Umfrage-Entertainment Handys im Klo und im Pool
Wenn man zwei aktuellen Umfragen Glauben schenken will, sind die Briten noch weitaus exzentrischer, als es ihnen ohnehin nachgesagt wird. Die erste Erhebung kommt zu dem Ergebnis, dass in Großbritannien jedes Jahr 885.000 Handys in Kloschüsseln fallen. Womit Toiletten für britische Handys der absolut heikelste Ort überhaupt wären, denn selbst im Pub gehen jährlich nur 810.000 Telefone verloren.
Die zweite Umfrage hat ebenfalls verlorene britische Handys zum Thema, allerdings konzentriert sie sich dabei auf die Ferien. Und richtig unheimlich wird es, wenn man diese Hitliste der Telefonverluste mit der ersten vergleicht: Auf Reisen verlieren die Briten nämlich angeblich so gut wie keine Handys durch Toiletten-Unfälle. Das Plumps-Malheur schafft es nicht einmal in die präsentierten Top-Ten potentieller Handy-Gefahrenherde im Urlaub.
Abstruse Konsequenzen
Eine mögliche Erklärung für die vermeintliche Tatsache, dass Briten nur auf heimischen Klos massenhaft Handys verlieren, liefert - natürlich - eine dritte Studie. In dieser fanden die Meinungsforscher von YouGov heraus, dass Internet-Restriktionen an britischen Arbeitsplätzen zunehmend mit dem Handy umgangen werden. Und 15 Prozent der mobilen Surfer sollen ihren Web-Geschäften dabei heimlich von der Büro-Toilette aus nachgehen.
Trotz dieser reichlich absurden Geschichte muss man sich um den gemeinen britischen Exzentriker und Handy-Nutzer natürlich keine Sorgen machen. Denn die Schlussfolgerung, dass jedes Jahr fast einer Millionen Briten das Telefon im Zuge heimlicher Online-Aktivitäten auf dem stillen Örtchen abhanden kommt, basiert natürlich auf höchst fragwürdigen Daten: Die erste Umfrage kommt nämlich von einem Online-Portal für Tarifvergleiche, SimplySwitch, die zweite von Mobyko, einem Anbieter von Backup-Services für mobile Geräte.
Umfragetainment
Bei den "Umfrageergebnissen" zu Handy-Verlusten kann man wohl getrost davon ausgehen, dass die präsentierten Zahlen in erster Linie Marketing-Interessen entspringen. Im Fall von Mobyko ist die Motivation ohnehin klar, das Unternehmen wirbt schlicht für seine Backup-Dienste, mit denen man Adressbücher und andere Handy-Inhalte online sichern kann. Rechtzeitig zum Beginn der Reisesaison verkündet Mobyko daher wohl auch, dass die meisten Briten lieber den Pass, die Flugtickets oder Bargeld verlieren, als ihr Handy.
Bei der "Umfrage" von SimplySwitch ergibt sich zwar kein direkter Zusammenhang zwischen den eigenen Services und den präsentierten Zahlen. Die Angaben zielen wohl vielmehr ganz allgemein auf lustige Schlagzeilen und die Erwähnung des Firmennamens in den Medien. Die Idee, dass britische Mobiltelefone zu Hunderttausenden in Toiletten verschwinden, wäre demnach schlicht gut gemachtes "Umfragetainment".
Sascha Koesch / Fee Magdanz / Robert Stadler