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Merkel will Draghi verhindern

Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig?

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich noch nicht damit abgefunden, dass der italienische Notenbankchef Mario Draghi neuer Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) werden soll. Stattdessen erwägt sie, den Italiener als Nachfolger von Dominique Strauss-Kahn auf dem Posten des geschäftsführenden Direktors beim Internationalen Währungsfonds (IWF) ins Gespräch zu bringen. Diese Möglichkeit werde im Kanzleramt erörtert, heißt es. Strauss-Kahn wird seinen Arbeitsplatz in Washington wohl vorzeitig räumen, weil er in seinem Heimatland Frankreich für das Präsidentenamt kandidieren möchte. Merkel schätzt Draghi fachlich, würde ihn als EZB-Chef jedoch trotzdem gern verhindern, weil sie fürchtet, dass ein Vertreter aus dem Schuldenland Italien als oberster Wächter über den Euro den Deutschen kaum zu vermitteln sei. Dennoch dürfte die Kanzlerin bei ihren Personalüberlegungen auf Schwierigkeiten stoßen. Nicht nur hat sich ihr Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) schon für Draghi als Nachfolger für den scheidenden EZB-Präsidenten Jean-Claude Trichet ausgesprochen, ihr dürfte es auch schwerfallen, einen geeigneten Ersatzkandidaten für den Italiener zu finden. Hinzu kommt, das Draghi in der Fachwelt als Geldpolitiker hohes Ansehen genießt.