Das Leben einer Frau verläuft immer noch anders als das der meisten Männer. Für die Altersvorsorge heißt das: Frauen sollten selbst aktiv werden, damit sie im Alter gut dastehen. Das ist einfacher, als viele denken.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Sie fragen sich vielleicht, warum Altersvorsorge für Frauen anders ablaufen soll als bei Männern. Schließlich ist die Rente für alle gleich. Doch es gibt einen guten Grund: Die meisten Frauenleben sind anders. Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit oder in Minijobs, sie stecken häufiger für die Familie zurück – nicht nur, wenn die Kinder klein sind, sondern auch, wenn die eigenen Eltern alt werden. Und sie beschäftigen sich seltener mit Finanzthemen und Geldanlage.

Die gute Nachricht: Das lässt sich einfacher ändern, als Sie denken. Um eine gute Basis für Ihre Altersvorsorge zu bauen, brauchen Sie nicht viel – und schon gar nicht müssen Sie jeden Tag Aktienkurse überprüfen.

Schritt 1: Checken Sie Ihre innere Einstellung

Ob wir gern über Geld nachdenken oder das Thema lieber meiden, wird von vielen Faktoren beeinflusst – auch von den Erfahrungen und Prägungen aus dem Elternhaus. Viele von uns haben unbewusste Überzeugungen zum Thema Finanzen verinnerlicht, sogenannte Glaubenssätze. Diese können uns daran hindern, uns mit dem Thema zu beschäftigen. Deshalb ist es wichtig, sich solche Glaubenssätze bewusst zu machen. Oft verlieren sie allein dadurch schon an Kraft.

Schlummern in Ihnen solche Energieräuber, wenn es um Finanzen geht? So etwas wie "Geld verdirbt den Charakter" oder "Wer zu viel Geld hat, verliert seine Freunde"? Falls Sie besonders hartnäckige Glaubenssätze in sich entdecken, die Sie daran hindern, kluge Geld-Entscheidungen zu treffen, können Sie daran arbeiten.

Drehen Sie sie ins Positive und schreiben Sie sich den neuen Merksatz so auf, dass Sie ihn jeden Tag sehen. Etwa "Ich beschäftige mich mit meinen Finanzen, treffe gute Entscheidungen und erfreue mich daran." Sagen Sie den Satz einmal pro Tag laut. Klingt komisch? Hilft aber!

Schritt 2: Machen Sie einen Kassensturz

Eine solide Altersvorsorge bedeutet, jeden Monat etwas zurückzulegen – und sei es am Anfang auch nur wenig. Das geht aber nur, wenn Sie einen Überblick über Ihre Finanzen haben. Am Anfang steht daher ein Kassensturz. Schreiben Sie alle Einnahmen und alle (wirklich alle) Ausgaben auf.

Wahrscheinlich müssen Sie einige Posten nachschlagen: Versicherungen etwa, die nur einmal jährlich fällig werden. Falls Sie nicht sicher sind, wo das Geld hingeht, führen Sie zwei, drei Monate lang Buch (nicht unbedingt auf Papier, es gibt ausgezeichnete Apps dafür). Listen Sie unbedingt auch Kredite auf, auch "Buy now, pay later"-Verpflichtungen etwa bei Klarna oder PayPal.

Schritt 3: Überschlagen Sie Ihre Rentenlücke

Jetzt geht es daran, ganz konkret zu sehen, wo Sie in Sachen Altersvorsorge bisher stehen. Je nach Lebensphase kann das ganz unterschiedlich aussehen.

Was ist eine Rentenlücke? Das ist der Unterschied zwischen der erwartbaren Rente (netto, also nach Abzug von Steuern und Krankenversicherung) und dem letzten Nettoeinkommen vor Rentenbeginn. Die Frage dahinter: Wird die Rente reichen, um das gewohnte Leben weiterzuführen?

Spätestens mit Mitte 40 sollten Sie eine erste Bestandsaufnahme angehen. Erste Anlaufstelle dafür ist die Rentenberatung der gesetzlichen Rentenversicherung, die es auch als Videotermin gibt. Die Berater und Beraterinnen dort betrachten nicht nur gesetzliche Ansprüche, sondern auch solche aus betrieblichen und privaten Versicherungen. Wie das genau geht und was es bringt, erfahren Sie hier.

Schritt 4: Denken Sie den Trennungsfall mit

Es klingt zwar unromantisch, aber die Statistik spricht eine klare Sprache: Viele Ehen werden geschieden – im Jahr 2023 kam auf drei Eheschließungen in Deutschland eine Scheidung. Da ist es nur sinnvoll, wenn diejenigen, die für die Kinder im Beruf zurückgesteckt haben, rechtzeitig vorsorgen.

Der wichtigste erste Schritt: Sprechen Sie mit Ihrem Partner über Geld und Altersvorsorge und auch darüber, was es für Ihre Rente bedeutet, wenn Sie gar nicht oder in Teilzeit arbeiten. Und überlegen Sie gemeinsam, auf welche Weise Sie das ausgleichen könnten – etwa mit privater Altersvorsorge.

Schritt 5: Überprüfen Sie Ihre gesetzliche Rente

Bei den meisten Frauen ist die gesetzliche Rente ein wichtiger Baustein ihrer Altersvorsorge. Umso wichtiger, dass Ihnen hier keine berechtigten Ansprüche durch die Lappen gehen. Etwa mit Mitte 40 sollten Sie daher Ihren Rentenverlauf überprüfen, ob alle Zeiten korrekt verbucht sind, auch Ausbildungs- und Kindererziehungszeiten. (Das "Rentenkonto klären" heißt das bei der Rentenversicherung.)

Falls Sie in Teilzeit arbeiten, überlegen Sie, ob Sie die Arbeitszeit aufstocken können, sobald die Kinder alt genug sind. Ihr Rentenkonto wird es Ihnen danken. Übrigens: Ein Minijob bringt für die Rente nur wenig – besser wäre es auch hier, die Arbeitszeit aufzustocken.

Schritt 6: Sorgen Sie privat vor

Wer Nachrichten schaut, kommt am Thema Rente kaum vorbei. In einem Punkt sind sich alle Beobachter einig: Ohne ein privates Vorsorgepolster zusätzlich zur gesetzlichen Rente dürfte es für viele Menschen im Alter eng werden. Selbstständige müssen sich ohnehin selbst um ihre Altersvorsorge kümmern.

Was also tun? Das Wichtigste ist, erst einmal anzufangen – und sei es nur mit kleinen Beträgen, dafür aber regelmäßig jeden Monat. Legen Sie einen festen Betrag zur Seite. Zunächst auf ein Tagesgeldkonto – und zwar so lange, bis dort das Zwei- bis Dreifache Ihres Monatseinkommens als Reserve liegt. Danach splitten Sie den Sparbetrag: Die Hälfte geht weiterhin aufs Tagesgeldkonto, die andere Hälfte kann in Aktien fließen – um das Risiko zu streuen, am besten in einen weltweit anlegenden ETF (einen Indexfonds, der niedrigere Kosten hat als ein aktiv gemanagter Fonds).

Wer davor zurückscheut, selbst anzulegen, für den kann eine private Rentenversicherung sinnvoll sein. Oder auch, falls Sie fürchten, dass Sie das Geld ausgeben werden, wenn es griffbereit auf Ihrem Konto und im Depot liegt. Hier sollten Sie aber genau auf die Kosten schauen. Im Rentenversicherungstest der Stiftung Warentest gab es große Unterschiede zwischen den Anbietern.

Schritt 7: Halten Sie durch

Sie haben sich jetzt mit Ihrer Altersvorsorge beschäftigt. Prima, das ist ein fantastischer erster Schritt! Jetzt kommt der nächste Schritt und nach ihm noch viele weitere: Führen Sie Ihren Plan weiter.

Empfehlungen der Redaktion

Sorgen Sie privat vor, mal mehr, mal weniger – wie es zu Ihrem Leben passt. Halten Sie durch. Denken Sie daran, dass der Zinseszinseffekt für Sie arbeitet, jeden Tag ein bisschen mehr. Und genießen Sie das gute Gefühl, etwas für Ihre Zukunft zu tun.

Über die Autorin

  • Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von Stiftung Warentest Finanzen und ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Die Stiftung Warentest testet seit 60 Jahren Finanzdienstleistungen und veröffentlicht die Ergebnisse auf test.de und in ihren Magazinen. Alle Publikationen sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.

Verwendete Quellen