Kritik an ARD und ZDF CDU-Politiker fordert Handball-WM im Free-TV
Deutsche Handball-Nationalmannschaft: WM-Erfolge nur live im Bezahlfernsehen
Foto: Diego Azubel/ dpaHamburg - Der CDU-Politiker Frank Steffel hat ARD und ZDF bei den Verhandlungen über die TV-Rechte der Handball-Weltmeisterschaft in Katar Sturheit vorgeworfen. Der Obmann im Sportausschuss des Deutschen Bundestages forderte die beiden öffentlich-rechtlichen Anstalten auf, umgehend mit dem Bezahlsender Sky über eine Ausstrahlung der kommenden Spiele der deutschen Nationalmannschaft zu verhandeln, die am Mittwoch (16.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) im Viertelfinale auf Katar trifft.
Das Erste und das Zweite "sollten sofort mit Sky und - wenn die Verträge dies erforderlich machen - mit dem Rechteinhaber sprechen, ob es die Möglichkeit gibt, ergänzend die Spiele bei ARD und ZDF zu übertragen. Das ist meine Erwartung als Gebührenzahler und hat mit Politik gar nichts zu tun", sagte Steffel.
Der Christdemokrat, der auch Präsident des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin ist, wies zudem die Forderungen an die Politik zurück, die Handball-WM auf die Schutzliste des Rundfunkstaatsvertrags aufzunehmen. "Ich halte den Hinweis, dass dies in einen neuen Medienvertrag aufgenommen werden müsste, für Quatsch. Es geht nicht darum, per Gesetz vorzuschreiben, dass Handball im Free-TV empfangen werden muss", sagte Steffel.
Olympische Spiele und Fußball-WM müssen im Free-TV laufen
Durch die sogenannte Schutzliste ist im Rundfunkstaatsvertrag festgelegt, dass "Ereignisse von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung" nicht nur im Pay-TV ausgestrahlt werden dürfen. Dazu zählen derzeit Olympische Spiele und verschiedene Fußballpartien, etwa von Welt- und Europameisterschaften. Handball befindet sich nicht auf der Liste.
ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky hatte der "Süddeutschen Zeitung" gesagt: "Wenn die gesellschaftliche Relevanz einer solchen WM derart hoch ist, müsste die Politik dafür sorgen, dass diese Wettbewerbe künftig garantiert im frei empfangbaren Fernsehen gezeigt werden können."
ARD und ZDF unternehmen keinen weiteren Vorstoß
Nach Steffels Vorstoß konterte Balkausky: "Ich bewundere, wie Herr Steffel die Erfolge der Handball-Nationalmannschaft zur eigenen Popularisierung nutzen möchte. Gleichzeitig ignoriert er alle Vertragsinhalte und Äußerungen des Rechteinhabers Sky." ARD und ZDF würden keine weiteren Vorstöße mehr unternehmen, da der Rechtegeber unmissverständlich mitgeteilt habe, dass es keine Veränderung mehr geben werde.
Auch ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz kritisierte: "Die Aussagen von Herrn Steffel sind von Populismus und wenig Sachkenntnis geprägt." Er wies darauf hin, dass Sky mehrfach auf die Exklusivität seiner Rechte hingewiesen habe. Laut Gruschwitz hatten ARD und ZDF vor einigen Tagen noch einmal beim Rechteinhaber beIN Sports nachgefragt, ob eine kurzfristige Einigung und eine Ausstrahlung der deutschen Spiele im Free-TV möglich sei. "Das ist erneut abgelehnt worden", sagte der ZDF-Sportchef: "Herr Steffel hätte sich vor seinen Aussagen besser informieren sollen."