Hamburg - Adam Rodriguez ist einer dieser rasenden TV-Reporter eines lokalen US-Senders, wie man sie aus Filmen kennt: Immer adrett, Hemd und Schlips, die Haare streng gekämmt, den Scheitel möglicherweise mit dem Geodreieck definiert. So stellt man sich in den Staaten einen seriösen Außenreporter vor, einen fleißigen Nachrichtensammler, der absolut jedes Thema angeht. Und zwar immer mehrere am Tag.

Keine Frage, das ist Fließband-Journalismus, wie er im Buche steht, was Rodriguez da bei seinem Sender KARK 4  leistet. Das muss so sein, denn Rodriguez ist einer von nur vier Reportern, die bei dem kleinen Sender das Programm zu füllen haben - viel Zeit bleibt da normalerweise nicht.

Am 31. Mai aber versaute sich Rodriguez seinen Stundenschnitt mit einer Tat, die ihn selbst zum Objekt der Berichterstattung gemacht hat. Wie es genau zu den Aufnahmen kam, die ihn auf einen Schlag bekannt gemacht haben, ist nicht ganz klar: US-Medien berichten, Rodriguez habe zufällig eine Frau bemerkt, die mit ihrem SUV versucht habe, eine überflutete Straße nahe Georgstown, Arkansas, zu überqueren.

SUV können viel (aber nicht Schwimmen)

Ein SUV ist normalerweise eine reichlich hoch gebaute, dicke Spritschleuder von erheblichem Gewicht. Die Wagen sehen aus, als seien sie für das Gelände gemacht, für den harten Einsatz. Das aber stimmt nicht unbedingt: Hierzulande gelten sie wegen des herrlichen Bequemlichkeitsfaktors eher als ideale Rentner-Autos, die Ein- und Aussteigen ohne jedes Bücken ermöglichen. Was sie nicht unbedingt können, ist hingegen Schwimmen.

Ab einer Wasserhöhe von rund sechzig Zentimetern ist so ein Vehikel im Wasser nicht mehr zu halten. Auch in diesem Fall beginnt der Wagen fast umgehend zu driften. Immer höher steigt das Wasser, der Wagen beginnt sich zu drehen. Als die Flut knapp oberhalb der Fensterkante steht, bleibt das Auto kurz stehen, die Frau gibt ihre Bemühungen auf, mit dem Lenkrad irgendetwas erreichen zu wollen.

Zu diesem Zeitpunkt muss sich der Motor des Gefährts längst verabschiedet haben, und Rodriguez zögert nicht länger: Er tut, was getan werden muss. Im vollem Newscaster-Ornat stürzt er sich, durch das Seil eines Abschleppwagens gesichert, in die Fluten. Die Fahrerin steht ratlos in ihrer geöffneten Tür und wartet auf den Retter. Kurz darauf stehen beide wieder im nur knietiefen Wasser der überspülten Straße, während sich der SUV anschickt, auf seine letzte große Fahrt zu gehen. Ein herbeigeeiltes Polizeifahrzeug nimmt die Frau auf, Rodriguez, ganz Gentleman, öffnet ihr noch die Tür.