Fichtners Tellergericht Reis mit Sch...
Die Chinesen sind bekannt für radikale Lösungen. Vor ein paar Wochen haben sie in Schanghai den Chef der nationalen Behörde für Lebensmittelsicherheit zum Tode verurteilt, weil er fortlaufend gepfuscht hat und bestechlich war. Der Mann hatte wirklich Dreck am Stecken, und er schadete dem chinesischen Ansehen im Ausland.
Er war verantwortlich dafür, dass sich in Export-Hustensaft made in China soviel Glykol fand, dass daran allein in Panama 100 Leute gestorben sein sollen. Kurz danach tauchte in mehreren Ländern Süd- und Mittelamerikas chinesische Zahnpasta auf, die ebenfalls mit Gift gestreckt war. Und damit ist noch kein Wort darüber gesagt, wieviele Chinesen im eigenen Land ständig an verrottetem Fleisch, faulem Fisch und gefälschtem Reiswein ersticken. Aber gut, das ist zum Glück und ausnahmsweise nicht unser Problem.
Ich frage mich allerdings, was passieren würde, wenn ein paar Strafrichter aus dem Reich der Mitte einmal auf Deutschland-Visite kämen und die hiesigen China-Restaurants besuchten. Ich fürchte, danach wären noch ein paar mehr Verurteilungen fällig. Es geht dabei nicht darum, dass uns die hiesigen Chinesen etwa Gift ins Essen mischten, aber nein! Es geht darum, dass sie die großartigen Küchen ihres Landes zur Karikatur verzerren, dass sie eine große Kultur lächerlich machen und dass sie nun wirklich dem Ansehen ihrer Nation schaden.
Ich erinnere mich daran, im Satire-Heft "titanic" vor Jahren ein schönes "China-Restaurant-Hassblatt" gesehen zu haben. Der Autor mokierte sich über die 975 Posten auf den Speisekarten, über die wunderbaren Schreibfehler à la "Muschi süß-sauer mit Pflaumensheiß", es ging ein bisschen vulgär zu, wie das die "titanic" gern macht, aber die Stoßrichtung war eindeutig korrekt und nachvollziehbar.
Soja-Schwemme und Glutamat-Schock
Was in deutschen China-Restaurants namens "Peking Garden", "Lotusblüte", "Mister Li" und wie sie sonst heißen mögen, zusammen gerührt wird, ist tatsächlich empörend. Wie hier aus großen Flaschen alles in billiger Sojasoße ertränkt wird, um hernach als Essen im original Szechuan-, Shanghai-, Peking-, Kanton- oder Henan-Stil verkauft zu werden, das verschlägt einem die Sprache und ist angesichts der Dreistigkeit fast zum Lachen.
Meine eigene Mutter ist einmal beim Chinesen wegen einer Überdosis Glutamat vom Stuhl gekippt, ich weiß also, wovon ich rede. Ungezählt sind meine Ess-Erlebnisse mit knusprigen Gummi-Entenbrüsten, umlegt mit "acht Kostbarkeiten", die schmeckten, als wären sie aus dem Kondom-Automaten vom Bahnhofsklo.
Wirklich, China hat Besseres zu bieten. Ich war in den vergangenen Jahren hin und wieder dort und bin auf diesen Reisen zu dem Schluss gekommen, dass kaum ein Volk dieser Erde soviel vom Essen versteht wie die Chinesen. Ich durfte mich satt essen an wirklichen Kostbarkeiten, vollendet serviert, ich saß mit betrunkenen Einheimischen an gewaltigen Drehtischen, in deren Mitte eine majestätische Parade vorzüglicher Delikatessen vorbei zog.
Es gab rohe Hummerscheibchen, hauchfein mariniert, es gab gedämpfte, geräucherte, getrocknete, über Kräutern gegrillte, in Blätter gewickelte Wunder von Gemüsen und Getier, immer ein Löffelchen hier, ein Stäbchen da. Es gab Meer- und Süßwasserfische, so glasig zart, wie es kaum ein europäischer Koch je hinbekommt, und ich glaube mich zu erinnern, dass ich während meiner Aufenthalte nie eine einzige Flasche Sojasoße gesehen habe.
Kulinarisch sehenswürdig
Die großen Restaurants in China gleichen Palästen, ihre "Speisekarten" sind oft sozusagen begehbar. Man betritt die Speiseräume durch eine Halle, in der alle Gerichte einmal vorgekocht ausgestellt sind. Entlang dieser Schränke und üppigen Tafeln geht man mit einem Kellner an der Seite spazieren, lässt sich den Mund wässrig machen, zeigt hierhin und dorthin, und der Bedienstete schreibt alles gewissenhaft mit, was einem bald an den Tisch gebracht wird. Dann führt er einen zu Aquarien und Terrarien, wo man sich seinen Hauptgang aussucht.
Man könnte auch einfach nur Tofu essen. Wer ihn nur in Form von bröckeligen Riegeln kennt, die man im deutschen Reformhaus kauft, der ahnt nicht, was Chinesen damit anzustellen in der Lage sind. Ich bin sicher, es gibt zwischen Shanghai und Hongkong, zwischen Ürümqi und Peking soviele Rezepte für diesen vegetarischen Stoff, dass man ein Leben lang täglich ein anderes ausprobieren könnte. Praktisch keines davon ist beim deutschen 08/15-Chinesen zu finden, und das ist ein Jammer.
Wer kulinarisch also auf sich hält, der sollte sie meiden, diese kulinarischen Halunken, jedes Wurstbrot ist in der Regel besser als der Fraß, den uns Mister Li und Meister Wong in ihren erbärmlichen Spelunken auftischen.
In diesem Sinne: Guten Appetit und gute Nacht!