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Slowakei - Ungarn Anhalter kapert Solartaxi

Die Sonne verwöhnt das Solartaxi. Quer durch die Slowakei bis nach Ungarn hinein rauscht Louis Palmer unter blauem Himmel, verirrt sich kurz - und wird von alten Mann vom Straßenrand kurzerhand gehijackt.
Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig?

Die letzte deutschsprachige Nation, Österreich, liegt genau so hinter uns wie das Regenwetter. Als der slowakische Zöllner uns durchwinkt, beginnt ein neues Kapitel: Osteuropa. Melonen liegen hier am Straßenrand zum Verkauf, Autos hupen bei unserem Anblick, und die Straßen sind holpriger als bisher. Nach Bratislawa fahre ich durch eine topfebene Landschaft parallel zur Donau weiter nach Komarom, dann über die Grenze und die Donau nach Ungarn und weiter nach Tata.

Dort halte ich vor einem Restaurant. Wir bestellen das, was man hier isst, nämlich Hühnchen in Paprikasauce und mit Nokerln. Mit der Zeit entwickelt sich zwischen den Kellnern und uns ein Gespräch auf Deutsch, Englisch und Ungarisch über die Mobilität der Zukunft. Dazu ist es hier scheinbar für niemanden zu spät. Miklos, der Besitzer, mochte uns unterstützen und offeriert uns das Essen. Wir schenken ihm dafür eine Rundfahrt im Solartaxi, und am Schluss nimmt er uns sogar noch mit zu sich nach Hause, wo wir alle ein Bett kriegen und ein Bad im Swimmingpool genießen können. Wir sind glücklich - denn die Hitze des Tages hat uns zu schaffen gemacht. Der Sommer hat uns also doch noch eingeholt.

Taxi ist Taxi

Am nächsten Morgen verfahre ich mich in Tatabanya. Bei einem Bushäuschen wartet ein alter Mann in zerrissenen Kleidern. Ich frage ihn nach dem Weg auf die Bundesstraße 1. "Die gibt's nicht mehr, die heißt jetzt 100!" ruft er mir zurück und trottet langsam auf mich zu. "Die ist da vorne links, und genau da muss ich auch hin!" Kaum habe ich das gemerkt, sitzt der Alte neben mir. Taxi ist Taxi, das meine ich auch, und so fahre ich ihn hin zur nächsten Kurve.

"Seit einer Stunde warte ich schon auf den Bus. Aber heute ist Sonntag. Heute kommt keiner. Ich war nur zu faul zum selber hinspazieren", meint er. Nach 500 Metern will er wieder aussteigen, und ich halte an. Dass er gerade in einem Solarfahrzeug mitgefahren ist, hat er nicht bemerkt. Dazu hat er wohl schon zu viel getrunken. Sein Gang ist leicht schwankend. Ich hoffe, er schafft es in dieser Hitze bis nach Hause. Als ich Budapest erreiche, zeigt das Thermometer schon fast 40 Grad Celsius.

Kurz vor der Stadt wartet Botond auf uns. Unser neuer Mitfahrer, unser Balkan-Tour-Guide und Informatik-Spezialist aus Rumänien. Er geleitet uns ins Stadtzentrum, und diese Fahrt hinein nach Budapest wird trotz Hitze ein Traum. Uns erwartet ein frisch renoviertes, strahlendes Parlamentsgebäude, eine blaue Donau und die Kettenbrücke.

Noch in der Hitze des Sonntagabends nehmen wir im Garten von Laszlo das Solartaxi auseinander. Wir machen den ersten richtigen Check und erstellen eine Liste von Dingen, die wir in Budapest noch erledigen sollten: Stoßdämpfer suchen (nicht dringend), Kleider kaufen (dringend), kühle Getränke einkaufen (superdringend). Dazu haben wir jetzt fast drei Tage Zeit. Morgen Abend fahren wir weiter nach Sudungarn, bis Freitag sollten wir in Belgrad sein. Über Sonnenscheinmangel können wir uns jetzt nicht beklagen.