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Deutscher Basketball in Europa Drei auf dem Sprung

Gleich sechs deutsche Basketball-Teams spielen in den beiden europäischen Top-Ligen. Doch nur drei haben gute Chancen, die nächste Runde zu erreichen. Während der Außenseiter aus Quakenbrück weiter überrascht, enttäuscht Meister Bamberg. Auch Alba Berlin muss kämpfen.
Von Sascha Klettke
Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig?

Ein bisschen gehofft hatten sie ja, die Fans von Alba Berlin: War vielleicht nach der Rekordpartie gegen Sarajevo und dem Sieg im Bundesliga-Spitzenspiel gegen Bamberg die dritte Sensation in einer Woche möglich? Könnte Bundesliga-Tabellenführer Alba den Spitzenreiter der spanischen Liga, DKV Joventut Badalona, schlagen?

Bei beiden Mannschaften fehlte ein Top-Star aufgrund einer Knieverletzung: Die Spanier reisten ohne Ricky Rubio an, ihren 17-jährigen Aufbauspieler, der schon von mehreren NBA-Teams ins Visier genommen wurde. Und bei Alba saß Topscorer Julius Jenkins nur auf der Tribüne. Trotzdem gelang der Start der Berliner: In den ersten drei Minuten stopfte Mannschaftskapitän Patrick Femerling den Ball in den Korb, Aufbauspieler Bobby Brown wurde beim Wurf gefoult, traf trotzdem und verwandelte dazu den fälligen Freiwurf, Goran Nikolic machte Punkte im Schnellangriff. Alba führte 9:8. Doch das sollte nicht so bleiben.

Neben Alba traten gestern Abend noch vier weitere deutsche Basketball-Clubs im Uleb-Cup, vergleichbar dem Uefa-Pokal im Fußball, an. Die Köln 99ers, die Artland Dragons, ENBW Ludwigsburg und die Deutsche Bank Skyliners aus Frankfurt am Main. Immerhin drei Clubs haben zur Halbzeit der Vorrunde gute Chancen, den Sprung ins Sechzehntel-Finale zu schaffen.

Die Kölner hatten mit ihrer jungen Mannschaft zwar einen schwachen Start in die Bundesliga-Saison, in Europa lief es aber besser: Von sechs Spielen haben die Köln 99ers vier gewonnen und stehen damit in ihrer Gruppe auf dem dritten Tabellenplatz, der am Ende der Vorrunde das Weiterkommen bedeuten würde. Der jüngste Erfolg: Ein 87:81 am gestrigen Abend gegen den französischen Club Elan Chalon.

Das Basketball-Team aus der niedersächsischen Kleinstadt Quakenbrück, die Artland Dragons, war die Überraschung der Bundesliga-Playoffs in der vergangenen Saison. Dass sie nun auch im Uleb-Cup in die nächste Runde kommen könnten, überrascht selbst Dragons-Manager Marco Beens. "Wir haben nicht damit rechnen können, dass wir im Moment so gut da stehen", sagte er SPIEGEL ONLINE. Die Bilanz der ersten fünf Spiele: In drei Heimspielen ungeschlagen, auswärts kassierten die Quakenbrücker in Kiew und Sofia deutliche Niederlagen. In Frankreich gab es dann gestern den ersten europäischen Auswärtssieg der Vereinsgeschichte: Die Drachen schlugen Pau-Orthez 79:61 und stehen auf dem dritten Platz in der Gruppe - punktgleich mit dem zweiten aus Sofia. Wenn die Artland Dragons in den verbleibenden vier Spielen nicht einbrechen, haben sie also beste Chancen, in die nächste Runde zu kommen.

Die Frankfurter Skyliners und ENBW Ludwigsburg müssten dagegen weit über sich hinauswachsen, wenn sie im Uleb-Cup noch weiter kommen wollen. Beide haben noch kein Spiel gewonnen und stehen in ihren Gruppen auf dem letzten Platz. Die jüngsten Niederlagen: Ludwigsburg verlor gestern in Frankreich 74:81 gegen Asvel Basket Villeurbanne und die Frankfurter mussten sich zuhause Pamesa Valencia aus Spanien 68:76 geschlagen geben.

Im Kampf um die Aufmerksamkeit haben die Frankfurter ihre deutschen Konkurrenten allerdings übertrumpft: Die Heimspiele der Frankfurter sind die einzigen, die im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sind. Eurosport überträgt die Partien aus der Ballsporthalle. Der Verein lässt die Bilder selbst produzieren und stellt sie dem Sender zur Verfügung.

Schwierige Gruppe für Bamberg

Damit sind die Spiele der Frankfurter auch leichter zu empfangen als die Auftritte der Brose Baskets Bamberg in der Euroleague, der Champions League des Basketballs. Die internationalen Partien des deutschen Meisters werden gegen Bezahlung beim Internet- und Satelliten-Fernsehen Sportdigital.tv live übertragen. Bisher war allerdings erst ein Sieg zu sehen: Vor zwei Wochen gewannen die Franken 78:62 gegen Partizan Belgrad, letzte Woche setzte es dann beim FC Barcelona eine 80:58-Niederlage. Bei Namen wie Barcelona, Real Madrid und Fenerbahce Istanbul können selbst Fußball-Fans verstehen, warum die Chancen des einzigen deutschen Euroleague-Teilnehmers von vorneherein mäßig waren - Bamberg wurde in eine äußerst schwierige Gruppe gelost.

Heute Abend spielen die Brose Baskets beim französischen Meister Chorale Roanne. Mit einem Sieg können sie sich noch Hoffnung auf den Einzug in die nächste Runde machen. Das Hinspiel ging durch einen Drei-Punkt-Wurf in der Schlusssekunde 61:64 verloren.

Ein paar Minuten mithalten

Zurück nach Berlin, zum Spiel von Alba gegen den spanischen Tabellenführer Badalona. Nachdem Alba ein paar Minuten mithalten konnte, zeigte ein kleiner Basketballer seine Klasse, der schon oft in der Max-Schmeling-Halle gespielt hat: Demond Mallet, der nach sieben Jahren in der Bundesliga (Braunschweig, Bamberg, Köln) in diesem Sommer nach Spanien gewechselt war. Für Badalona versenkte er einen Ball nach dem anderen im Korb der Berliner: Insgesamt kam der 1,85-Meter-Mann auf 27 Punkte.

Mallet war nicht der Einzige, der den Berlinern den Unterschied zwischen Top-Teams in Deutschland und Spanien aufzeigte: Der 22-jährige Basketball-Weltmeister Rudy Fernandez machte zwölf Punkte und warf seinen Mitspielern sechs Vorlagen zu. Elf Punkte und fünf Rebounds steuerte der deutsche Nationalspieler Jan-Hendrik Jagla bei, der einen Teil seiner Lehrjahre beim Alba-Kooperationspartner Tus Lichterfelde verbracht hat und der nach mehreren Auslandsstationen und einem erfolgreichen Jahr in Ankara nun in der stärksten europäischen Liga angekommen ist.

Mehrmals versuchten die Berliner, sich der Niederlagen entgegen zu stemmen. Doch nur zwei ihrer 17 Distanzwürfe landeten im Korb - bei den Spaniern traf allein Demond Mallet sieben Dreier. Am Ende stand es 65:80 und Alba Trainer Luka Pavicevic war voll des Lobes über den Gegner: Seiner Mannschaft habe zwar Aggressivität und Energie gefehlt, aber selbst mehr Einsatz hätte gegen Badalona vielleicht nicht gereicht. Auch wenn Pavicevic nach dem Spiel niedergeschlagen wirkte: Wirklich einkalkuliert hatte er einen Berliner Sieg wohl nicht. Um in die nächste Runde des Uleb-Cups zu kommen, muss Alba nicht gegen einen der Favoriten auf den Gesamtsieg gewinnen, sondern vor allem nächste Woche gegen die Mannschaft aus Siauliai. Die Litauer sind der direkte Konkurrenten um den wichtigen dritten Tabellenplatz, auf dem im Moment die Berliner stehen.