Flugkatastrophe 1990 Das Fenster zum Tod
Der Moment des Unglücks: Der British-Airways-Pilot, Commander Tim Lancaster, wird durch den plötzlichen Druckabfall aus dem Cockpit gesogen (nachgestellte Szene). Wie durch ein Wunder verkeilen sich seine Beine zwischen Instrumententafel und Steuersäule und halten ihn so zumindest teilweise in der Pilotenkanzel.
Freier Ausblick: Ein Pilot begutachtet den Schaden an der BAC 1-11. Die 27 Kilogramm schwere Cockpitscheibe war in einer Flughöhe von 5000 Metern aus dem Rahmen gerissen worden, hatte auf dem Weg nach hinten die HF-Antenne abgerissen und eine Beule in den Rumpf geschlagen, aber glücklicherweise keine größeren Schäden verursacht.
Die Unglücksmaschine: Die "County of South Glamorgan", eine BAC 1-11, kurz One-Eleven, bei einem Besuch in Hamburg 1988.
Dem Steward Nigel Ogden hat Pilot Tim Lancaster sein Leben zu verdanken. Dieser hatte es trots des Chaos im Cockpit geschafft, neben den Copiloten zu gelangen und Lancaster mit aller Gewalt zu umklammern, so dass dieser nicht ganz aus dem Fenster gesaugt werden konnte.
Auf dem Flugzeug: In der kanadischen Serie "Mayday" wurde der Unglücksflug der BAC 1-11 nachgestellt. Der Pilot Lancaster war aus dem offenen Fenster nach draußen gesaugt worden, wobei sich seine Beine zwischen Steuersäule und Cockpitpodest eingeklemmt hatten. Dadurch, und weil zwei Stewards ihn festhielten, konnte sich der 42-Jährige am Flugzeug halten.
Im Krankenhaus: Sein Copilot hatte ihn während des Unglücksflugs bereits für tot gehalten, aber er überlebte - und konnte bereits einige Monate später wieder arbeiten.
Die Ursache des Unfalls: Die Untersuchung des Vorfalls ergab, dass in der Nacht vor dem Flug die Cockpitscheibe gewechselt worden war, weil sie nach und nach undicht geworden war. Dabei passierte ein verhängnisvoller Fehler: Die Scheibe war nämlich deshalb undicht geworden, weil bei einer zurückliegenden Reparatur an einigen Stellen zu kurze Schrauben eingesetzt worden waren.
Weil der mit der Reparatur betraute Monteur besonders sorgfältig arbeiten wollte, beschloss er, die meisten Schrauben gegen neue auszuwechseln. Dabei nahm er als Maßstab zufällig eine der kurzen Schrauben mit in das Schraubenlager. Und dann verwechselte er im Halbdunkel und möglicherweise ziemlich müde diese Schraube auch noch mit einer ähnlichen, die nicht nur genauso zu kurz war, sondern darüber hinaus noch ein etwas dünneres Gewinde aufwies.
So fanden 84 zu dünne und zu kurze Schrauben ihren Weg in den Befestigungsrahmen der Scheibe. Da die Scheibe von außen aufgeschraubt wird, hielten die dünnen Schrauben dem von innen aufgebauten Druck in gut 5000 Meter Höhe nicht mehr stand, und die Scheibe flog davon.
Der Pilot Tim Lancaster in einem Interview: Lancaster hatte sich bei dem Unglück einen Arm, sein Handgelenk und einen Daumen gebrochen, war völlig unterkühlt, hatte sogar einige Erfrierungen. Aber der zähe Flugkapitän erholte sich nach wenigen Monaten von den Strapazen und flog bald darauf wieder seine geliebten Jets. Die Besatzung der Maschine wurde derweil von allen Seiten mit Lob und Auszeichnungen überschüttet.