Annalena Baerbock, bekannt als streitbare Politikerin, hat in der Ampelregierung gelernt, Beschimpfungen aller Art auszuhalten. Eine Kernkompetenz, die sie in ihrem neuen Job bei den Vereinten Nationen in New York sofort wieder braucht. Als »Madam President« leitet sie die 80. Generalvollversammlung, erteilt US-Präsident Donald Trump das Wort. Grüne, erneuerbare Energien, deren falschen Verheißungen vor allem Deutschland auf den Leim gegangen sei, sagt der, seien ein sicherer Pfad zur Staatspleite. »Alles grün bedeutet: alles bankrott.« Zum Glück sei Deutschland jetzt zur Atomkraft zurückgekehrt. Baerbock, die Grüne, thront in Trumps Rücken. Sie kann nichts richtigstellen, Widerspruch ist nicht mehr ihr Job. An dieser Stelle wird sie fürs Aushalten bezahlt. Am Ende dankt sie Trump für seine Rede. ded
Was war diese Woche gut, was war schlecht für die Demokratie?
Arne Bellstorf / DER SPIEGEL
Schlecht: Donald Trump hat die Antifa zur »inländischen terroristischen Organisation« erklärt. Da sich die antifaschistische Bewegung nicht eindeutig abgrenzen lässt, hat der US-Präsident ein neues Instrument, auch gewaltfreie Gegner einzuschüchtern oder zu verfolgen.
Gut: In Potsdam und Frankfurt (Oder) liegen nach der ersten Runde der Oberbürgermeisterwahlen parteilose Kandidaten vorn. Nichts gegen Parteien, aber die Demokratie zeigt sich lebendig, wenn sich die Bürgerinnen und Bürger anderen Angeboten öffnen. dk
Gegenstand der Politik
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[M] DER SPIEGEL; Foto: Christian Horz / Getty Images
Die Corona-Schutzmaske
Fast hatten wir sie schon vergessen, die üble Zeit der Coronapandemie. Wer niemanden an die Krankheit verloren hat, wer nicht selbst noch an ihren Folgen leidet, wem die Wut über die Ausgangssperren nicht noch heute schlaflose Nächte bereitet, dem kam Corona kaum mehr in den Sinn, höchstens vielleicht beim Griff in die Tasche eines lange nicht verwendeten Mantels: Oh, da steckt ja noch eine FFP2-Maske. Stimmt, da war ja mal was.
Tatsächlich war Corona nie weg. Vermutlich haben wir nicht einmal in Ansätzen realisiert, was die Pandemie verändert hat, auch bei jenen, die sich nie angesteckt haben. Kollegen sind für immer im Homeoffice verschwunden. Beziehungen sind zerbrochen. Viele haben Geld verloren. Und manche sind unverschämt reich geworden.
Die Schutzmaske ist derweil weitgehend aus dem Alltag verschwunden, sie hat sich zum politischen Symbol gewandelt, das für all die Gräben steht, die Corona in der Gesellschaft aufgerissen hat: zwischen Vorsichtigen und Leugnern, Geimpften und Impfgegnern, Verlierern und Geschäftemachern. Im Bundestag tagt nun eine Enquetekommission, die Lehren aus der Pandemie ziehen soll, damit wir auf die nächste besser vorbereitet sind. Bis zum Sommer 2027 soll der Bericht vorliegen. Hoffentlich ist das nächste Virus nicht schneller. kuz
Hieroglyphe unserer Zeit
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Ardan Fuessmann / IMAGO
Fahrplan und Wirklichkeit kommen bei der Deutschen Bahn selten zur Deckung. Der Wagenstandsanzeiger ist das Symbol dieser Kluft. Auf den Bahnsteigen soll er den Standort der Waggons abbilden. Doch oft genug wird er zum unlesbaren Zeichen. »Dieser Zug verkehrt in umgekehrter Wagenreihung«, lautet die Schreckensdurchsage, die das Bild endgültig in pure Fiktion verwandelt. Reisende eilen hektisch zum anderen Ende des Bahnsteigs. Jetzt wissen sie, wofür sie den Flexpreis bezahlt haben. abn
Aufgezeichnet
Politiker auf dem Oktoberfest
»Zefix! Der Klingbeil kann saufen wie a Haushaltsloch!«
Endlich frei. Nach Jahren in Haft ist der ägyptisch-britische Regierungskritiker Alaa Abd el‑Fattah nach Hause zurückgekehrt. Der 43-jährige Bürgerrechtler zählte zu den Führungsfiguren des Arabischen Frühlings in Ägypten. Seit 2013 saß er fast durchgehend im Gefängnis. Internationales Aufsehen erregte sein rund sieben Monate andauernder Hungerstreik im Jahr 2022. Auch in den Wochen vor seiner Entlassung befand er sich im Hungerstreit. Dann wurde er von Staatschef el-Sisi begnadigt. Ob Abd el‑Fattah Ägypten verlassen wird, ist unklar. asa
»Das war der Inbegriff willkürlichen und sprunghaften Handelns.«
US-Bundesrichter Royce Lamberth über den zeitweiligen Baustopp, den die Trump-Regierung gegen den dänischen Windanlagenbauer Ørsted verhängt hatte. Gemäß einem Urteil vom Montag darf der Windpark vor der Küste des Bundesstaats Rhode Island nun fertig gebaut werden.
Geht es um die Zukunft des Standorts, fällt oft das Buzzwort Quantencomputer. Bei diesen Wunderrechnern könne Deutschland was reißen. Aber wie? Quantencomputer könnten zum Beispiel helfen, Flugzeuge nachhaltiger zu machen, verspricht das Start-up Planqc. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat die Münchner diese Woche mit zwei Großprojekten beauftragt. Gemeinsam mit Airbus, der TU München und der Softwarefirma Engys soll Planqc Algorithmen entwickeln, mit deren Hilfe Aerodynamik und Stabilität von Flugzeugen schneller und präziser entwickelt werden können – auf einem Neutralatom-Quantencomputer. Die Gesamtkosten des Hightech-Rechners: 29 Millionen Euro. mhs
Nachgezählt
27,3
Milliarden Euro betrug 2024 die Summe der Im- und Exporte von Gütern zwischen der EU und Indonesien. Beide Seiten schlossen am Dienstag ein Handelsabkommen, um den Warenaustausch auszuweiten.
Tote sind es mindestens gewesen, deren Überreste auf einem Areal in Nürnberg ausgegraben wurden, viel mehr als erwartet worden waren. Es handelt sich damit um den größten Pestfriedhof, der je in Europa entdeckt wurde. Forschende führen ihn auf eine Krankheitswelle 1632/33 zurück.
Das beschädigte Haus sieht aus, als wäre es ein detailgetreues Modell. Doch es ist echt und kündet von einer Katastrophe. Am 28. Mai wurde das Schweizer Dorf Blatten fast vollständig zerstört. Millionen Kubikmeter Schutt und Eis stürzten vom Kleinen Nesthorn und vom Birchgletscher hinab, der Fluss Lonza fand wegen der Geröllmassen keinen Abfluss mehr, es staute sich ein See auf. Die etwa 300 Bewohner waren gewarnt worden und konnten fliehen. Nun hat offiziell der Wiederaufbau begonnen, eine neue Straße ist bereits fast fertig.
SPIEGEL SPEZIAL 2/2025
Mental Health: Was ist los mit mir?
Hilfe finden bei Stress, Angst, Depressionen
Vielen Menschen fällt es heute leichter, über ihre Psyche zu sprechen. Sie erkennen Alarmsignale und suchen Hilfe. Das SPIEGEL SPEZIAL 2/25 beleuchtet den neuen Umgang mit mentaler Gesundheit in Gesellschaft, Medizin, Wirtschaft und Politik. Und zeigt, wie Menschen Depressionen, ADHS oder Anpassungsstörungen bewältigen.
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Teilnehmerin der Moorschnorchel-WM 2017 in der Nähe von Llanwrtyd Wells, Wales
Foto: Matthew Horwood / Getty Images
Ein Graben zwischen Schafweiden nahe der walisischen Kleinstadt Llanwrtyd Wells, das ist der Schauplatz der Weltmeisterschaften im Moorschnorcheln. Fast 200 Teilnehmer aus aller Welt tauchen hier mit Flossen, Schwimmbrille und Schnorchel 120 Yards durch den Schlamm, umgerechnet rund 110 Meter. Seit 1976 gibt es die Wettkämpfe, ein paar Jahre später wurde die erste WM ausgetragen. Es gibt viele Fortbewegungsmethoden: Manche paddeln wie Hunde, der sechsfache WM-Sieger Neil Rutter, 41, vertraut hingegen auf seine »starken Beine«. Verboten sind nur normale Schwimmbewegungen mit den Armen. Auf eines sollten alle Teilnehmer achten: dass der Schnorchel am Mundstück dicht ist.
»Zefix! Der Klingbeil kann saufen wie a Haushaltsloch!«
Leonard Riegel
Foto:
Sayed Hassan / Getty Images
Foto: Laurent Gillieron / EPA
Teilnehmerin der Moorschnorchel-WM 2017 in der Nähe von Llanwrtyd Wells, Wales
Foto: Matthew Horwood / Getty Images
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