Kassenbuch aus dem "Dritten Reich" Hitlers letzte Abrechnung
Großzügiger Hitler: Von der "Machtergreifung" bis zum letzten Kriegsjahr zeigte sich Adolf Hitler äußerst generös. In seinem Gönnerkreis standen vor allem jene, die ihm zugetan waren - die Eliten des "Dritten Reichs" sowie seine Bediensteten. Eine Instanz, die Hitlers Ausgaben kontrollierte, gab es nicht. Reichstag und Rechnungshof waren machtlos. Hier spendet der "Führer" 1933 an der Seite von Schauspielerin Ida Wüst für das Winterhilfswerk.
Laufende Zuwendungen: Maria Magdalena Fraaß, die den bayerischen Minister und Gauleiter Adolf Wagner bis zu seinem Tod gepflegt hatte, erhielt pro Monat 600 Reichsmark. Detailliert sind die Zahlungen an "Fräulein Fraaß" in Hitlers Haushaltsbuch vermerkt (letzter Eintrag auf dieser Seite).
Nazi-Dokument: Die Haushaltskladde soll in Stamford, Connecticut, versteigert werden. Das beauftragte Auktionshaus Alexander Autographs will einen Startpreis von mindestens 5000 Dollar für das bislang unbekannte Schriftdokument aufrufen, das aus dem Besitz eines US-Handschriftensammlers stammt.
Belohnte Denunziantin: Die Buchhalterin Helene Schwärzel (hier 1946 in einer Zelle im Berliner Polizeigefängnis) hatte den ehemaligen Oberbürgermeister von Leipzig und Widerstandskämpfer Carl Goerdeler der Gestapo ausgeliefert. Für ihren Verrat wurde sie...
...mit einer Million Reichsmark entlohnt (dritter Eintrag auf dieser Seite). Das "Honorar" für die Denunziantin Schwärzel wurde in der Kategorie "Verschiedenes" verzeichnet - es war die höchste im Kassenbuch aufgeführte Summe, die an eine Einzelperson gezahlt worden war.
Ein Gemälde für Göring: Hitler verschenkte gern Kunst - und gab viel Geld für sie aus. Hier bekommt Reichsmarschall Hermann Göring zu seinem 45. Geburtstag 1939 von Hitler ein wertvolles Bild übergeben. Insgesamt...
Signatur im Bundesarchiv: Bild 183-H00455
...soll Adolf Hitler von 1941 bis 1944 Kunstwerke im Wert von über vier Millionen Reichsmark gekauft haben, fand die deutsche Historikerin Sabine Brantl im Haus der Deutschen Kunst in München heraus. Das Bild zeigt Hitler am 19. Juli 1937 bei der Einweihung des Hauses mit Hermann Göring, Gerdy Troost, Joseph Goebbels und Adolf Ziegler (von links).
Honorierte Getreue: Die Sekretärin Johanna Wolf feierte ihren 44. Geburtstag am 1. Juni 1944 hier mit Hitler auf dem Berghof. Alle, die seinen politischen Vorstellungen entsprochen und treu in seinen Diensten gestanden hätten, habe Hitler "stets korrekt" entlohnt, wie sich seine Sekretärin Gerda Christian erinnerte, und beschenkte sie obendrein oftmals fürstlich.
...Hedwig Gustloff: Sie erhielt monatlich einen Ehrensold von 400 Reichsmark - hier ein Eintrag aus dem April 1944.
Reich beschenkt: Adolf Hitler gratuliert Reichsminister Hans Heinrich Lammers, Chef der Reichskanzlei, zu dessen 65. Geburtstag. Als Mitbringsel überreichte Hitler die "Moorlandschaft" des Malers Josef Wenglein im Wert von 54.000 Reichsmark. Darüber hinaus...
...schenkte Hitler Lammers das Jagdhaus Schorfheide, das dazugehörige 33 Hektar große Anwesen und einen Bauzuschuss von 600.000 Reichsmark in bar - natürlich steuerfrei. Das Bild zeigt Göring (mit Speer und Lederwams) im Sommer 1934 bei der Einweihung des Wisentgeheges in der Schorfheide am Werbellinsee. Links neben Göring spaziert Lammers, dem knapp zehn Jahre später das Land gehören sollte. Auch...
...der Polizeipräsident von Dortmund, Wilhelm Schepmann (rechts), wurde zu seinem Geburtstag bedacht: Zu seinem 60. erhielt er 100.000 Reichsmark aus der Reichskasse.
Schepmann macht bei einem SA-Aufmarsch 1933 Ernst Röhm Meldung.
Präzise Abrechnungen: 800 Reichsmark pro Monat erhielt Frau von Brauchitsch (hier neunte Zeile) als Unterhalt - nicht allerdings von ihrem zahlungsunfähigen Ex-Gatten, dem Heer-Oberbefehlshaber Walther von Brauchitsch, sondern von Hitler. Ebenso auf dieser Seite aufgeführt: die monatlichen Zahlungen von 5000 Reichsmark (mittig, 17. Zeile) an Hitlers Leibarzt Theodor Morell sowie die 30.000 Reichsmark an seinen Begleitarzt Dr. Karl Brandt und dessen Arbeitsstab.
Kunstliebhaber: Die Zahlungen im Kassenbuch der Jahre 1944 und 1945 sind sorgfältig in Kategorien aufgeteilt. Neben "Bauwerken" und "Gesundheitswesen" spielten die Bereiche "Theater und Musik" sowie "Malerei und Bildhauerei" eine große Rolle in Hitlers Spendenwirtschaft.
Festaufführung der "Lustigen Witwe" 1936 in der Deutschen Oper in Berlin-Charlottenburg. In der Loge von links: Wilhelm Rode, Walther Funk, Hitler, Adolf Wagner, NN, Margret Speer und Albert Speer