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Toyota Yaris: Neuer Anlauf bei den Kleinen

Toyota Yaris Neu und doch ganz der alte

Mit einem Marktanteil von 26 Prozent sind Kleinwagen in Europa eine große Nummer. Wenn Toyota tatsächlich zum größten Autohersteller der Welt aufsteigen will, dürfen die Japaner in dieser Klasse nicht patzen. Kann die kommende Generation des Yaris die Erwartungen erfüllen?
Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig?

Bescheidenheit ist eine Zier - selbst wenn man auf dem Weg zum größten Autohersteller der Welt ist. Fünf Prozent Marktanteil in Europa feiert Toyota deshalb als Erfolg - zumindest bei den Kleinwagen. Denn kein anderes Segment ist derart dicht besetzt, und in keinem anderen sind neben den deutschen Herstellern auch noch die französischen Marken so dominant vertreten wie bei den kleinen Autos. Weil der Toyota Yaris da mithält, sind die Japaner durchaus zufrieden. Und zugleich auch etwas angespannt, denn jetzt steht ein Generationswechsel bei dieser wichtigen Baureihe an.

Maßgeblich gestaltet wurde das neue Auto im europäischen Designstudio in Südfrankreich, gebaut wird der Wagen im nordfranzösischen Valenciennes. Offiziell debütieren wird der neue Yaris auf der IAA in Frankfurt Mitte September - und dann beginnt für den Wagen der Wettbewerb gegen Fahrzeuge wie VW Polo, Opel Corsa, Ford Fiesta oder Renault Clio. Dabei schlug sich schon der Vorgänger ganz gut: So weist die Statistik des Kraftfahrtbundesamtes für das vergangene Jahr in Deutschland rund 21.000 Neuzulassungen aus. Das sind mehr als doppelt so viele wie für den Mazda2, ein Viertel mehr als beim Fiat Punto und nur 2000 weniger als beim Renault Clio. Allerdings hat VW fünfmal mehr Polos, Opel dreimal mehr Corsas und Ford zweieinhalbmal mehr Fiestas verkauft.

Weil die Generation zwei also sehr erfolgreich war, wagen die Japaner bei der dritten Auflage lediglich vorsichtige Retuschen: Die Frontpartie des neuen Modells zeigt jetzt ein wenig mehr Charakter, die Silhouette mit der steiler ansteigenden Gürtellinie vermittelt ein wenig mehr Dynamik und das Heck wirkt etwas knackiger.

Während die Form also im Prinzip die alte ist, wurde das Format neu definiert: So hat der neue Yaris beim Radstand um fünf und in der Länge um zehn Zentimeter zugelegt, bleibt aber mit jetzt 3,89 Metern weiterhin einer der kürzesten Kleinwagen in der Unter-Vier-Meter-Klasse. Das führt zum Beispiel zu einem konkurrenzlos kleinen Wendekreis von 9,40 Metern. Trotzdem verspricht Toyota ein üppiges Platzangebot - Knie- und Schulterfreiheit wachsen um mehrere Zentimeter, die Sitze haben größere Verstellwege und der Kofferraum wurde ebenfalls ausgedehnt: Er fasst künftig 286 Liter und lässt sich auf 768 Liter erweitern.

Dazu gibt es ein neues, stärker auf den Fahrer zugeschnittenes Cockpit, eine bessere Materialauswahl und - darauf sind die Ingenieure besonders stolz - ein neues Navigations- und Multimediasystem. Es heißt Toyota Touch, basiert auf einem 6,1 Zoll großen Touchscreen und kann über eine die Bluetooth-Schnittstelle nicht nur Telefonverbindungen herstellen, sondern auch Musik abspielen. Außerdem eröffnet es den Weg ins Internet. Man kann also bei Google Fahrtziele suchen oder über spezielle Apps auch Facebook-Kontakte pflegen. Außerdem spendierten die Techniker dem System noch eine Rückfahrkamera.

Fürs erste startet der Yaris mit den bekannten Motoren, die allerdings verfeinert wurden und deshalb etwas sparsamer arbeiten: Im Basismodell kommt ein Dreizylinder-Benziner mit einem Liter Hubraum und 69 PS zum Einsatz, der jetzt mit 4,8 Litern zufrieden ist. Daneben gibt es den bekannten 1,33-Liter-Vierzylinder mit 99 PS und 5,1 Litern Verbrauch. Und wer selbst im Kleinwagen einen Dieselmotor möchte, bekommt einen 90 PS starken 1,4-Liter-Selbstzünder, der lediglich 3,9 Liter verbraucht.

Die Chance auf ein Stückchen Avantgarde haben die Japaner bis auf die Übernahme der stufenlosen Automatik aus dem Yaris Verso allerdings vertan. Die Start-Stopp-Automatik gibt es nur für den größeren Benziner, eine Doppelkupplung hat Toyota nicht zu bieten, und Finessen wie Aufladung oder Benzindirekteinspritzung sind ebenfalls nicht im Angebot. Stattdessen setzt Toyota auf einen Hybrid-Antrieb, der fürs kommende Jahr angekündigt ist und den Yaris als einen der ersten Kleinwagen dieser Art zum Ober-Knauserer machen soll.

Auch wenn man die Neuerungen also erst auf den zweiten Blick erkennt, ist der Yaris ein rundherum neues Auto. Nur eines sei geblieben, heißt es bei Toyota: Wenn die dritte Generation nach dem IAA-Rummel Anfang Oktober zu den Händlern kommt, kostet das Einstiegsmodell genauso viel wie bislang, nämlich 11.675 Euro.