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Hackerangriff Sony-Chef sagt sorry

Sony kämpft nach der Hackerattacke gegen das Imagedesaster. Konzernchef Stringer bemüht sich nun um Schadensbegrenzung - und entschuldigt sich bei den Kunden. Für den Konzern könnte der Angriff richtig teuer werden.
Sony-Chef Stringer: Entschuldigung bei Kunden

Sony-Chef Stringer: Entschuldigung bei Kunden

Foto: DANISH ISMAIL/ REUTERS
Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig?

Tokio - Lange hat er geschwiegen, nun äußerte der Sony-Boss sich erstmals zu dem Skandal in seinem Unternehmen. Howard Stringer, Chef des japanischen Elektronikkonzerns, bedauerte am Freitag die Panne, bei der Hacker Daten von mehr als 100 Millionen Nutzern des Playstation-Netzwerks gestohlen haben. Er entschuldige sich für alle Unannehmlichkeiten und Sorgen, die dieser Vorfall bei den Kunden ausgelöst habe, teilte Stringer in einem Blog-Eintrag mit.

Sony hatte am 19. April den Zugang zu dem Netzwerkdienst für die Playstation 3 und zu dem Download-Shop Qriocity gesperrt, die Kunden aber erst eine Woche später darüber informiert, dass Kriminelle die Kundendatenbank geknackt hatten. Später meldete das Unternehmen, dass auch das Netzwerk der Konzerntochter Sony Online Entertainment (SOE) betroffen war.

Der Datenklau könnte für das Unternehmen richtig teuer werden. Larry Ponemon, Experte für Datensicherheit, schätzt den Schaden auf zwei Milliarden Dollar - "konservativ gerechnet". Tatsächlich könnten die Kosten noch wesentlich höher liegen, da auch die Daten von etwa 12,3 Millionen Kreditkarten entwendet wurden. Und eine Kreditkarte zu ersetzen, koste bereits mehr als 20 Dollar, sagt Ponemon. Die Daten von Kreditkarten würden deshalb auch "Kronjuwelen-Daten" genannt.

Am Freitag reagierte der Aktienkurs des Unternehmens, die Sony-Papiere büßten an der Börse in Tokio drei Prozent ein. Ende des Monats legt der Konzern Zahlen vor. Dass die Datenpanne dabei schon zu Buche schlägt, ist zwar unwahrscheinlich. Doch für das Image von Sony ist der Schaden bereits jetzt immens.

Sony sieht sich ausreichend versichert

Das wissen natürlich auch die Sony-Manager - und geben sich nun besonders demütig. Was die Kosten angeht, zeigen sie sich aber zumindest nach außen unbeeindruckt. Das sei alles versichert, sagt ein Sony-Sprecher. "Wir haben eine Vielzahl an Versicherungen, die solche Schäden abdecken." Die Träger seien bereits informiert.

Experten warnen aber, dass sich Sony damit nicht zu sicher sein soll: Versicherungen könnten versuchen, dem Unternehmen Fahrlässigkeit nachzuweisen. Die Frage sei, warum Sony erst nach der Datenpanne angekündigt habe, Systeme zu installieren, die das Netzwerk automatisch gegen Angriffe von außen verteidigen. "Ich frage mich, warum Sony so etwas nicht schon längst hatte", sagt Dan Zeiler von der Sicherheitsfirma American Internet Services. Es gebe noch eine Menge Fragen zu den Praktiken des Unternehmens.

Sony beschuldigt derweil die Web-Guerilla Anonymous, eine Mitschuld an dem Datenklau zu haben. Wegen ihrer Proteste hätten Sony-Mitarbeiter die Eindringlinge nicht so schnell entdeckt. Doch die Vorwürfe sind äußerst vage.