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Kinowirtschaft in der Krise Hoffen auf Hollywood

Trotz Rekord-Marktanteil heimischer Produktionen und deutlicher Umsatzsteigerung bangt die deutsche Kinobranche um ihre Zukunft: Noch immer schwinden die Zuschauer, wenn in den Kinos keine Qualität gezeigt wird. Rettung für 2007 sollen Hollywood-Blockbuster bringen.
Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig?

Berlin - Zwar stieg der Umsatz um 9,3 Prozent auf 814,4 Millionen Euro, wie die Filmförderungsanstalt (FFA) am Mittwoch in Berlin mitteilte. Das seien aber noch 6,8 Prozent weniger als im Fünfjahresdurchschnitt. 2007 sollen vor allem Blockbuster aus den USA für Besucher sorgen. 2002 lag der Umsatz noch bei 960,1 Millionen Euro, 2005 bei 745 Millionen Euro. Die Besucherzahl stieg 2006 um 7,4 Prozent auf 136,7 Millionen, wie es weiter hieß. Das sind noch immer über 27 Millionen weniger als vor fünf Jahren.

Der deutsche Film war mit einem Marktanteil von 25,8 Prozent erfolgreich wie noch nie seit FFA-Aufzeichnungen 1991. 34,7 Millionen Zuschauer sahen deutsche Filme. Gestiegen ist auch der Durchschnittspreis pro Kinokarte, der nun bei 5,96 Euro liegt. Kassenschlager 2006 waren die US-Blockbuster "Ice Age 2" (8,7 Millionen Besucher), "Fluch der Karibik 2" (7,1 Millionen), "The da Vinci Code" (5,6 Millionen) und der James-Bond-Film "Casino Royale" (4,6 Millionen). Gleich drei deutsche Filme schafften den Sprung in die Top 10: Auf Platz vier liegt Tom Tykwers Literaturverfilmung "Das Parfum" (5,5 Millionen), sechster ist Sönke Wortmanns Dokumentarfilm über die Fußball-WM "Deutschland. Ein Sommermärchen" (4 Millionen) und siebter "7 Zwerge - Der Wald ist nicht genug" (3,5 Millionen).

Produktion von Blockbustern schwieriger denn je

FFA-Vorstand Peter Dinges zeigte sich mit den Zahlen zufrieden. "Trotz Fußball-WM und sommerlicher Dauerhitze haben wir die Talsohle überwunden", sagte er. Dass die Umsätze trotzdem nicht wieder auf dem Niveau wie vor zwei Jahren und davor seien, habe mehrere Gründe. Unter anderem sei dafür die Qualität der Filme verantwortlich. Darüber hinaus seien die Zuschauer wählerischer geworden, weil das mediale Angebot vielfältiger geworden sei. "Es ist heute schwieriger denn je, den großen Film für alle zu machen", sagte Dinges. Dies müsse ein Blockbuster-Film sein, der Jugendliche und Großeltern gleichermaßen begeistere. Die Filmwirtschaft stelle sich aber darauf ein.

Für 2007 zeigte sich Dinges optimistisch. Vor allem von den Fortsetzungen "Spider Man 3", "Harry Potter 5" und "Fluch der Karibik 3" sei einiges zu erwarten. Er hoffe, dass die "amerikanischen Kollegen schnell Lösungen finden" und diese dann auch ihre Kunden in Deutschland fänden. Insgesamt hätten 2006 "nur 102 Millionen Besucher" ausländische Filme gesehen. Das sei zu wenig und müsse gesteigert werden. Der deutsche Film sei auch im Ausland weiter sehr erfolgreich, sagte Dinges.

Neben den jüngsten Oscar- und Golden Globe-Nominierung für das Stasi-Drama "Das Leben der Anderen", das ebenso wie der Dokumentarfilm "Die große Stille" auch mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet worden sei, spiegelten zahlreiche Hauptpreise internationaler Filmfestivals für so unterschiedliche Produktionen wie "Sehnsucht", "Emmas Glück", "Requiem" und "Vier Minuten" die facettenreiche Bandbreite des deutschen Films wider.

Negative Zahlen meldete die Home-Entertainment-Branche: In den ersten elf Monaten 2006 sei der Umsatz aus Verkauf und Verleih von Videos um 5,1 Prozent gesunken. Der Umsatz lag bei 1,3 Milliarden Euro. Die Zahlen für Dezember lagen noch nicht vor.

albi/ap