Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 herrscht Krieg im Nahen Osten. Die Wurzeln des Konflikts zwischen Israel, der Hamas und dem Iran reichen Jahrzehnte zurück.
Jerusalem – Nach heftigen Raketenbeschüssen aus dem Gazastreifen befindet sich Israel laut Angaben von Premierminister Benjamin Netanjahu seit 2023 „im Kriegszustand“. Angegriffen wird der jüdische Nationalstaat von der palästinensischen, radikalislamistischen Terrorgruppe Organisation Hamas aus dem Gazastreifen, der Terrormiliz Hisbollah aus dem Libanon und von den Huthi-Rebellen aus dem Jemen. Alle drei Gruppen werden von dem Iran unterstützt. „Der Feind wird einen beispiellosen Preis zahlen“, erklärte Netanjahu am 7. Oktober 2023 - dem Tag des bislang größten Terrorangriffs der Hamas auf Israel.
Der Konflikt zwischen den muslimischen Nachbarstaaten und Israel ist jahrzehntealt und kompliziert. Die Hamas strebt seit ihrer Gründung die Vernichtung Israels an. Der Iran verfolgt offiziell seit der Islamischen Revolution 1979 dasselbe Ziel.
Vor dem Gaza-Krieg: Die Geschichte des Israel-Palästina-Konflikts in Bildern




Ins Leben gerufen wurde der Staat Israel im Jahr 1948. Die Idee der Gründung eines jüdischen Nationalstaats wurde zuvor vom Zionismus entwickelt, eine politische Bewegung, die im 19. Jahrhundert und somit lange vor dem Holocaust entstand. Im Laufe der Geschichte wurden Juden immer wieder Opfer von Diskriminierung, Gewalt und Ausgrenzung und in vielen Teilen der Welt aus ihrer Heimat vertrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Mord an sechs Millionen Juden durch die Nationalsozialisten wuchs die internationale Unterstützung für den zionistischen Gedanken.
Die Gründung des Staates Israel beginnt mit Krieg
Viele Juden waren während der nationalsozialistischen Pogrome bereits in das damalige britische Mandatsgebiet Palästina geflohen. Die Vereinten Nationen (UN) teilten Palästina 1947 im sogenannten UN-Teilungsplan in einen Staat für Juden und einen für Araber auf. Das Gebiet, in dem Juden bereits in der Antike lebten, wird als „Heiliges Land“ und Ursprung des Judentums in der hebräischen Bibel betrachtet. Während die meisten Juden den UN-Plan befürworteten, lehnten die meisten Araber den Vorschlag ab. Gegen den Plan der UN zur Gründung Israels stimmten im Jahr 1947 insgesamt 13 Länder, darunter auch der Iran.
Iran dabei: Diese Staaten stimmten gegen die Gründung Israels
- Afghanistan
- Ägypten
- Griechenland
- Indien
- Iran
- Irak
- Jemen
- Kuba
- Libanon
- Pakistan
- Saudi-Arabien
- Syrien
- Türkei
Israel im Krieg gegen arabische Nachbarstaaten seit 1948
Die Gründung des Staates Israel erfolgte am 14. Mai 1948. Im direkten Anschluss brach der erste Krieg des Staates und seiner Nachbarländer aus. Kurz nachdem der erste Ministerpräsident Israels, David Ben-Gurion, die Unabhängigkeit erklärte, griffen Syrien, Irak, Libanon, Ägypten und Jordanien den neu gegründeten Staat an. Dessen Existenzrecht wollten die Angreifer nicht anerkennen. Im Kampf gegen Syrien, Irak, Libanon, Ägypten und Jordanien konnte Israel sein Staatsgebiet erweitern. Der Iran beteiligte sich nicht an dem Krieg gegen Israel, sondern gehörte unter der Regentschaft des Schahs Mohammed Reza Pahlavi sogar zu ersten Staaten, die das Existenzrecht Israels anerkannten.
Infolge des Unabhängigkeitskriegs Israels wurden über 700.000 Araber aus Palästina vertrieben. Diese leben teilweise noch heute in Flüchtlingslagern. Die Zahl der palästinensischen Flüchtlinge wird mittlerweile auf fünf Millionen Menschen geschätzt.
Krieg in Israel: Das Verhältnis zum Iran während des Sechstagekriegs
Rund 20 Jahre später kam es zum nächsten Krieg zwischen Israel und seinen Nachbarn. Der jüdische Staat wurde 1967 von Ägypten, Jordanien und Syrien angegriffen. Der Konflikt ging aufgrund seiner Dauer als Sechstagekrieg in die Geschichte ein. Während diesem eroberte Israel unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem. Diese Gebiete beanspruchen die Palästinenser jedoch für einen unabhängigen Staat Palästina. Der Iran galt damals noch als Verbündeter Israels und versorgte das Land mit Erdöl.
Das erste Anzeichen für einen Wandel in den Beziehungen zwischen dem Iran und Israel datiert auf das Jahr 1975. Der Iran stimmte damals bei den Vereinten Nationen für eine Resolution, die den Zionismus als eine Form des Rassismus bezeichnete.
Vorgeschichte des Kriegs zwischen Israel und dem Iran: 1979 markiert den Wendepunkt
Vier Jahre später kam es zum endgültigen Bruch der Beziehungen zwischen dem Iran und Israel. Grund war die Islamische Revolution im Jahr 1979. Das nun in Teheran an der Macht befindliche Mullah-Regime übernahm die Scharia als offiziellen Leitfaden der Gesetzgebung und brach alle Beziehungen zu Israel ab. Es kam zu Verfolungen von jüdischen Menschen im Iran. Ein Großteil der damals rund 65.000 jüdischen Iranerinnen und Iraner verließ das Land. Die Vernichtung des Staates Israel wurde offiziell Staatsdoktrin des Irans.
Krieg gegen Israel: Die Gründung der Terrororganisation Hamas
1987 – kurz nach Beginn der ersten palästinensischen Aufstände gegen Israel, der sogenannten Intifada – wurde die Organisation Hamas gegründet. Das Ziel der Gruppe ist die Zerstörung Israels und die Errichtung eines islamischen Staates Palästina. Hamas ist die Abkürzung der arabischen Bezeichnung für „Islamische Widerstandsbewegung“. Das Wort selbst bedeutet „Eifer“ oder „Kampfgeist“.
Israel gegen die Hamas
Israel hat seit dem Jahr 2008 drei Kriege gegen die Hamas geführt. Beim bisher folgenschwersten Gaza-Krieg im Sommer 2014 wurden mehr als 2200 Palästinenser getötet, in der Mehrheit Zivilisten. Auf israelischer Seite gab es 74 Tote, die Opfer waren vor allem Soldaten.
Die ideologischen Wurzeln der Gruppe liegen laut der Bundeszentrale für politische Bildung ebenso wie beim islamischen Dschihad in der Muslimbruderschaft. Gleichzeitig sah sich die Hamas als Gegenpol zur palästinensischen Befreiungsorganisation PLO. Anfangs war die Hamas nicht militärisch, sondern als Wohltätigkeitsorganisation tätig. Unter anderem finanzierte die Gruppe Schulen und andere soziale Einrichtungen und fand dadurch in der verarmten Bevölkerung des Gazastreifens großen Zuspruch.
Die Hamas und der Iran: Vereint im Kampf gegen Israel
Die Beziehung zwischen der Hamas und dem Iran sind fast so alt wie die Terrorgruppe selbst. Wenige Jahre nach ihrer Gründung erhielt die Hamas Anfang der 1990er Jahre zunächst finanzielle und logistische Hilfe aus dem Iran. Im weiteren Verlauf unterstützte das Mullah-Regime die Terrororganisation auch mit Waffenlieferungen. Laut eines Berichts der US-Geheimdienste aus dem Jahr 2020 stellte der Iran zu diesem Zeitpunkt der Hamas etwa 100 Millionen US-Dollar pro Jahr zur Verfügung. Die Geheimdienste Israels gehen laut ihren Untersuchungen seit 2023 davon aus, dass dieser Betrag auf etwa 350 Millionen US-Dollar pro Jahr gestiegen ist.
Krieg in Israel: Palästinenser sind gespalten - Hamas vs. Fatah-Bewegung von Abbas
Bei den bisher letzten Wahlen in den palästinensischen Gebieten 2006 gewann die Hamas gegen die Fatah-Bewegung des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas. Der Westen erkannte das Ergebnis nicht an. Der Daraufhin brach ein kurzer militärischer Konflikt mit Fatah-Kämpfern aus. Nach Kämpfen gelang es der Hamas im Sommer 2007, die Kontrolle über den Gazastreifen zu übernehmen – vor allem dank der Hilfe aus dem Iran. Nach dem Sieg der Hamas stellten nahezu alle internationalen Geldgeber ihre Unterstützung der palästinensischen Behörden im Gazastreifen ein. Das Mullah-Regime schloss die finanzielle Lücke und versprach den Vertretern der Hamas auf einem Gipfel in Teheran offiziell 250 Millionen US-Dollar.
Israel verhängte nach dem Wahlsieg der Hamas eine Blockade über den Gazastreifen. Dies führte zu steigender Armut und Unterversorgung der Bevölkerung in dem dicht besiedelten Küstengebiet. Laut UN-Angaben leben die mehr als zwei Millionen Menschen im Gazastreifen spätestens seitdem unter sehr schlechten Bedingungen.
Etwa 80 Prozent der Menschen im Gazastreifen sind auf Lebensmittelhilfe angewiesen, wie Hilfsorganisationen berichten. Der Konflikt zwischen Hamas und Fatah zeigt, dass auch die Palästinenser untereinander gespalten sind. Während die Hamas Israel das Existenzrecht genau wie der Iran vollständig abspricht, fordert die Palästinenserführung einen eigenen Staat im Westjordanland und im Gazastreifen mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt. Im Juli gab es jedoch Gespräche zwischen dem palästinensischen Präsidenten Abbas und dem Hamas-Vorsitzenden Ismail Hanija unter Vermittlung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.
Israel, EU und USA stufen Hamas als Terrororganisation ein
Die EU, USA und Israel stufen die Gruppe als Terrororganisation ein. Zuletzt kam es immer wieder zu Spannungen zwischen Israel und den Palästinensern. UN-Generalsekretär António Guterres hatte die rechts-religiöse Regierung Israels kürzlich aufgefordert, „alle Siedlungsaktivitäten in den besetzten palästinensischen Gebieten unverzüglich und vollständig einzustellen.“ Die Siedlungen seien eine eklatante Verletzung des Völkerrechts und ein Hindernis für die Umsetzung einer tragfähigen Zwei-Staaten-Lösung, so die UN im Juni.
Bilder zeigen, wie der Krieg in Israel das Land verändert




Der bislang größte Terrorangriff der Hamas auf Israel erfolgte am 7. Oktober 2023. Über 1.500 Terroristen überquerten die südliche Grenze Israels, während weitere Hamas-Einheiten tausende von Raketen auf Israel abfeuerten. Im Zuge der brutalen Massaker der Hamas starben an einem Tag mehr als 1.200 Israelis. 200 weitere Menschen, darunter Frauen, Kinder und Senioren, wurden von der Hamas in den Gazastreifen verschleppt und dort als Geiseln gefangen gehalten. Zu dem Angriff bekannten sich die Essedin-al-Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas.
Israel im Krieg: Hisbollah, Hamas und Huthis sind Verbündete des Iran
Kurze Zeit später schaltete sich auch die radikalislamische Terrormiliz Hisbollah dem Krieg gegen Israel an und nahm das Land aus dem nördlich gelegenen Libanon unter Raketenbeschuss. Wie die Hamas wird auch die Hisbollah vom Iran unterstützt. Zu den Verbündeten des Mullah-Regimes gehören außerdem die Huthi-Rebellen im Jemen, die ebenfalls in den Krieg gegen Israel einstiegen.
Aufgrund der Verwicklungen des Irans in den Krieg, den Hamas, Hisbollah und die Huthi-Rebellen gegen Israel führten, griff die israelische Luftwaffe am 1. April 2024 Konsulatsgebäude des Irans in Syrien an. Seit der Machtübernahme der Mullahs in Teheran hatte Israel immer wieder iranische Objekte und Personen attackiert und dabei ranghohe Vertreter der iranischen Revolutionsgarden getötet. Die meisten dieser Angriffe erfolgten auf Ziele, die außerhalb des iranischen Territoriums liegen.
Krieg zwischen Israel und dem Iran bricht 2025 aus
Der Iran antwortete auf die israelische Militäroperation am 13. April 2024 mit einem eigenen Luftangriff, bei dem mehr als 300 Drohnen, Raketen und Marschflugkörper zum Einsatz kamen. Die meisten Flugkörper konnten aber von der israelischen Luftabwehr und dem so genannten Iron Dome abgefangen werden. Fünf Tage später reagierte Israel mit einem weiteren Luftangriff auf den Iran, bei dem auch Ziele innerhalb des Landes angegriffen wurden.
Israel im Krieg mit Iran: Raketen fliegen, Menschen werden evakuiert




Im Juni 2025 erfolgte der nächste Angriff Israels auf den Iran. Ins Visier nahm die israelische Luftwaffe vor allem Einrichtungen des iranischen Atomprogramms. Ministerpräsiden Benjamin Netanjahu begründete die Angriffe mit der Sorge, der Iran stünde kurz davor, eine eigene Atombombe zu entwickeln. Der Iran antwortete mit Raketenangriffen auf die Städte Israels, darunter auch Tel Aviv. Aus dem schwelenden Konflikt ist spätestens seitdem ein offener Krieg zwischen Israel und dem Iran geworden.
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