Britische Schüler Ausland? Wo is'n das?
Neugier auf andere Länder, andere Sprachen, den kulturellen Austausch? Britische und amerikanische Schüler zeigen wenig Interesse am Ausland, deutsche Schüler landen bei einer internationalen Studie im Auftrag des British Council, so etwas wie das Goethe-Institut von Großbritannien, im Mittellfeld. Ganz vorn: Jugendliche aus Nigeria, Indien und Brasilien.
Im Oktober wurden knapp 4200 Schüler aus zehn Ländern befragt. Dabei waren: Brasilien, China, Deutschland, Großbritannien, Indien, Nigeria, Saudi Arabien, Spanien, USA.
Die Schüler sind zwischen 11 und 16 Jahren alt, Bedingung war außerdem, dass es in ihrem Haushalt einen Internet-Zugang gibt. Alle Fragen betrafen die Einstellung der Schüler zum Lernen von Fremdsprachen und zu internationaler Politik und Beziehungen.
SPIEGEL ONLINE zeigt eine Auswahl der wichtigsten Fragen:
Lernst du eine Fremdsprache fürs Arbeitsleben?
- Wie wichtig ist es für dein zukünftiges Arbeitsleben, eine Fremdsprache zu sprechen?
20 Prozent der Schüler in den USA fanden es unwichtig, eine Fremdsprache zu lernen, in Großbritannien sieht die Quote mit 27 Prozent noch schlechter aus; nach dem Motto: Spricht doch eh jeder Englisch. In Saudi-Arabien antwortete dagegen keine einziger Jugendlicher so: Dort fanden es 100 Prozent der Befragten es für ihr Berufsleben wichtig, eine Fremdsprache zu lernen und Deutschland ist mit 92 Prozent auch ganz gut dabei.
Wie viele Länder hast du schon besucht?
- Wie viele Länder hast du schon besucht dein Heimatland ausgenommen?
Natürlich sind die USA riesig, natürlich muss man als US-Jugendlicher zum Skifahren oder Sonnenbaden nicht ins Ausland. Trotzdem ist der Anteil der jungen Amerikaner, die ihr Land noch nie verlassen haben, erstaunlich hoch - 73 Prozent, also mehr als sieben von zehn jungen US-Amerikanern, waren sonst noch nirgends, nicht einmal in Kanada. Das toppen nur die Brasilianer mit 76 Prozent - aber wohl aus anderen Gründen als die US-Amerikaner. Andauernd unterwegs scheinen dagegen die deutschen Jugendlichen zu sein: 61 Prozent von ihnen waren schon in drei oder mehr anderen Ländern, 81 Prozent in mindestens zwei, und gerade mal acht Prozent haben ihr Leben bisher nur in Deutschland verbracht.
Chattest du mit Leuten aus anderen Ländern?
- Wie oft nutzt du das Internet, um mit jungen Leuten aus anderen Ländern zu kommunizieren?
Völlig anderes Thema, ähnliches Bild: Nur 17 Prozent der US-Jugendlichen nutzen das Internet, um mit jungen Leuten aus anderen Ländern in Kontakt zu treten. Die Jugendlichen in Nigeria benutzen das Netz nahezu ausschließlich dafür: 96 Prozent von ihnen gehen ins Netz, um mit der ganzen Welt zu chatten oder zu mailen. 44 Prozent der deutschen Jugendlichen benutzen das Netz mindestens einmal im Monat, um Kontakt zu ausländischen Jugendlichen aufzunehmen.
Diese Ziffern sind aber auch auf die völlig unterschiedliche "Internet Penetration" der Länder zurück zu führen. Diese Quote misst die Zahl der Internet-Anschlüsse pro Einwohner eines Landes. In den USA liegt sie bei knapp 70 Prozent, in Nigeria bei gerade mal bei drei. In Deutschland sind es etwa 60 Prozent.
Hast du Interesse an anderen Ländern?
- Wie sehr interessiert es dich, wenn überhaupt, mehr über die Welt außerhalb deines Landes zu verstehen?
Vielleicht liegt es daran, dass die Tschechen keine Hafenstadt haben? Vielleicht daran, dass sie von der "großen Politik" meist zerquetscht wurden? Gerade mal etwas mehr als jeder dritte Tscheche interessiert sich dafür, mehr über die Welt da draußen zu verstehen. Das ist ein echter Minusrekord. Spitzenreiter ist erneut Nigeria 99 Prozent der Jugendlichen beantworteten die Frage mit: "Ja, ich bin daran interessiert." Die deutschen Jugendlichen können mit 92 Prozent gut mithalten. Die US-Kids und die Schüler aus Großbritannien kommen jeweils auf Quoten von rund 75 Prozent. Nicht gerade berühmt.
Fühlst du dich als Weltenbürger?
- Zustimmung oder Ablehnung: "Ich fühle mich mehr als Bürger der Welt denn als Bürger meines eigenen Landes."
Kosmopolitisches Denken kommt aus den USA, sollte man meinen. Bei den in dieser Studie befragten Jugendlichen ist das scheinbar noch nicht angekommen: Nur 21 Prozent von ihnen nicht einmal jeder vierte fühlt sich als Weltbürger. Auf exakt den gleichen Wert kommen die Jugendlichen aus Großbritannien. In keinem anderen Land ist der Wert so niedrig. Die echten Kosmopoliten kommen offenbar aus Indien: 68 Prozent der befragten Jugendlichen dort fühlen sich auch im Ausland richtig wohl. Deutschland? Mittelfeld, 32 Prozent.
Hat deine Schule eine Partnerschaft?
- Hat deine Schule eine Partnerschaft oder eine Verbindung zu einer oder mehr Schulen in anderen Ländern?
Wenigstens bei einer Frage dürfen die deutschen Jugendlichen ganz vorn sein: Unter diesen zehn sind sie Austausch- und Partnerschafts-Weltmeister. 60 Prozent der deutschen Schulkinder gehen auf eine Schule, die mindestens eine Partnerschaft ins Ausland unterhält. Ganz hinten: erneut die USA mit 11 Prozent und Brasilien mit der gleichen Zahl. Immerhin hier können die britischen Jugendlichen ein wenig aufholen: Sie landen hier bei 36 Prozent.
Umfrage: Wo denken die Schüler international?
| 1. | Nigeria | 5.15 |
| 2. | Indien | 4.86 |
| 3. | Brasilien | 4.53 |
| 4. | Saudi-Arabien | 3.74 |
| 5. | Spanien | 3.29 |
| 6. | Deutschland | 3.24 |
| 7. | China | 2.97 |
| 8. | Tschechien | 2.51 |
| 9. | USA | 2.22 |
| 10. | Großbritannien | 2.19 |
von Ipsos Mori im Auftrag des British Council
Nigerianer vorne, Deutsche Sechster, Großbritannien hinten
Insgesamt werden die Briten trotzdem Letzter: Nach Auswertung der einzelnen Fragen rechneten die Macher der Umfrage die Ergebnisse in eine Skala von null bis sieben um - wobei sieben bedeutet, dass die Jugendlichen am weltoffensten eingestellt sind. Klarer Sieger werden demnach die Nigerianer, Zweite die Inder, Dritte die Brasilianer. Deutschland landet auf dem sechsten Platz, kurz hinter Spanien und kurz vor China. Ganz hinten: USA auf Platz neun und Großbritannien auf zehn.
British-Council-Chef Martin Davidson schmeckten die Ergebnisse gar nicht: "Unsere Kinder können es sich nicht leisten, hinter dem Rest der Welt zurück zu fallen" sagte er heute anlässlich der Veröffentlichung der Studie. "Wir müssen die jungen Leute darin bestärken, sich für die Welt um sie herum zu interessieren. Wir sind fest davon überzeugt, dass junge Leute aus verschiedenen Kulturen ihre Ideen und Meinungen miteinander teilen müssen."