Saison der Erfolge: Der Ruhrpott rockt
Titel für Schalke und Dortmund Der Power-Pott
Eigentlich trennt Borussia Dortmund und Schalke 04 mehr als alle anderen Bundesligisten. Doch in diesem Jahr vereint die Clubs mehr denn je: Neun lange Jahre gewann keiner der beiden Vereine einen Titel. Und nun räumt das Ruhrgebiet national alles ab, was es zu gewinnen gibt. Dortmund die Deutsche Meisterschaft. Schalke den DFB-Pokal. Und anders als sonst üblich, neiden sich die Erzrivalen die Erfolge des jeweils anderen nicht einmal. Siege stimmen eben milde.
Nachdem Borussia Dortmund seinen Triumph bereits vor Wochen perfekt gemacht hatte, war das königsblaue Revierpendant am Samstag dran. 5:0 hieß es im Pokalfinale gegen einen überforderten MSV Duisburg, dessen Fans ihr Team in Berlin trotz der Niederlage ausgiebig feierten.
Für die Menschen im Ruhrgebiet geht damit eine lange Leidenszeit zu Ende. Zuletzt konnten die Fans von Borussia Dortmund und Schalke 04 in der Saison 2001/2002 jubeln. Der BVB gewann damals wie heute die Meisterschaft, Schalke 04 den Pokal. Geschichte wiederholt sich.
Bittere Jahre für den BVB
Zwischen den Titeln von heute und einst liegen nicht nur neun Jahre, sondern etliche Enttäuschungen für beide Clubs. Für Dortmund ging es seit der Meisterschaft 2002 in der Liga kontinuierlich abwärts. Der negative Höhepunkt war Platz 13 in der Saison 2007/2008 unter Trainer Thomas Doll. Mit einem Team, das nur auf dem Mannschaftsbogen eines war und jegliches Identifikationsgefühl vermissen ließ.
In der Zwischenzeit war der Club nur knapp an der Insolvenz vorbei geschrammt. Die Schulden stiegen auf 118 Millionen Euro. Die fetten Jahre, als Star um Star gekauft wurde, forderten ihren Tribut. 2005 endete die Ära des langjährigen Präsidenten und Geschäftsführers Gerd Niebaum und die von Manager Michael Meier. Die Zeit von Sportdirektor Michael Zorc, Präsident Reinhard Rauball und Geschäftsführers Hans-Joachim Watzke begann. Doch erst als Jürgen Klopp in der Spielzeit 2008/2009 als Trainer übernahm, ging es auch sportlich wieder aufwärts. Bis an die Spitze.
Auf Schalke endete in den Jahren zwischen den Titeln 2002 und 2011 eine Ära: 2006 trat Manager Rudi Assauer zurück. 13 Jahre lang hatte er die Geschicke des Vereins gelenkt. Doch wie in Dortmund häufte der Club unter ihm und seinem Nachfolger Andreas Müller einen gigantischen Schuldenberg an, der den Verein noch heute belastet.
Auch kleinere Vereine aus dem Ruhrgebiet erfolgreich
Zwar lief es, anders als bei Borussia Dortmund, sportlich besser. Enttäuschungen gab es dennoch reichlich: Gleich drei Mal wurde die Meisterschaft nur knapp verpasst. Drei Vizemeisterschaften, 2005, 2007 und 2010, und ein dritter Platz 2008 ermöglichten zumindest die Champions-League-Teilnahme. In Dortmund gab es dagegen zwischen 2004 und 2010 sechs Jahre in Folge überhaupt keinen europäischen Fußball zu sehen.
In der kommenden Saison spielen beide Clubs europäisch, Dortmund in der Champions, Schalke in der Europa League. Im Gefolge der beiden Reviergrößen im Pott geht fast unter, dass auch kleinere Vereine aus dem Ruhrgebiet in dieser Saison extrem erfolgreich waren.
Denn auch wenn der MSV Duisburg im DFB-Finale klar unterlegen war, das Abschneiden in dem Wettbewerb war ein Riesenerfolg. Nicht zu vergessen der VfL Bochum, der es nach äußerst mäßigem Saisonbeginn mit Platz zwölf nach dem 13. Spieltag am Ende noch in die Relegation geschafft hat und dort beim Rückspiel gegen Borussia Mönchengladbach am Mittwoch (20.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) sogar den Bundesliga-Aufstieg schaffen kann. Und noch ein Club aus dem Ruhrgebiet kann bald zur großen Feier laden: Rot-Weiss Essen hat den Aufstieg aus der NRW-Liga in die Regionalliga West sicher.
Wenngleich auch dort kräftig gefeiert werden dürfte, ein ähnlicher Aufmarsch wie in Dortmund, als rund 400.000 Menschen auf die Straßen strömten, ist nicht zu erwarten. Schon eher in Gelsenkirchen, wo am Sonntagabend bei der Ankunft des Schalker Siegerteams am Hauptbahnhof Tausende Anhänger erwartet werden. Das Ruhrgebiet als kollektive Feierbühne. Denn auch in Duisburg werden die Fans zu dieser Zeit auf die Straßen gehen. Ein Autokorso und ein Empfang in der Duisburger Arena sind geplant.
Die Fans im Ruhrgebiet, sich sonst spinnefeind, im Feiern selig vereint.