Gipfel-Auftakt Wut auf Klima-Taktiker Bush
Heiligendamm - Er befürchte, dass Bush mit Blick auf die amerikanische Wirtschaft in der Klimadebatte Zeit gewinnen wolle, sagte Müller (SPD). "Amerika verzögert, auch um sich später mit seiner Technologie an die Spitze der Bewegung zu setzen. Die Europäer wären schlecht beraten, wenn sie sich darauf einlassen würden - sowohl aus inhaltlichen wie ökonomischen Gründen."
Der Umwelt-Staatssekretär forderte die USA zum Einlenken auf: "Wir haben in den neunziger Jahren unter Rücksichtnahme auf die USA die gesamten internationalen Instrumente für den Klimaschutz entwickelt", sagte Müller der "Passauer Neuen Presse". Die Amerikaner hätten seit dieser Zeit immer blockiert. Inzwischen habe die US-Regierung keine Ausflüchte mehr. "Sie kann den Klimawandel nicht leugnen. Sie muss sich bewegen", betonte Müller.
Bislang konnten sich die Klima-Unterhändler beim G-8-Gipfel nicht auf eine gemeinsame Linie verständigen. Merkel will dennoch eine Lösung erreichen. Die Kanzlerin will eine Vereinbarung mit verbindlichen Obergrenzen für den Kohlendioxid-Ausstoß, um die Erderwärmung bis 2050 auf zwei Grad zu begrenzen. Um die Klima-Passage im Gipfel-Abschlusstext könnte unter Umständen bis in den Abend hart gerungen werden. Es ist einer der letzten Punkte auf der Tagesordnung.
Unterstützung erhielt Merkel vor allem von Frankreichs neuem Präsidenten Nicolas Sarkozy und Großbritanniens scheidendem Premier Tony Blair. Sarkozy machte klar, dass er eine verbindliche und konkrete Vereinbarung zum Klimaschutz für notwendig hält, wenn die G-8-Länder nicht unglaubwürdig werden wollten. "Er will ein Ergebnis, und das heißt für ihn eine Zahl", erläuterte Präsidentensprecher David Martinon die Haltung Sarkozys. Blair sagte der britischen Zeitung "Guardian": "Das Wichtige ist, dass wir bei einer Reduzierung der Treibhausgase übereinkommen. Uns muss klar sein, dass sich das um die 50 Prozent abspielt. Wir sprechen nicht von 20 Prozent."
als/dpa/ddp