Zum Inhalt springen

CES Die Tech-Messe wird zur Tablet-Show

Alle gegen einen: "40 bis 80" neue Tablet-PC, heißt es seitens der Messeleitung der Consumer Electronics Show, würden in den nächsten Tagen in Las Vegas vorgestellt. Sehr viel Konkurrenz für ein bisher fast konkurrenzloses Produkt, Apples iPad. Wird Apple dagegenhalten?
Telefon und Tablet: Auch bei Vizio enge Verwandte

Telefon und Tablet: Auch bei Vizio enge Verwandte

Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig?

Las Vegas/Hamburg - Diffuser geht es kaum: 40 bis 80 neue Tablet-PC in Konkurrenz zu Apples iPad, hieß es im Vorfeld der Messe, werde man auf der diesjährigen Consumer Electronics Show in Las Vegas (CES) zu sehen bekommen. Vielleicht weiß man es dort auch am Tage vor der offiziellen Eröffnung einfach noch nicht genauer. Die Botschaft ist auch so klar: Die diesjährige Consumer Electronics Show wird keine normale Tech-, sondern eine Tablet-Messe. Selten zuvor konzentrierte sich das öffentliche Interesse so eindeutig auf so wenige klar umrissene Themenbereiche:

  • Tablet-PC und andere mobile Multimedia-Geräte: Eine ganze Branche wird ein Jahr nach Veröffentlichung von Apples iPad versuchen, sich einen Teil des neugeschaffenen Marktes zu sichern. Tablets wird es in allen nur denkbaren Größen und Leistungsklassen geben. Vor allem aber wird das Ganze zum Kampf der Plattform-Konzepte: Apple gegen Android gegen Windows, Mobilchips gegen Intel- und AMD-Geräte.
  • Fernseher: Die 3-D-Euphorie mag abgeebbt sein, das Thema aber bleibt beherrschend. Allerdings verschiebt sich der Fokus. In den Mittelpunkt des Interesses dürften alle möglichen Varianten von TV-Internet-Kombinationen geraten - in den USA bis hin zur Frage, ob Web-basierte TV-Dienste die klassischen Kabel-Networks bereits beerben.
  • Neue Chips: Erstmals, seit Pentium auf Athlon traf, gibt es wieder ein interessantes technologisches Rennen zwischen Platzhirsch Intel und Dauer-Herausforderer AMD. Beide setzen auf die Verschmelzung von CPU und Grafikeinheit - und darauf, dass ihre Chips in den wichtigsten Zukunfts-Märkten punkten können: Tablet-PC und Anverwandte sowie Fernseher. Seit unserem ersten Bericht zu Sandy Bridge hat AMD seine Fusion-Chips vorgestellt. WirelessHD fehlt ihnen, dafür bieten sie in Sachen Grafik bessere Leistung - ein offenes Rennen.

Es geht also ums Bild auf der CES 2011, mobil oder im Wohnzimmer. Dass die Masse der Tablet-PC dabei am Status quo wird rütteln können, erwarten noch nicht einmal Optimisten: Zwischen 37 (Goldman Sachs) und 55 Millionen iPad-Verkäufe (Gartner) trauen Marktanalysten Apple für 2011 zu. Apple selbst sieht die ganze Sache offenbar sogar noch optimistischer: Insgesamt bestellte der ehemalige Computerkonzern, der einst als Pionier die Verschmelzung von ITK-Markt und Unterhaltungselektronik betrieb, laut Digitimes bei seinen Zulieferern LG Electronics, Samsung und Chimei Immolux 65 Millionen iPad-Displays für das nächste Jahr. Apple erwartet damit offenbar, eine marktbeherrschende Stellung halten zu können.

Fotostrecke

Las Vegas: Unterhaltungselektronik für die Massen

Foto: STEVE MARCUS/ REUTERS

Auch das iPad 2, das spätestens in drei Wochen vorgestellt werden soll (falls sich Apple nicht die Gemeinheit erlaubt, der Konkurrenz auf der CES die Schau zu stehlen), wird sich im Apple-typischen höheren Preissegment bewegen. Viele der Konkurrenten hoffen da auf die Nische. AOC etwa will mit einem Tablet namens "Breeze" die 200-Dollar-Marke durchstoßen - nach unten, versteht sich. Zu den mit Spannung erwarteten Neuvorstellungen gehören aber die neuen Geräte der großen Marken, etwa von LG, Samsung, Toshiba, aber auch HP (das auf Windows 7 setzt).

Wie sehr viele weitere Tablets stützt sich das AOC Breeze auf Googles Android-Betriebssystem. Das soll in Kürze als "Honeycomb"-Version für Tablets optimiert veröffentlicht werden - und dann bessere Performance ermöglichen als die ersten Android-Tablet-Versuche. Die von vornherein auf Mobilnutzung ausgelegte Plattform verspricht die Kopplung guter Leistung mit pragmatischer Technik - und nicht selten Mobilfunk-Technik: Hersteller wie Motorola basteln an der Erweiterung ihrer Produktportfolios von Smartphones zu Tablets.

So wird in etlichen Geräten Chip-Material von Qualcomm zu finden sein, im hochpreisigeren Segment dagegen die neuen Mobil-Boliden von Intel (aus der Sandy-Bridge-Familie) und AMD (Fusion). Auch Nvidias Tegra-Plattform kommt zum Zuge - beispielsweise bei Toshiba.

Tablets sind eben keine reinen PC, die Grenzen zu Smartphones sind ebenfalls fließend, sie sind Zwischendinge. Schließlich ist auch das iPad ein sehr großes iPhone, nur ohne Telefon-Funktion. Von diesem Beispiel will offenbar auch Vizio lernen, eine Firma, die bisher nur in den USA eine Rolle spielt - vor allem als Hersteller von LCD-Fernsehern. Auf der CES wird Vizio mit der Via-Produktreihe sowohl ein Smartphone als auch ein Tablet auf den Markt bringen. Letzteres ist nicht nur als Medienplayer für Vizios Fernseher optimiert, sondern auch für Videokonferenzen nutzbar - wie gesagt, die Grenzen sind fließend.

pat

Mehr lesen über

Verwandte Artikel