Großrazzia Polizei geht gegen Doping vor
Wiesbaden - In fünf Untergrundlaboren wurden etwa 50 Liter Grundstoff für Dopingmittel und mehrere zehntausend Kapseln und Tabletten mit Anabolika sichergestellt, wie ein Sprecher des Bundeskriminalamts (BKA) heute sagte. Auch in den USA, Kanada, Mexiko, Schweden, Polen, Spanien, Israel und Australien gab es nach Angaben des BKA Durchsuchungen.
In Deutschland wurden die Razzien in fünf Bundesländern am Donnerstag und Freitag von den Staatsanwaltschaften in Hamburg, Köln, Frankfurt am Main sowie von sieben weiteren Städten angeordnet und vom BKA koordiniert. Den insgesamt 20 Beschuldigten wird vorgeworfen, die illegalen Substanzen bundesweit verkauft zu haben. Die Anabolika seien jedoch offenbar nicht für den Spitzensport, sondern vor allem für den Breitensport gedacht gewesen, sagte der BKA-Sprecher. Bundesweit seien elf Strafverfahren anhängig.
Bei den Durchsuchungen waren neben den Beamten des BKA auch Kräfte örtlicher Polizei- und Zolldienststellen im Einsatz. Nach Angaben des Bundeskriminalamts war die Großrazzia Teil internationaler Ermittlungen, die unter dem Titel "Raw Deal" von US-amerikanischen Strafverfolgungsbehörden initiiert wurden. Dabei seien in weltweit mehr als hundert Verfahren illegale Untergrundlabore zur Herstellung von Anabolika, sonstigen Dopingmitteln und gefälschten Arzneimitteln ausgehoben worden.
Nach BKA-Angaben wurden auch Verbindungen zu Handels- und Produktionsstätten in China entdeckt, über die hormonelle Grundstoffe zur Herstellung von Anabolika nach Deutschland geliefert wurden. Hieraus sollen die Beschuldigten teils große Mengen sogenannter anabol-androgener Steroide hergestellt haben, die über Händler- und Abnehmernetze verteilt worden seien. Dies mache deutlich, dass der illegale Vertrieb von Dopingmitteln in Deutschland inzwischen eigene Handelsstrukturen entwickelt habe. Zwar sei davon vor allem das Bodybuilding betroffen, "Bezüge zu anderen Sportarten sind aber nicht auszuschließen", erklärte das BKA.
Studien zufolge kann der regelmäßige Missbrauch von Anabolika erhebliche Gesundheitsschäden an Leber, Herz und Genitalien verursachen. Hinzu kommen psychische Störungen wie Schlaflosigkeit, gesteigerte Aggression und Depressionen. Dabei hätten die aktuellen Ermittlungen bestätigt, dass zunehmend auch Jugendliche die illegalen Arzneimittel und Dopingsubstanzen konsumierten, warnte das BKA.
jdl/AP