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US-Kabelkanal History Kennedy-Serie abgesetzt

Ärger um einen Mehrteiler über den berühmtesten Polit-Clan der USA: Der konservative US-Sender History wollte im Frühjahr eine Serie über die Kennedys zeigen, die laut Kritikern die Geschichte verzerrt. Nun ist sie aus dem Programm geflogen - angeblich auf Druck der Familie.
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Hamburg/Los Angeles - JFK als Sexsüchtiger und Stichwortgeber für den Bau der Berliner Mauer, die Kennedys als mafiöser Clan: Die Kritiker der Serie, die im US-Kabelkanal History laufen sollte, schäumten schon ein Jahr vor der Ausstrahlung. Nun hat der Medienkonzern A&E, dem History gehört, den umstrittenen Mehrteiler über die Kennedys aus dem Programm genommen.

Wie SPIEGEL ONLINE berichtete, war eine Kopie des Drehbuchs während der Produktionphase durchgesickert und hatte für Aufsehen gesorgt. Ex-Politiker, Medienmacher und Journalisten warfen dem Produzenten der Serie - dem erzkonservativen Fernsehmacher Joel Surnow ("24") - vor, aus Rachsucht und ideologischen Gründen die Geschichte zu verzerren. Der Filmemacher Robert Greenwald, der mit "Outfoxed" einen Dokumentarfilm über den Aufstieg des rechten Newsenders Fox gedreht hat, nannte das Kennedy-Projekt "politischen Rufmord der niedrigsten Art".

Wie die US-Filmzeitschrift "The Hollywood Reporter" auf ihrer Internetseite berichtet, hat History jetzt eingelenkt. "Nachdem wir das finale Produkt in seiner Gesamtheit gesehen haben, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass seine dramatische Interpretation der Ereignisse nicht mit der Marke History in Einklang zu bringen ist" - so zitiert die Fachzeitschrift einen ungenannt bleibenden Sprecher des TV-Kanals.

"The Hollywood Reporter" will von einer anonymen Quelle aus der Branche erfahren haben, dass die Kennedy-Familie selbst Druck auf den Mutterkonzern A&E ausgeübt habe. So habe John F. Kennedys Tochter Caroline Kennedy über ein Vorstandsmitglied von A&E Einfluss genommen. Das Druckmittel war möglicherweise ein Kooperationsabkommen, das Caroline mit mehreren, zu A&E gehörigen Medien hatte: Die JFK-Tochter hatte zugesagt, ein von der Disney-Tochter Hyperion Books geplantes Buch mit einer Sammlung bislang unveröffentlichter Interviews des ehemaligen US-Präsidenten zu promoten. Dieser Deal wäre wohl geplatzt, wenn A&E, die zu 37,5 Prozent Disney gehören, die Kennedy-Serie nicht aus dem Programm von History genommen hätte.

Obwohl der US-Bezahlkanal die Mini-Serie vor Ausstrahlung abgesetzt hat, soll sie in Kanada wie geplant am 6. März starten. Auch für andere Länder ist angeblich weiterhin die Ausstrahlung geplant.

twi

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