 1959 wurde die SGE durch ein 5:3 gegen Kickers Offenbach erstmals Deutscher Meister und erreichte 1960 als erste deutsche Mannschaft das Europapokal-Finale. Die 3:7-Niederlage gegen Real Madrid zählt bis heute zu den legendärsten Spielen der Vereinsgeschichte.
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Als Bundesliga-Gründungsmitglied 1963 spielte Frankfurt regelmäßig um die vorderen Plätze mit, ohne jedoch Meister zu werden. Dafür gewann die SGE 1974 und 1975 den DFB-Pokal und 1980 den UEFA-Cup im deutsch-deutschen Finale gegen Borussia Mönchengladbach. Trotz zeitweiligem Abstiegskampf in den 1980ern folgten weitere DFB-Pokal-Siege 1981 und 1988.
„Fußball 2000“ begeistert die Massen bei Eintracht Frankfurt
Nach dem DFB-Pokal-Sieg 1988 blieb Eintracht Frankfurt drei Jahrzehnte ohne Titel. Dabei war die Eintracht Anfang der 1990er noch Spitzenteam. 1992 verspielte sie die Deutsche Meisterschaft am letzten Spieltag gegen Hansa Rostock - auch wegen eines nicht gegebenen Elfmeters. Der spektakuläre Offensivfußball mit Anthony Yeboah, Jay-Jay Okocha und Uwe Bein erhielt den Namen „Fußball 2000“.
Der sportliche Abstieg begann bereits vor der Jahrtausendwende: 1996 folgte der erste Abstieg aus der Bundesliga. Trotz dramatischer Rettungen 1999 (5:1 gegen Kaiserslautern) und 2000 stieg Frankfurt 2001 erneut ab. 2002 drohte wegen Lizenzproblemen sogar der Zwangsabstieg in den Amateurbereich - nur Sponsorengelder retteten den Verein in letzter Sekunde.
| Zeitraum | Ligazugehörigkeit | Dauer der Ligazugehörigkeit |
|---|---|---|
| 1963/64 - 1995/96 | Erste Bundesliga | 33 Jahre |
| 1996/97 - 1997/98 | Zweite Bundesliga | 2 Jahre |
| 1998/99 -2000/01 | Erste Bundesliga | 3 Jahre |
| 2001/02 - 2002/03 | Zweite Bundesliga | 2 Jahre |
| 2003/04 | Erste Bundesliga | 1 Jahr |
| 2004/05 | Zweite Bundesliga | 1 Jahr |
| 2005/06 - 2010/11 | Erste Bundesliga | 6 Jahre |
| 2011/12 | Zweite Bundesliga | 1 Jahr |
| 2012/13 - Heute | Erste Bundesliga | bisher 13 Jahre |
SGE-Legende Bruchhagen stabilisiert die Eintracht
Von Glanz und Gloria war jahrelang wenig zu spüren. Bestenfalls fristete Eintracht Frankfurt als „graue Maus“ ein Mittelfeld-Dasein in der Bundesliga, kam aber auch um Abstiege nicht herum. Unter Vorstandvorsitzenden Heribert Bruchhagen gelang die wirtschaftliche Konsolidierung. Seit 2012 spielt die SGE durchgehend erstklassig und mehrfach international.
Nach der Relegations-Rettung 2016 gegen Nürnberg folgte unter Niko Kovač ein unerwarteter Aufschwung: Zweimal nacheinander erreichte Eintracht Frankfurt das DFB-Pokal-Finale und besiegte 2018 als Underdog Bayern München. Die ausgelassene Feier zehntausender Fans auf dem Römer machte deutlich, wie sehr sie sich nach einem Titel gesehnt hatten.
„Graue Maus-Image“ adé: Eintracht Frankfurt begeistert international
Doch mit der Feier auf dem Römer waren die Fußballfestwochen in Frankfurt noch lange nicht vorbei. Unter Ex-SGE-Trainer Adi Hütter zog die Mannschaft in der kommenden Spielzeit bis ins Halbfinale der UEFA Europa League ein. Dort musste sie sich erst im Elfmeterschießen gegen den FC Chelsea geschlagen geben. 2020 erreichten die Adlerträger das Achtelfinale der UEFA Europa League – obwohl sie vor der Saison ihr legendäres Sturm-Trio verloren hatten, das auch als Büffelherde bezeichnet wurde.
Mit ihren leidenschaftlichen Auftritten und nicht zuletzt durch die aufwendigen Choreografien der Eintracht-Fans machte sich die Eintracht dabei auch international wieder einen Namen. Vom „Image der grauen Maus“, das den Verein nach der Jahrtausendwende zum Teil geprägt hatte, war spätestens nach dem Gewinn des DFB-Pokals und den Spielen in der Europa League nichts mehr übrig.
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Kluge Transferpolitik als neues Aushängeschild von Eintracht Frankfurt
Das lag auch daran, dass die Vereinsführung um Sport-Vorstand Markus Krösche eine der besten Transferpolitiken Europas entwickelte. Immer wieder fiel die SGE mit rekordbrechenden Transfers und enormem Profit auf. Spieler wie Randal Kolo Muani, Hugo Ekitike (jeweilige Ablösesumme 95 Millionen Euro) und Omar Marmoush (75 Millionen Euro) sorgten für Schlagzeilen. Neuzugänge stellte Eintracht Frankfurt meist deutlich kostengünstiger vor. Von 2020 bis 2025 verbuchte der Klub einen Transfer-Gewinn von knapp über 176 Millionen Euro.
Top 10 teuerste Transfer-Abgänge von Eintracht Frankfurt
| Spieler | Ablöse (in Euro) | Profit der Eintracht (in Euro) |
| Randal Kolo Muani (zu Paris Saint-Germain) | 95 Mio. | 95 Mio. |
| Hugo Ekitiké (zum FC Liverpool) | 95 Mio. | 63,5 Mio. |
| Omar Marmoush (zu Manchester City) | 75 Mio. | 75 Mio. |
| Luka Jović (zu Real Madrid) | 63 Mio. | 40,66 Mio. |
| Sébastien Haller (zu West Ham United) | 50 Mio. | 38 Mio. |
| Willian Pacho (zu PSG) | 40 Mio. | 26,35 Mio. |
| Jesper Lindstrøm (zur SSC Neapel) | 30 Mio. | 23 Mio. |
| André Silva (zu RB Leipzig) | 23 Mio. | 20 Mio. |
| Tuta (zu Al-Duhail SC) | 15 Mio. | 16,2 Mio. |
| Filip Kostić (zu Juventus Turin) | 14,70 Mio. | 6,4 Mio. |
Größte Moment der Vereinsgeschichte: Eintracht Frankfurt gewinnt die Europa League
2021 setzte sich Eintracht Frankfurt in der Europa League als Gruppenerster gegen Olympiakos Piräus und Fenerbahce Istanbul durch. Nach dem Achtelfinalsieg gegen Betis Sevilla folgte das legendäre Viertelfinale gegen den FC Barcelona: Trotz nur 25 Prozent Ballbesitz gewann die SGE vor spanischem Publikum mit 3:2 und schrieb Fußballgeschichte. Beflügelt von den Erfolgen aus Barcelona räumte die SGE im Halbfinale mit zwei Siegen souverän West Ham United aus dem Weg und traf im Finale schließlich auf die Glasgow Rangers.
Nach einer packenden Partie und herausragenden Leistung von SGE-Torhüter Kevin Trapp standen sich die beiden Euro-League-Finalisten im Elfmeterschießen gegenüber. In einem Herzschlagfinale verwandelte Rafael Borré den entscheidenden Strafstoß zum Sieg und dem ersten europäischen Titel seit 42 Jahren. Dass sich der Verein auf der internationalen Bühne am wohlsten fühlt, zeigt auch die Umbenennung der Vereinsadresse: Die Geschäftsstelle ist offiziell „Im Herzen von Europa 1“ zu finden.
Eintracht Frankfurt beißt sich weiter im internationalen Fußball fest
Es folgte der UEFA Super Cup 2022 mit einer 0:2-Niederlage gegen Real Madrid. In der Champions League war im Achtelfinale gegen SSC Neapel Schluss. 2023/24 qualifizierte sich das Team unter Dino Toppmöller für die Europa Conference League, scheiterte aber überraschend in der Zwischenrunde an Union Saint-Gilloise
.Ein Jahr später kehrte die SGE in die Europa League zurück. Nach dem eindrucksvollen Achtelfinalsieg gegen Ajax Amsterdam war im Viertelfinale gegen Tottenham Hotspur Schluss. Dafür belohnte sich Eintracht Frankfurt mit starken Bundesliga-Leistungen und der direkten Champions League-Qualifikation. (Lena Karber/fpt)
Fragen und Antworten zu Eintracht Frankfurt
Seit den 1980ern entwickelten sich beide Vereine unterschiedlich: Während Eintracht Frankfurt international spielt, rutschte Kickers Offenbach in die unteren Ligen ab. Diese Entwicklung änderte jedoch nichts an der emotionalen Rivalität. Andere potenzielle Rivalen wie FSV Frankfurt, Kaiserslautern oder Mainz 05 erreichen für Eintracht-Fans nicht die Bedeutung Offenbachs.
Aufgrund gesundheitlicher Probleme trat Stein zwischenzeitlich kürzer, blieb aber im Stadion präsent. Während seiner Abwesenheit prägt Capo „Dino“ die Kurve. Für die Fans sind diese Vorsänger echte Helden und das Bindeglied zwischen Kurve und Mannschaft.
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