In seiner ersten Woche als Trainer des FSV Mainz 05 wird Urs Fischer insgesamt fünf Pressekonferenzen in sieben Tagen geben. Für Trainingsarbeit bleibt dem Schweizer angesichts des Programms vor Weihnachten dagegen nicht allzu viel Zeit. Am Donnerstag (21:00 Uhr / live im Audiostream auf swr.de/sport) wartet in der Conference League bei Lech Posen das Debüt - danach: beim FC Bayern, gegen Samsunspor und zum Jahresabschluss gegen den FC St. Pauli.
Urs Fischer: "Es ist wirklich Abstiegskampf"
Fischers Start ist vollgepackt mit internationalen und nationalen Spielterminen. "Ich habe die Aufgabe Posen im Kopf - mit der beschäftige ich mich. Nach dem Spiel beschäftigen wir uns noch kurz mit dem Spiel von Posen und dann geht es in die Vorbereitung Bayern. Eine Aufgabe nach der anderen", sagte der neue Cheftrainer, der am Montag vorgestellt wurde und in Mainz vom Dänen Bo Henriksen übernommen hat.
Fünf Zähler beträgt der Rückstand des Tabellenletzten nach 13 Spieltagen auf den Relegationsrang, sechs Punkte auf einen Nichtabstiegsplatz. Und je mehr Erfolg Fischer und Mainz in Europa haben, desto länger bleibt die Doppelbelastung, die offensichtlich zu schaffen macht. "Ich glaube, es ist Abstiegskampf. Es ist wirklich Abstiegskampf. Also wenn du mit sechs Punkten zurückliegst, dann musst du zuerst aufholen", mahnte Fischer.
Kontrast zu Vorgänger Bo Henriksen
Der Trainer-Routinier, der von Sommer 2018 bis zur Trennung vor gut zwei Jahren den 1. FC Union Berlin trainiert hatte, will sich trotz der schwierigen Situation nicht verstellen. Der 59-Jährige wolle "authentisch" bleiben - ähnlich wie bei seiner letzten Station in Köpenick. Fischer selbst bezeichnete sich als "bodenständig". Aber er könne auch "eklig" sein.
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Urs Fischer soll den 1. FSV Mainz 05 vor dem Abstieg in die 2. Liga retten. Der Schweizer Trainer startet mit viel Optimismus in seinen neuen Job.
Die 05er suchten in ihrer derzeitigen Misere explizit einen Kontrast zu dem Dänen - quasi einen Anti-Henriksen. "Bo ist natürlich ein sehr besonderer Typ und sehr extrovertiert. Wir haben ihn ja alle gut kennen und lieben gelernt. Aber hätten wir einen ähnlichen Typen nach Mainz geholt - ich glaube, das wäre nicht gut gewesen", sagte Christian Heidel.
Der Sportvorstand will unbedingt verhindern, dass sich die seit Sommer 2009 permanent in der Bundesliga spielenden Mainzer aus dem Oberhaus verabschieden. "Mainz kennt diese Situation, hat solche Situationen auch schon erlebt, aber es ist dann auch nicht eine Garantie: Weil es bis dahin immer gut gegangen ist, geht es auch dieses Mal gut, sondern da musst du wach bleiben", sagte Fischer.
Widmer schwärmt von Fischers Erfahrung
Kapitän Silvan Widmer, wie sein Trainer ebenfalls Schweizer, hat bislang positive Eindrücke von Fischer. "Ich habe ihn als sehr offenen Menschen wahrgenommen – und dieser Eindruck hat sich nun in den ersten beiden Tagen in Mainz bestätigt", sagte Widmer der Schweizer Zeitung "Blick".
Dass Fischer mit vier Spielen in elf Tagen loslegen muss, bietet für Widmer nur bedingt Vorteile. Man könne mit einem guten Resultat in Posen etwas Selbstvertrauen aufbauen. "Mehr Trainingseinheiten wären idealer, um die taktischen Inputs besser unterzubringen. Urs Fischer kann uns nun halt nur stufenweise zeigen, was er vorhat", sagte der Führungsspieler. Die "immense Erfahrung" sei aber bereits spürbar.